Jetzt graben sich die Bagger in die Tiefe

Auf dem Hönggerberg entsteht mit dem neuen Physikgebäude eines der grössten und komplexesten Bauprojekte der ETH Zürich.

Die Bauarbeiten für das neue Physikgebäude auf dem Campus der ETH Zürich haben begonnen. (Foto: ETH Zürich)

Wo einst auf dem ETH-Campus Hönggerberg die Huber Pavillons standen, zwischen den Gebäuden HIL und HIT an der Wolfgang-Pauli-Strasse, rückten Ende Oktober die Bagger an. Sie begannen mit dem Voraushub für eines laut der ETH der baulich komplexesten Projekte der Hochschule, das sie je realisiert hat: das neue Physikgebäude mit dem Kürzel HPQ. Dem Bauprojekt voraus ging die Teilrevision der Bau- und Zonenordnung sowie die Genehmigung der Sonderbauvorschriften (die «Höngger Zeitung» berichtete).

Es gelten hohe Anforderungen, wie die zukünftigen Physik-Labore vor jeglicher Art von Umwelteinflüssen wie Erschütterungen, Temperaturschwankungen und Magnetfelder abgeschirmt sein müssen. Dafür muss eine über dreissig Meter tiefe Grube angelegt werden. «Es wird sich im Laufe des Aushubs zeigen, ob wir mithilfe von Gucklöchern im Sicherheitszaun einen Einblick von der Wolfgang-Pauli-Strasse her ermöglichen können», sagt Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur der ETH Zürich. Wenn die Bauarbeiten wie geplant in der ersten Hälfte vom Jahr 2024 am tiefsten Punkt angelangt sind, wird die Grube tiefer sein als das benachbarte Gebäude HIT hoch ist.

Keine Umwelteinflüsse

In dieser Tiefe werden in Zukunft – der Bau soll im Jahr 2029 beendet sein – hochsensible Physikexperimente stattfinden. Die Rede ist von immer kleineren Computerchips über neue Materialien mit speziellen Eigenschaften oder Bauteile für künftige Quantencomputer, die mit einzelnen Photonen gesteuert werden. «Das Gebäude soll der Spitzenforschung dienen, insbesondere der Quantenphysik, aber auch anderen äusserst zukunftsträchtigen Forschungsgebieten und wird deshalb ein prominenter Forschungsstandort sein», sagt Weidmann.

Realisiert wird das Gebäude von den Ilg Santer Architekten und der Winklmann Bauherrenvertretung in Zürich. Nach Abschluss der Arbeiten wird von den speziellen Eigenschaften des Gebäudes, das 13 Geschosse beinhalten und über eine Hauptnutzungsfläche von 15’294 Quadratmetern verfügen wird, wenig zu sehen sein. «Architektonisch wurde bewusst eine zurückhaltende, unauffällige Erscheinung gewählt», so Weidmann. Hinter dem Gebäude entsteht zudem der neue Teil des Flora-​​Ruchat-​Roncati-Gartens mit einem Teich, der auch als Rückhaltebecken bei Starkniederschlägen dient.

Mitten auf dem Campus

Das Bauen auf dem Campus ist generell eine Herausforderung: Die Lehre und die Forschung müssen trotz der Bauimmissionen reibungslos weiterlaufen. Zudem werde sichergestellt, dass die benachbarten Quartiere so wenig wie möglich von den unvermeidlichen Transportfahrten beeinträchtigt werden.
Das Physikgebäude, das mit den Energiestandards Minergie ECO sowie SGNI-Gold erschaffen wird, ist mit 311 Millionen Franken budgetiert, inklusive einem neuen Erdsondenfeld, das für die Erweiterung des Anergienetzes am tiefsten Punkt angebracht wird. «Die ETH Zürich finanziert den Bau hauptsächlich aus eigenen Mitteln. Eine grosszügige Donation von ETH-​Alumnus und ETH-​Ehrenrat Martin Haefner ermöglichte zusätzlich die Realisierung», sagt Weidmann.

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