Quartierleben
«Das Gute liegt so nah!»
Die jüngste Bundesfeier auf dem Hönggerberg war erneut ein sehr gut besuchter und stimmiger Anlass. Besonders die Rede von Fritz Meier bleibt vielen in Erinnerung.
22. August 2025 — Daniel Diriwächter
Und das Höhenfeuer loderte: Als am 1. August der Holzstoss in der Abenddämmerung lichterloh brannte, zog dies viele Menschen auf den Hönggerberg – auch solche, die vorher nicht am Fest des Quartiervereins Höngg teilgenommen hatten. Ein traditioneller Anlass, der dank der tatkräftigen Mithilfe des Verschönerungsvereins Höngg und des Turnvereins Höngg zustande kam. Die diesjährige Höngger Bundesfeier begann wie gewohnt auf dem Gelände des Turnvereins um 17 Uhr mit der Eröffnung des Buffets, begleitet von den Klängen des Musikers Klaus Grüninger.
Viele Gäste verfolgten dabei auch den Regenradar auf ihren Smartphones: Kurz nach 18 Uhr zog ein heftiges Gewitter über Zürich, dieses peitschte Wind und Regen auf die Festgemeinschaft und trieb sie ins Turnerhaus. Doch das Unwetter verzog sich so rasch, wie es gekommen war. Weitere Gäste trafen ein, die Kinder rannten wieder auf den Rasen und an den Tischen genoss man die vertraute Gesellschaft und das köstliche Essen, erneut zubereitet von den Mitgliedern des Turnvereins.
Die Stimme aus dem Quartier
In den vergangenen Jahren lud der Quartierverein oft Personen des politischen Lebens ein. Letztes Jahr war es Regierungsrätin Carmen Walker Späh, die über die Freiheit sprach; ein Jahr zuvor referierte ihre Kollegin Silvia Steiner über die «Chefrolle» Zürichs innerhalb der Eidgenossenschaft. Dieses Jahr aber war ein sogenannter Ur-Höngger zu Gast: Fritz Meier. Auf seine Worte warteten viele gebannt. Lokales ist eben Trumpf: Meier war an diesem Abend die Stimme aus dem und für das Quartier.
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Zunächst begrüsste Alexander Jäger, Präsident des Quartiervereins Höngg, die zahlreichen Gäste und sprach seinen Dank an alle Beteiligten aus, was bereits grossen Applaus hervorrief. Dann stellte er den Festredner vor: «Meier ist ein Ur-Höngger und Langläufer», sagte Jäger. Meier stamme aus der Familie mit dem hier bekannten Eisenwarengeschäft, habe Volkswirtschaft studiert und sich einen Namen als Personalchef bei Oerlikon-Bührle gemacht.
Doch warum spielte der Langlaufsport eine so wichtige Rolle? Wer den «Höngger» vom März 2018 gelesen habe, wisse warum, so Jäger: Meier nahm 1969 am ersten Engadiner Skimarathon teil – und seither jedes Jahr, insgesamt 54 Mal. Im Artikel «50 Jahre Engadiner und immer dabei», der auf der Website der «Höngger Zeitung» zu lesen ist, wird von dieser Leidenschaft und seinem Leben erzählt. Am 1. August hatte er jedoch noch einiges mehr zu berichten.
Frisch von der Leber
Ja, er sei ein Ur-Höngger, sagte Meier gleich zu Beginn. Zwar sei er in seiner Sturm- und Drangzeit auch in der Ferne unterwegs gewesen, lange in den arabischen Ländern, doch «das Gute liegt so nah!», sagte er. In Höngg fand Meier seine grosse Liebe: «250 Meter entfernt von dort, wo ich in Höngg aufgewachsen bin.»

Es sei für ihn eine Ehre, diese Rede zu halten, fügte er an. Um seine Gedanken und Aussagen zu bündeln, orientierte er sich an der Schweizer Flagge. «Das Kreuz ist grafisch einfach – vier gleich lange Arme. Und diese Arme stützen sich aufeinander ab.» Der erste Arm zeige nach unten, auf den Grund und Boden. «Wir feiern heute eine Heimat, die seit 1291 besteht, sowie einen multikulturellen Staat, den es seit 1874 gibt», so der Redner. Er betonte: «Unsere direkte Demokratie ist ein Sonderfall und unser Land ist ein Erfolgsmodell.»
Ein Arm zeige nach oben: auf den Himmel oder eine höhere Macht, sei es eine Religion oder die Justiz. Ein weites Feld und Meier erwähnte die, aus seiner Sicht, Schwachstellen in unserem gesellschaftlichen und politischen System. Dabei stellte er niemanden an den Pranger, aber er benannte die Themen, die viele beschäftigen, darunter die 13. AHV-Rente oder auch die illegalen Graffiti in Höngg.
Und da sind die beiden Arme seitwärts, die auf jene Menschen zeigen, die um uns sind, nah und fern. Er erwähnte das Weltgeschehen, aber auch das Quartier Höngg selbst. «Ich glaube, wir sind uns zu wenig bewusst, was für ein grossartiges Angebot wir hier haben, die vielen Vereine, Interessengemeinschaften, die sozialen und kirchlichen Institutionen, die Kreisparteien in allen Farben. Und alle haben ein Bestreben: das Zusammenleben positiv zu gestalten.»
Am Ende seiner Rede bedankte sich Meier für die Aufmerksamkeit und fügte augenzwinkernd hinzu, er hoffe, niemand werde behaupten, er habe die Rede von einer künstlichen Intelligenz schreiben lassen. Die Pointe zum Schluss – und langer Applaus war das Resultat. Meier stellte die Rede der «Höngger Zeitung» zur Verfügung.
Ein überwältigendes Panorama
Schliesslich das bereits erwähnte Feuer: Nach dem Lampionumzug wurde der vom Verschönerungsverein aufgestellte Holzstoss pünktlich um 21.30 Uhr entzündet. Das Panorama war überwältigend: Feuerwerke erleuchteten die Stadt sowie das Limmattal, dazu die Funken des Höngger Höhenfeuers.
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