Zum Andenken an Claude Starck

Der Cellist Claude Starck ist am 24. März gestorben. Über drei Jahrzehnte prägte der Höngger als erster Cellist das Tonhalle-Orchester Zürich. Für diese Zeitung blickte er vor sechs Jahren auf sein Leben zurück. Wir erinnern uns an seine Worte.

Claude Starck, aufgenommen im Jahr 2019 für den «Höngger». (Foto: Anne-Christine Schindler)

Die «Höngger Zeitung» hatte im Jahr 2019 das Privileg, einen Artikel über Claude Starck zu veröffentlichen: «Ein Grandseigneur in Höngg» hiess der Text aus der Reihe «Wir sind Höngg». Starck schilderte darin in eigenen Worten sein Leben – eine Vita, die immer wieder von Glücksmomenten durchzogen gewesen sei.

So erinnerte sich der Musiker etwa an seine Abschlussprüfung am Conservatoire National de Musique in Paris im Jahr 1951: Das Cellokonzert von Arthur Honegger war Prüfungsstück – Honegger selbst sass in der Jury. Starck gewann den ersten Preis.

Musik als Rettung und Lebensweg

Geboren 1928 in Strassburg als Sohn eines Organisten, war die Musik von Beginn an Teil seines Lebens. Schon früh liebte er die raren Schallplatten. Dass ihm die Musik nicht nur Freude bereitete, sondern auch das Leben rettete, erzählt sein Sohn Dominik Starck dem «Höngger»: «Er überlebte den Zweiten Weltkrieg gleich zweimal durch die Musik. Er lernte damals intensiv Klarinette, damit er nicht an die Ostfront versetzt wurde – so kam er zur Militärmusik.» Die meisten seiner Schulkameraden kamen in der Folge des Wehrdienstes ums Leben. «Und in Heidenheim war er der letzte Cellist des Orchesters und wurde deshalb nicht an die Front verlegt.»

Nach dem Krieg bereiste Starck die Schweiz, wie er damals schrieb. In Steffisburg lernte er seine Frau Therese kennen – eine Sängerin, deren Nebenfach am Konservatorium die Geige war. Das Paar heiratete 1952 in Paris. Gemeinsam gaben sie Musikunterricht und wurden Eltern zweier Söhne. Dank Thereses Unterstützung und ihrer Bereitschaft, den Unterricht mit den Kindern zu übernehmen, konnte Starck reisen und konzertieren.

Die Liste seiner musikalischen Stationen ist lang: Er studierte beim weltberühmten Cellisten Enrico Mainardi in Rom, spielte beim Ensemble Festival Strings of Lucerne, das sogar durch die USA tourte, und trat als Solist mit dem Kölner Kammerorchester auf. Es folgten Plattenaufnahmen, die schliesslich auch in Zürich Aufmerksamkeit fanden.

Zu Hause in Höngg

1960 wurde Claude Starck als erster Cellist beim Tonhalle-Orchester Zürich engagiert. «Als ich die Stelle in Zürich bekam, suchte ich eine Wohnung in der Nähe des Waldes, mit einer direkten Linie zur Tonhalle – und irgendwo, wo man mich als Musiker annahm.»

Höngg wurde zur Heimat und Starck blieb bis zur Pensionierung im Jahr 1993 bei dem renommierten Zürcher Orchester. Auch nachher blieb das Paar im Quartier. Therese Starck engagierte sich in der Kirchgemeinde und ihr Mann spielte in der reformierten Kirche, zunächst mit dem Organisten Markus Schloss, später mit Robert Schmid.

Grosse Freude bereitete Starck das Hören von Musik, besonders spätromantische Werke. Seine eigenen Aufnahmen hörte er selten. Doch mit Stolz schrieb er, dass seine neun Vivaldi-Sonaten aus dem Jahr 1975 neu aufgelegt wurden und bei der Kritik Anklang fanden: Es war von «Grandseigneur» und «erhabener Eleganz» die Rede.

Wichtiger als solche Ehrentitel aber waren ihm seine Familie, sein Freundeskreis und der Höngger Wald. «Im Wald habe ich einen wunderbaren Weg, den ich noch hundertmal gehen kann, und jedes Mal ist er so schön wie am ersten Tag.»

Vor drei Monaten zog Claude Starck ins Altersheim Riedhof. Bis dahin führte er eigenständig seinen Haushalt – und spielte täglich Cello. Vor drei Wochen erlitt er einen Hirnschlag, von dem er sich nicht mehr erholte. Claude Starck starb am 24. März 2025 im Alter von 96 Jahren.

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