Anfängerglück ist auch nur Glück

Das Volksschiessen des Vereins Armbrustschützen Höngg musste sich dieses Jahr gegen einige Konkurrenzveranstaltungen behaupten. Leer blieb das Schützenhaus aber dennoch nicht.

Nicht nur die Schütz*innen sind konzentriert.

Während auf dem Hönggerberg die jungen Fussballer*innen dribbelten und den Ball aufs Goal feuerten, wurde im Schiesssportzentrum ebenfalls gezielt und geschossen, wie regelmässige Knallgeräusche erkennen liessen. Dazwischen lag ganz idyllisch das Lokal der Armbrustschützen, in dem während dreier Tage das traditionelle Volksschiessen stattfand. Es seien weniger Gäste gekommen als im letzten Jahr, meinte Vereins-Kassier, Heinz Vetsch, während er zwei jungen Schützen ihr Schiessblatt aushändigte. Das mochte daran liegen, dass der Anlass früher stattfand als gewöhnlich, an einem Wochenende, an dem auch sonst viel los war auf dem Hönggerberg und in der Stadt. Oder daran, dass eine Firma, die jahrelang doch 60 Schütz*innen stellte und sich auch kulinarisch verpflegen liess, dieses Jahr nicht teilgenommen hat.

«Blötterli, Zielbild, abdrücken»

Die Erinnerung an das vorletzte Volksschiessen waren der Autorin noch sehr präsent. Auch damals hatte die konzentrierte und ruhige Stimmung für einen fast meditativen Moment gesorgt. Geduldig erklärten die Instruktoren den Schütz*innen, wie die hölzerne, schwere Armbrust geschultert werden muss. Beide Ellenbogen fest auf den Knien abgestützt, Zeigefinger erst durchgestreckt, dann sanft auf den Auslöser und erst im letzten Moment leichter Druck – der Rückstoss ist immer noch ein kleiner Schreckensmoment. «Erst muss die Wasserwaage eingestellt, dann das Zielbild schön zentriert ausgerichtet werden», erklärte ein erfahrener Betreuer, der mit Beat angeschrieben war. «Als letztes muss richtig abgedrückt werden, man kann nicht einfach durchziehen oder hektisch rupfen. Das Ganze muss eine Harmonie ergeben: Blötterli, Zielbild, abdrücken», meinte er mantramässig und lachte. Vor zwei Jahren war das ganz gut gegangen, ein seltsamer Stolz hatte damals die Schützin befallen, als sie sogar einen Kranz mit nach Hause nehmen konnte. Doch dieses Mal war schnell klar: Es war nur Anfängerglück. Die Pfeile trafen zwar immerhin das Schwarze, kamen aber nicht mal in die Nähe der Zehn. Ständig rutschte die Blase der Wasserwaage aus der Balance, und kaum lag sie wieder in der Mitte, war das Zielbild vollkommen asymmetrisch. «Wenn es so einfach wäre, würde ein geübter Schütze ja ständig die volle Punktzahl erreichen», meinte der Instruktor aufmunternd. «Aber Atmung, Wind, Körperspannung und Tagesform spielen eben auch eine Rolle».

Spass vor Ehrgeiz

Nun hätte eine Person mit sportlichem Ehrgeiz so lange weitergemacht, bis sie die Mindestpunktzahl von 41 erreicht hätte. Doch wie auch bei Margot und René Frehner, die in zwei verschiedenen Gruppen für die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SRLG) Höngg angetreten waren, stand der Spass im Vordergrund. «Mein Ziel heute war», erzählte Margot, «alle Pfeile in den schwarzen Bereich zu bringen». Das hat sie geschafft: Strahlend zeigte sie ihre Zielscheibe mit 40 Punkten – sogar eine glatte Zehn war dabei! Auch ihr Mann René hatte die 40 geschafft. «Wir kommen jedes Jahr hierher, manchmal am Abend oder wie heute am Samstag, als Tagesausflug sozusagen», erzählten die beiden. Als Höngger Verein möchten sie mit ihrer Teilnahme natürlich auch die Armbrustschützen unterstützen. Nach geleisteter Schützenarbeit gönnten sie sich ein Schweinesteak, das Präsident Peter de Zordi eigenhändig auf dem Grill vor dem Schützenhaus zubereitet hatte. Dazu gab es verschiedene Salate. Mittlerweile hatten sich auch die Bänke gut gefüllt, drinnen wurde weiterhin gezielt und getroffen. Bis zum Schluss wurden doch 80 Stiche gezählt, keine schlechte Bilanz bei so vielen Konkurrenzveranstaltungen. Margot Frehner belegte übrigens mit der SLRG Gruppe 1 nach der Gruppe Ski-Club Schneehas 1 und der SPGH den dritten Rang unter den Höngger Vereinen.

0 Kommentare


Themen entdecken