Coole Bienen

Im Herbst beenden die meisten Bienen ihre Flugzeit. Nicht so die Efeu-Seidenbiene. Für sie herrscht jetzt Hochsaison und diese dauert bis in den November – eine echt coole Biene.

Genüsslich beisst die Efeu-Seidenbiene Staubbeutel auf und sammelt den Pollen in den gelben Höschen.

Wie ihr Name verrät, liebt die Efeu-Seidenbiene Efeu. Und da er erst ab September blüht, haben diese speziellen Wildbienen erst dann ihre Flugzeit. Nähert man sich jetzt einem blühenden Efeu bei Sonnenschein, ist er noch voller Leben. Schmetterlinge wie der Admiral, Fliegen, Wespen und Honigbienen werden vom zarten Duft der unscheinbaren Blüten angelockt. Nur, wie soll man in diesem Gewimmel denn Efeu-Seidenbienen erkennen? «Je länger je besser», könnte man denken, denn im späten Oktober verschwinden die meisten anderen Insekten und übrig bleiben die Efeu-Seidenbienen. Doch sicherer ist, auf eine Biene mit dicht gelbbraun behaartem Brustteil und breiten, durchgehenden beige-weissen Binden an den Hinterleibsringen zu achten. Einmal entdeckt, sieht man die Efeu-Seidenbiene Pollen und Nektar sammeln. Und das muss sie besonders fleissig tun, denn sie lebt solitär, sie hat keine Arbeiterinnen wie die staatenbildenden Bienen. So muss jedes Weibchen innert weniger Wochen ganz alleine für seinen Nachwuchs sorgen. Erst gräbt es einen Gang, gerne in lösshaltigem Boden, auch in Sandkästen auf Spielplätzen, oft in Nachbarschaft von Gängen anderer Artgenossinnen. Darin baut es eine Brutzelle. Diese wird mit seidigen Drüsensekreten ausgekleidet – daher der Name Seidenbiene – und mit einem anderen Sekret, das vor Pilz- und Bakterienbefall schützt, bestrichen. Dann füllt es die Zelle mit Nektar und Pollen von Efeu. Nachdem es ein Ei hineingelegt hat, verschliesst es die Brutzelle und beginnt mit dem Bau der nächsten. Bis zu zwölf werden es schlussendlich sein, wenn das Weibchen den Gang zu guter Letzt auch noch fein säuberlich mit Sand und Steinchen verschliesst. Seine Aufgabe hat es nun erfüllt und wird bald sterben, doch seine Nachkommen überwintern als Larven in den Brutzellen. Sie entwickeln sich im Frühling weiter, gut versorgt mit dem mütterlichen Proviant. Erst ab dem Spätsommer schlüpfen sie als geflügelte Bienen und paaren sich. Sollte anfangs noch kein Efeu blühen, besuchen sie auch Herbstzeitlosen oder sogar invasive Goldruten. Sobald jedoch Efeublüten da sind, gibt es für die Efeu-Seidenbienen nur noch diese und sie machen ihrem Namen alle Ehre.

Übrigens: Ein Höngger-Leser (ein Höngger, der den «Höngger» liest) hat mich zu diesem Artikel motiviert, da er beim Spielplatz des Sonnegg Efeu-Seidenbienen beobachtete. Haben auch Sie einen Tipp oder Wunsch für eine «Höngger-Fauna»?

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