Samariterverein ist 120-jährig und dabei gar nicht veraltet

Interessierte Männer und Frauen des Samaritervereins Zürich-Höngg, kurz SVH, lehren, retten und helfen seit 120 Jahren. Die inhaltlichen und didaktischen Ansprüche beim Unterricht, die medizinischen Kenntnisse und Materialien haben sich in dieser Zeit enorm gewandelt. Die Leidenschaft der Samariter, einen Teil ihre Freizeit für die Erste Hilfe einzusetzen, ist geblieben.

Gruppenbild der Vereinsreise im August beim Bahnhof Brunnen.

2014: War es ein Jahr wie jedes andere für die Höngger Samariter oder doch nicht? Sie nahmen ihre Aufgabe im Bereich Ausbildung sehr ernst. 208 Teilnehmer hörten bei 19 unterschiedlichen Kursen die wichtigste Botschaft der Ersten Hife: Der grösste Fehler ist, nicht zu helfen. Handeln statt zuzuschauen! Die Aktivmitglieder leisteten an 24 Veranstaltungen Sanitätsdienst und fast bei all diesen Anlässen waren Kinder sportlich aktiv. Das ist eine erfreuliche Nachricht in Zeiten der weitverbreiteten Computerspiele. In den 400 Präsenzstunden mussten die Samariter nur ganz wenige ernsthafte Verletzungen behandeln. Zusammen mit dem Blutspendedienst Zürich betreute der SVH die Spendewilligen aus dem Quartier. Diese Anlässe fanden wie gewohnt alle vier Monate statt.

Übung besucht und gleich dem Verein beigetreten

Im Juni und August war auch die Bevölkerung zu den abendlichen Übungen eingeladen. «Gaffer» sein war ausnahmsweise erlaubt, es getrauten sich leider nur wenige, vorbeizukommen. Besucher Jochen Lambmann kam und war so begeistert vom Samariterwesen, dass er sofort dem Verein beitrat.
Als Belohnung für die geleistete Arbeit machten die Aktivmitglieder im August einen abwechslungsreichen Ausflug. Nach der gemeinsamen Zugfahrt nach Luzern teilten sie sich in mehrere Gruppen auf und absolvierten verschiedene Routen mit dem «Foxtrail». Das war eine unterhaltsame Art, diese schöne Stadt von einer neuen Seite her kennen zu lernen. Bei einer Schifffahrt mit Mittagessen plauderten die Samariter ausgiebig und genossen einen der raren Sonnentage dieses Sommers.

Freiwilligenarbeit ist soziale Integration

Das Gesundheitswesen in der Stadt Zürich ist exzellent, rund um die Uhr stehen Fachleute für Rettung, Diagnostik, Therapie und Pflege bereit. Was wäre, wenn durch Sparmassnahmen diese Dienstleistungen gekürzt würden? Was wäre, wenn der Mangel an Fachpersonal im Spital noch akuter würde? Bräuchte es mehr Samariter? Oder geht es eher in die andere Richtung: Die Qualitätsansprüche steigen weiter, auch seriöse Freiwilligenarbeit kann nicht mehr mithalten und der Ruf nach mehr Fachleuten ertönt? «Freiwilligenarbeit sorgt für Austausch ausserhalb des Familien- und Berufsumfeldes und ist somit eine Form von sozialer Integration», sagt François Höpflinger, Soziologieprofessor an der Universität Zürich. Der Samariterverein läuft auf das 125-Jahre-Jubiläum zu. Ein Teil der Verantwortung wird demnächst an einige neue Vorstandsmitglieder übertragen. Niemand weiss, wie stürmisch die Vereinsreise des SVH noch wird. Aber wer mit an Bord will, ist jederzeit herzlich willkommen. (e)

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