Erinnerungen an einen Wettkönig

Der gebürtige Höngger Michael Sauser trat im Jahr 1998 in «Wetten, dass ..?» auf. Damals sang er auf Nachfrage jede gewünschte Nationalhymne. Am 21. September wäre er 50 Jahre alt geworden.

Aus dem privaten Fotoalbum: Michael Sauser und seine Mutter Elisabeth Promonti nach einem Liederabend in Budapest. (Foto: zvg)

Es gab eine Zeit, in der sich Familie und Freunde an einem Samstagabend vor dem TV-Gerät einfanden und sich gemeinsam Fernsehshows anschauten. Eine der populärsten Shows war und ist «Wetten, dass ..?», die Ende der 1990er-Jahre im Durchschnitt 15 Millionen Zuschauer*innen zählte. Die Schweizer Wetten galten als besonders spannend.

Im März 1998 begrüsste der Moderator Thomas Gottschalk den damals 25-jährigen Michael Sauser aus Höngg. Dieser hatte – im Gegensatz zu anderen Kandidaten – keinen Bagger dabei, dafür ein enormes musikalisches Gedächtnis: Sauser behauptete, er könne sämtliche Nationalhymnen der Welt auswendig singen – in Originalsprache.

Das kam nicht von ungefähr: Bereits zwei Monate zuvor absolvierte Sauser im Olympischen Museum in Lausanne einen «Nationalhymnen-Marathon». Die Basis dazu lag in seinem grossen Interesse am Sport.

Im ZDF wiederholte er sein Können mit prominenter Unterstützung: Dieter Bohlen und Thomas Anders amteten zum einen als seine Wettpaten, zum anderen wählten sie im Geheimen fünf Hymnen aus, die Sauser zu singen hatte. Das war top: Gottschalk brauchte nur eine der fünf Landesflaggen zu zeigen und Sauser begann zu singen.

Er trug alle Hymnen fehlerfrei vor, zum Schluss jene aus der Türkei, und gewann die Wette. Laut Wikipedia war das Publikum so beeindruckt, dass er mit 71 Prozent der Votings zum Wettkönig ernannt wurde.

Wanderjahre

Die Wette verhalf Sauser zu weiteren Auftritten, auch ausserhalb der Schweiz. Drei Jahre später sang er fünf Alben mit Nationalhymnen für den Koch-Verlag ein. Sein grösster Wunsch, einmal an einem internationalen Fussballturnier zu singen, ging leider nie in Erfüllung.

Dabei war der Höngger eigentlich Jurist, wie seine Mutter, Elisabeth Promonti, der «Höngger Zeitung» erzählt. Ursprünglich wollte er sogar Pilot werden, allerdings sei ihm das wegen seiner Sehschwäche verwehrt geblieben. «Mein Sohn war ein humorvoller, engagierter und sprachbegabter Mensch», sagt sie.

Promonti war damals bei «Wetten, dass..?» zugegen und erlebte, wie Sauser anschliessend seinen Weg in die Welt hinaus ging. Die Mutter bezeichnet diese Zeit als «Wanderjahre»: Sauser trat aus dem Scheinwerferlicht und wirkte als Manager von Sängerinnen, Dirigentinnen und vielen andere Begabten der Unterhaltungsbranche. Er kannte sich sowohl rechtlich als auch mit den schönen Künsten aus.

«Er galt als guter Geist seiner Leute und kümmerte sich beispielhaft um alle», so Promonti. Sauser lebte zu dieser Zeit nicht mehr in Höngg, sondern in Wien. Das Reisen war seine Leidenschaft und dank seinem Beruf konnte er diese auch leben.

Mit nur 42 Jahren starb Sauser an den Folgen eines Unfalls in Berlin. Das war vor sieben Jahren. Nun wäre der Sohn von Elisabeth Promonti, die nach der Beendigung ihrer Bühnenkarriere als Opernsängerin selbst im Künstlermanagement tätig war, am 21. September 50 Jahre alt geworden. Die Mutter pflegt die Erinnerungen an den einstigen Wettkönig, es sei ihre Lebensaufgabe.

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