Im «Freien Chindsgi» auf dem Hönggerberg

In einem alten Bauernhaus am Lebristweg ist der Freie Kindergarten Hönggerberg zu Hause. Einmal im Jahr lädt er zum Maifest ein. Der «Höngger» war vor Ort und erhielt eine kleine Führung.

Basteln stand am Maifest hoch im Kurs. (Foto: zvg)

Der Freie Kindergarten Hönggerberg ist ein Ort zum Ankommen und Wohlfühlen. Vor über 50 Jahren fand der Verein in dem heute städtischen Bauernhaus ein Zuhause (siehe Kasten). Das Gebäude und das grosszügige Gelände mit Baumhaus laden zum Entdecken und zum Verweilen in der ländlichen Idylle ein.

Einmal im Jahr öffnet der «Freie Chindsgi» seine Tore für das Maifest. So auch vor wenigen Wochen. Bei sonnigem Wetter hallte Kinderlachen auf dem Hof, es wurde geschminkt, gebastelt und T-Shirts wurden bedruckt. In der Scheune tanzten die Kinder in der Disco und ein grosses Buffet bot für alle etwas.

Im «Freien Chindsgi» auf dem Hönggerberg: die Präsidentin Laura Andreoli. (Foto: dad)

Dieses Fest, das zu den grossen Anlässen in der Jahresplanung gehört, ist eine Gelegenheit für den Verein, sein Konzept und den Ort Interessierten aus dem Quartier näherzubringen. «Wir nehmen maximal 16 Kinder auf. Bei uns gibt es die Möglichkeit, dass Kinder schon im Vorschulalter Teil unseres Chindsgi Alltags werden», erklärt Laura Andreoli, Vereinspräsidentin.    

Die Kinder sind somit in der Regel zwischen 3,5 und 6 Jahren alt. Drei Fachpersonen kümmern sich um sie: eine Kindergärtnerin, eine Fachfrau Betreuung mit Sportausbildung und eine Waldpädagogin. Denn jeden Mittwoch ist Waldtag. Dann geht es in den Höngger Wald, wo gespielt, gebaut und gemeinsam das Mittagessen über dem Feuer zubereitet wird.

Am Maifest konnten auch T-Shirts bedruckt werden. (Foto: zvg)

Eltern sind Teil des Konzepts

Die aktive Mitarbeit der Eltern ist zentral. «Der Chindsgi lebt vom Engagement der Eltern», sagt Laura Andreoli. Neben regelmässigen Aufgaben wie dem Kochen und der Wochenendreinigung übernehmen die Eltern verschiedene Ämtli, um den Kindergartenbetrieb am Laufen zu halten. Dazu gehören beispielsweise Gartenarbeiten, das Rasenmähen oder auch die Organisation von Festen.

Der «Freien Chindsgi» verfügt auch über eine Werkstatt. (Foto: zvg)


Die Räumlichkeiten im Bauernhaus sind kindgerecht und liebevoll gestaltet: mit Zeichnungen, kleinen Stühlen und Spielmaterial. Es gibt ein Esszimmer, eine Küche, eine Werkstatt, Spielräume, eine Turnhalle (in der Scheune), Rückzugsbereiche und das «Kreiszimmer» im Dachstock.

«Jeder Tag beginnt hier im Kreis», sagt Laura Andreoli. Die Kinder sitzen beisammen und starten gemeinsam in den Tag, der frühestens um 8 Uhr beginnt und bis maximal 17 Uhr dauert – nach Lehrplan 21.

Die gemeinsamen Essen, wie Znüni, Zmittag und Zvieri werden durch die Eltern frisch zubereitet und sind ein fester Bestandteil des Tagesablaufs. Nach dem Mittagessen folgt eine «Mättelistunde» zur Erholung.

Im «Freien Chindsgi» auf dem Hönggerberg gibt es vieles zu entdecken. (Foto: zvg)

Am Fest selber ist jedoch von Ruhe wenig zu spüren. Die Kinder sind voller Energie und halten alle auf Trab. Auch Laura Andreoli ist wieder gefordert – und so vergeht der Tag wie im Flug. Das Maifest wird jeweils frühzeitig auf der Website des Chindsgi kommuniziert: chindsgi-hoenggerberg.ch

Der Freie Kindergarten Hönggerberg

Der Freie Chindsgi wurde 1971 als einer von elf sogenannten Experimentierkindergärten gegründet. Diese entstanden im Umfeld der Frauenbefreiungsbewegung und der damaligen Studentenrevolten. Zu jener Zeit war die Vorstellung weit verbreitet, dass eine frühe Trennung von Mutter und Kind der kindlichen Entwicklung schade. Gleichzeitig forderten viele Frauen das Recht, neben der Familie auch zu studieren oder berufstätig zu sein. Daraus entwickelte sich ein Konzept, das Familie und Kindergarten miteinander verband – ein Ansatz, der bis heute im Freien Kindergarten Hönggerberg gelebt wird.

0 Kommentare


Themen entdecken