In der Grube auf dem Hönggerberg

Es geht voran mit den Bauarbeiten des neuen Physikgebäudes HPQ der ETH Zürich. Ein Besuch vor Ort zeigt eindrücklich, wie umfangreich die Dimensionen des Projektes sind.

Die Grube hat aktuell eine Tiefe von 20 Metern, 8 weitere Meter folgen. (Fotos: dad)
Auch das stille Örtchen darf in der Grube nicht fehlen.
Markant sind die massiven Rohre, die an den Ecken befestigt sind. Es handelt sich um sogenannte Baugrubenspriessungen, die den Druck stabilisieren.
Der Zugang zur Grube erfolgt über ein schmales Treppengerüst.
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Um Physiklabore vor Umwelteinflüssen wie Erschütterungen, Temperaturschwankungen oder Magnetfeldern abzuschirmen, ist ihre Erstellung tief in der Erde sinnvoll. Dort können hochsensible Experimente stattfinden. Die ETH Zürich baut seit rund zwei Jahren auf dem Hönggerberg ein solches Physikgebäude mit dem Kürzel HPQ (die «Höngger Zeitung» berichtete). Es sei, wie die ETH damals mitteilte, das baulich komplexeste Projekt, das sie je realisiert habe. Das Gebäude wird nach den Plänen der Ilg Santer Architekten in Zürich erstellt.

In den Fels hinein

An der Wolfgang-Pauli-Strasse, dort, wo einst die Huber-Pavillons standen, klafft nun eine gigantische viereckige Grube. Die Baustelle ist aus Sicherheitsgründen gut abgeschirmt und bei der Vorbeifahrt schwer zu sehen. Ein Eindruck des Ausmasses entsteht, wenn die Grube von oben betrachtet wird, etwa vom benachbarten HIT-Gebäude – oder von ganz unten in der Baugrube. Daniel Baum, Gesamtprojektleiter HPQ bei der Abteilung Immobilien der ETH Zürich, und die Fachstelle Campus Community Relations luden die «Höngger Zeitung» auf eine Führung ein. Seit knapp sieben Jahren ist Baum in das Projekt involviert.

Die Bauarbeiten gehen voran. Wenn auch leicht verzögert: «Der Baugrund war massiver und daher musste der Terminalplan nach hinten verschoben werden», erklärt Baum. Planmässig wäre die finale Tiefe bereits Mitte des Jahres erreicht gewesen. Das sei nun im nächsten Frühling der Fall, so Baum. Die Grube hat aktuell, von der Wolfgang-Pauli-Strasse aus gerechnet, eine Tiefe von 20 Metern, 8 weitere Meter folgen. «Wir graben in den Fels hinein.» Das habe aber auch einen entscheidenden Vorteil: «Die Bodenplatten des Gebäudes werden im Fels verankert.» Auf ihnen werden künftig die Labore für sensible Experimente gebaut.

Um Vibrationen minimieren zu können, werden diese Laborbereiche schwingungsarm auf gefederten Sockeln gelagert. Die Anforderungen an die Vibrationsarmut sind bei diesen Laboren sehr hoch. Zum Vergleich: Stellt man sich vor, welche Vibrationen ein Mensch noch spüren kann, so dürfen in den speziellen Laboren 130-mal weniger Vibrationen gemessen werden, um die gewünschten Resultate bei den Experimenten nicht zu gefährden. Grosse Störfaktoren sind beispielsweise die am zukünftigen Gebäude vorbeifahrenden Busse.

Ein Pool im Berg

Auffallend an der Grube sind die massiven Rohre, die an den Ecken befestigt sind. Es handelt sich um sogenannte Baugrubenspriessungen, die den Druck stabilisieren. «Wir haben hier sehr hohes Grundwasser», erklärt Baum. Dieses wird fortlaufend abgepumpt: «Stellen Sie sich einen Pool vor, bei dem das Wasser aussen ist, aber von innen abgepumpt wird.» Man baue das Gebäude quasi in den besagten Pool hinein, so Baum. Die Baugrubenspriessungen werden mit dem künftigen Bau des Gebäudes nach und nach abgebaut.

Doch nicht nur die Labore sind der Grund für das tiefe Graben, sondern auch das gesamte Volumen des Gebäudes. So gehören überirdisch angelegte Labor- und Bürogeschosse, ein öffentliches doppelgeschossiges Erdgeschoss und ein Dachgeschoss mit Haustechnikaufbauten dazu. In Zahlen: 15 294 Quadratmeter Arbeitsfläche werden auf 13 Geschossen untergebracht. Hinter dem Gebäude entsteht zudem der neue Teil des Flora-Ruchat-Roncati-Gartens mit einem Teich, der auch als Rückhaltebecken bei Starkniederschlägen dient.

Eine Gemeinschaft

In sechs Jahren soll das neue Physikgebäude, das nach den Energiestandards Minergie ECO sowie SGNI-Gold erschaffen wird und mit 311 Millionen Franken budgetiert ist, eröffnet werden. Nicht nur eine lange Zeit für Baum, sondern auch für die Angestellten, die in diversen Funktionen bei dem Bau engagiert sind. Aktuell seien es, so Baum, rund 30 Bauarbeiter vor Ort und insgesamt über 100 Personen aus Planungsteams, Spezialisten und ETH-internen Teams, die am Projekt beteiligt sind. Wenn der eigentliche Bau des Gebäudes beginnt, steige auch die Anzahl der auf dem Bau arbeitenden Personen. Die Dauer des Projekts sei für alle eine Herausforderung, aber das Engagement sei gross und es entstehe eine Gemeinschaft.

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