Namensnennung auch im Gemeinschaftsgrab

Das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Hönggerberg soll umgestaltet werden. Danach können die Namen der Verstorbenen auf Plättchen eingraviert und an Steinen entlang eines neu geschaffenen Weges angebracht werden. Das aktuell genutzte Gemeinschaftsgrab ist von den Bauarbeiten nicht betroffen.

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Es ist ein erhabener Blick, den man vom Friedhof Hönggerberg aus hat: Die ganze Stadt liegt einem zu Füssen. Das Fliessende der Landschaft wiederaufzunehmen, das war schon die Intention der Architekten Johann Albert Freytag (1880-1945) und dessen Nachfolger Walter Gachnang, (1892-1983) sowie des Gartenarchitekten Gustav Ammann (1885-1955), die den Friedhof planten. Ammann begründete die moderne schweizerische Gartenarchitektur und gestaltete in Zürich unter anderem die Anlagen der Freibäder Allenmoos und Letzigraben. Errichtet wurde die Begräbnisstätte auf dem Hönggerberg schliesslich 1948. In Anlehnung an die Topografie sind die Wege parallel zum Hang angelegt und von Bäumen gesäumt und leiten so den Blick ins Tal.

Offener und durchlässiger

In den nächsten Jahren wird das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Hönggerberg vollständig belegt sein, noch sind etwa fünf Prozent der Fläche frei. Grün Stadt Zürich plant deshalb eine Erweiterung des Grabes und gestaltet die Umgebung neu. Der runde Bereich des Gemeinschaftsgrabes, wo heute Urnenbeisetzungen gemacht werden, werde von den Bauarbeiten nicht tangiert sein, beruhigt Kathleen Puruckherr, Projektleiterin bei Grün Stadt Zürich, gleich zu Beginn der kurzen Begehung. Die Ruhefrist von 20 Jahren sei an dieser Stelle noch nicht verstrichen. Der neu angelegte, chaussierte Weg führt südlich des heutigen Weges in nordöstliche Richtung, also hangaufwärts, über eine kleine Treppe zum bereits heute vorhandenen Aufenthaltsplatz. Dieser wird vergrössert und durch die Rodung des mittlerweile sehr grossgewachsenen Wacholderbusches heller und offener gestaltet. Schliesslich führt der Weg weiter aufwärts über Teile des bestehenden Moorbeetes, das ebenfalls gerodet werden soll. Der teilweise geschützte Baumstand bleibt bei der Umgestaltung unangetastet und wird um punktuelle Strauchpflanzungen ergänzt. Insgesamt soll der Friedhof durch die verhältnismässig dezenten Massnahmen offener und durchlässiger werden, so Puruckherr. Diesen Effekt mit der beschränkten verfügbaren Fläche zu erreichen, stellte eine Herausforderung dar, die ihrer Meinung nach nun aber gut gelöst worden sei.

Bedürfnisse verändern sich 

Entlang des Weges werden Findlinge aus der Schweiz als sogenannte Steinrippen gelegt. Auf diesen können die Metallplättchen mit den eingravierten Inschriften der Verstorbenen angebracht werden. Beidseitig wird eine Blumenwiese angesät, in welche die Urnen beigesetzt werden. Die Inschriften sollen möglichst in unmittelbarer Nähe platziert werden. Damit schliesst sich Höngg einer Entwicklung an, die sich auf den meisten Friedhöfen der Stadt bereits vollzogen hat. Das Bedürfnis, auch bei Gemeinschaftsgräbern die Namen der Verstorbenen sichtbar zu machen, wurde in den vergangenen Jahren vermehrt geäussert, weiss Paul Meyer, Leiter Bezirk Höngg und Grünau bei Grün Stadt Zürich und Verantwortlicher für die Grünflächen in diesen Bezirken sowie im Friedhof. Es besteht jedoch keine Pflicht, eine solche Inschrift zu machen. Auf Wunsch besteht die Möglichkeit, nachträglich für eine bereits bestattete Person eine Namensnennung zu machen. Der Friedhof wird während der ganzen Dauer der Bauarbeiten, die vom Winter 2021 bis Frühjahr 2022 dauern sollen, zugänglich sein. Der Zugang zum Gemeinschaftsgrab ist ebenfalls gewährleistet. Auch Bestattungen können durchgeführt werden, die Arbeiten werden in dieser Zeit selbstverständlich unterbrochen.

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