«O Musik, bleib bei uns»

Vergangenen Samstagabend führte der Reformierte Kirchenchor Höngg unter der Leitung von Peter Aregger zusammen mit dem Orchester Aceras barock, dem Organisten Robert Schmid, Franziska Wigger, Sopran, Franziska Schnyder, Alt, Daniel Bentz, Tenor und Christian Marthaler, Bass, in der reformierten Höngger Kirche die Bach-Kantaten BVW 139 und BVW 6 und Mozarts Missa solemnis, C-Dur KV 337, auf.

Der Reformierte Kirchenchor Höngg singt (ohne Solisten). Im Vordergrund sind Mitglieder des Orchesters Aceras barock.

Die beiden zur Aufführung gelangenden Kantaten hatte Johann Sebastian Bach 1724 beziehungsweise 1725 in der Leipziger Thomaskirche zum ersten Mal aufgeführt. Vom Aufbau her gleichen sich die beiden Kantaten denn auch, sie unterscheiden sich, dem Predigtthema gemäss natürlich in der Stimmung. So geben denn die dunklen, warmen Cellotöne, denen sich das Orchester anschliesst, die Grundstimmung für den Choral «Wohl dem, der sich auf seinen Gott kindlich verlassen kann».

Vielstimmiger Wechselgesang

Chor und Orchester leisten sich einen vielstimmigen Wechselgesang, dem die Bläser einen eleganten «Begleitfaden» geben. Die folgende Tenor-Arie «Gott ist mein Freund» ist für Daniel Bentz eine Herausforderung, soll er doch gleichzeitig eine klar verständliche Aussage im Stakkatostil, dennoch melodisch und elegant, «hinüber-bringen» – was ihm gut gelingt.
Auch Christian Marthaler überzeugt, wenn er mit seiner tragenden Stimme «doch plötzlich erscheint die helfende Hand» singt. Das Rezitativ und der schlichte Schlusschoral beenden die Kantate fast unvermutet schnell. Die zweite Kantate, «Bleib bei uns, denn es will Abend werden», beginnt mit einem melancholischen Einstieg, dem dann der Chor und die vier Solisten mit aller Kraft «Bleib bei uns» entgegenstellen. Unterstützt werden sie dialogisch von Oboen und Cellis, das Ganze wird ein eindringliches Wechselspiel, dem man sich kaum entziehen kann.

Von Magie und Frieden

Nach einer kurzen Pause, um die Instrumente frisch einzustimmen, formierten sich der Kirchenchor und das Orchester sowie die vier Solisten, um auf den Einsatz des Dirigenten zu warten. Es folgte «Kyrie eleison, Christe eleison…» – ein Anfang von purer Magie – zart, gewaltig, leicht und massiv zugleich, dem dann das «Gloria» fast nahtlos folgte. Beim «Credo», dem Glaubensversprechen, fallen das Solo-Sopran «Et incarnatus est», aber auch die brillante Trompeten- und Posaunenbegleitung durch das ganze Werk auf – ein Effekt, der wohl der Kompaktheit des Kirchenraums geschuldet wird. Die Solo-Arie im Agnus Dei, dem Schlusssatz der Messe, von Franziska Wigger im Duett mit der Oboe gesungen, schliesst mit dem Satz: Gib uns deinen Frieden.
Jemand meinte beim Hinausgehen, dass sich der Kirchenchor selber überboten hätte – dem ist wohl beizupflichten, man möchte aber noch weiter gehen: Peter Aregger verstand es, alle Mitwirkenden von Beginn an bei den Proben auf das mozartsche Gesamtkunstwerk, also Chor, Orchester, Solisten je allein und gleichzeitig mit- und gegeneinander, mit all seinen Klippen und Finessen derart einzustimmen, dass die Aufführung selbst zu einem mitreissenden Moment für alle wurde.

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