Neue Hausbesetzungen in Höngg?

Laut der Gemeinschaft «Alles wird besetzt» wurden am 1. Mai mehrere Häuser in der Stadt Zürich besetzt. Darunter auch Liegenschaften an der Ackersteinstrasse 200 und an der Limmattalstrasse 211. Doch entspricht das der Wahrheit?

Am Gartentor bei der Ackersteinstrasse wurde dieses Com­mu­ni­qué angebracht. (Foto: dad)

«Heute, am 1. Mai 2024, haben wir in Zürich mehrere Häuser besetzt. Liebe Bullen, wir wünschen euch viel Erfolg dabei, herauszufinden, wo wir ab heute überall hausen», das schreibt die Gemeinschaft «Alles wird besetzt» in einer Medienmitteilung. Das Rätselraten wurde aber noch im selben Schreiben scheinbar aufgelöst. Insgesamt seien es neun Häuser in der Stadt Zürich, die angeblich besetzt wurden. Aber entspricht das der Wahrheit? Zwei der Häuser davon befinden sich mitten in Höngg.

Eine der Liegenschaften ist jene an der Ackersteinstrasse 200 in Höngg. Bereits im Dezember 2022 wurde das leerstehende Gebäude, das bald einem Neubau weichen wird, besetzt. Nach nur einem Tag wurde das Haus wieder geräumt. Ein grosses Transparent an der Aussenwand deutet heute auf eine Besetzung hin. Am Gartentor wurde die erwähnte Medienmitteilung angebracht. Die Situation vor Ort ist am Donnerstagmorgen, 2. Mai, ruhig.

Das zweite Höngger Gebäude, das nach Angaben der Gruppierung besetzt sei, ist jenes an der Limmattalstrasse 211. Allerdings liegt als «Beleg» für die Besetzung ein altes Foto der Medienmitteilung bei, eines aus der «Höngger Zeitung»: Im Sommer 2014 wurde das Haus für kurze Zeit besetzt. Ein Augenschein vor Ort lässt aktuell keine Besetzung vermuten. Zumal die Liegenschaft bekanntlich als Gasthaus geführt wird.

Aktuell sind die Besetzungen nicht nachzuweisen. Für Stellungnahmen konnte noch niemand erreicht werden. Wie dem «Tages-Anzeiger» zu entnehmen ist, haben dessen Journalist*innen ebenfalls einige der angeblich besetzten Häuser aufgesucht. Dabei ein Gebäude an der Austrasse 20 in Alt-Wiedikon, das ebenfalls zu den erwähnten neun Häusern zählen soll. Dieses sei aber offensichtlich nicht besetzt, sondern werde von Mieter*innen bewohnt. Die Stadtpolizei bestätigte dem «Tages-Anzeiger» aber, dass bei «allen Häusern Abklärungen laufen».

Solidarität mit «weltweiten Kämpfen»

Die angeblichen Besetzungen erinnern an jene von der Limmattalstrasse 281, die Mitte Dezember 2023 tatsächlich vonstattenging (die «Höngger Zeitung» berichtete). Die Gründe, welche «Alles wird besetzt» heute angibt, sind die gleichen: Die Wohnsituation in Zürich spitze sich zu, die Mieten würden konstant steigen. Die Situation in der Stadt Zürich werde immer schlimmer. «Menschen werden aus ihren Quartieren und Häusern vertrieben, sie müssen weichen für mehr Gewinn», so die Gemeinschaft.    

Das Datum, der 1. Mai, wurde zudem nicht zufällig gewählt. «Wir solidarisieren uns heute, am 1. Mai, mit den Kämpfenden weltweit. Der Widerstand gegen Ausbeutung, Unterdrückung und all ihre Auswüchse müssen auch in Zürich gekämpft werden», heisst es in der Medienmitteilung.

Verwandter Artikel
Ein Zeitzeuge wird belebt. 

0 Kommentare


Themen entdecken