Lockere Stimmung am Feldschiessen

Das eidgenössische Feldschiessen war in Höngg ein voller Erfolg: Vom Freitagabend bis zum Sonntagmittag nahmen insgesamt 373 Schützinnen und Schützen teil – das sind 59 mehr als letztes Jahr.

Schon bei der Anmeldung wird viel gelacht, man kennt sich und macht den einen oder anderen Spruch.
Redaktorin Malini Gloor mit Coach Albert Schick – der Gehörschutz darf nicht fehlen – nach dem Feldschiessen.
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Schiessen – ein Sport oder das Hantieren mit einer Waffe? Die Redaktorin des «Hönggers» wollte sich von der Atmosphäre am Feldschiessen selbst überzeugen und schauen, was auf dem Schiessplatz denn «so läuft». Da am jährlichen Feldschiessen jede Schweizerin und jeder Schweizer kostenlos teilnehmen kann, organisierte ihr Bruno Grossmann, Präsident der Standschützen Höngg, den 82-jährigen Coach Albert Schick. Er schiesst seit 55 Jahren bei den Standschützen Höngg und erklärte sich bereit, ihr seine Waffe, eine Ordonnanz- Pistole Modell 49, auszuleihen und zu schauen, dass alles mit rechten Dingen zu und her geht und der Schuss nicht «hine use gaht».

«Was für e ‹Schüüssi› häsch?»

Im Schützenhaus ist Betrieb angesagt: An drei Computeranmeldestationen melden sich die Schützinnen und Schützen – erstaunlich viele Frauen sind anzutreffen – an. Der Umgangston ist locker: «Was für e ‹Schüüssi› häsch?», wird die Redaktorin von Esther Brandenberg gefragt, welche zusammen mit zwei Kollegen die Anmeldungen entgegennimmt. «P 49, Kaliber 7.56», hilft Albert Schick weiter. «AHV-Nummer und Dienstgrad?» – «Im Ernst, müssen Sie dies wissen?» – «Nicht unbedingt. Ist schon okay so», sagt die aufgestellte Schützin, welche ehrenamtlich am Feldschiessen mithilft, genauso wie alle anderen der gut 20 Helferinnen und Helfer, die alle in den fünf Schiess vereinen sind, die auf dem Hönggerberg schiessen. Nachdem das sogenannte Standblatt ausgedruckt ist, geht es in den Schiessstand, wo ebenfalls reges Treiben herrscht. Ausgerüstet mit dem Lärmschutz Pamir geht es nach der Aushändigung der Munition – genau 18 Patronen – zu den Scheiben. Die Schreibende schiesst das Pistolenprogramm über 25 Meter. Schon alleine das Laden will gelernt sein: Um die Sprungfeder des Magazins zurückzudrücken und es zu füllen, ist Kraft nötig, und der Nagellack blättert rasch ab. Nichts für manikürte Fingerchen also. Feuerleiter Iwan Schenker gibt das Kommando, um zu laden, um sich bereit zu machen und schliesslich auch, um zu schiessen. «Merke dir, die Waffe muss immer zur Scheibe gerichtet sein, wenn sie auf der Ladebank liegt – sie darf nicht zum Nachbarn zeigen», erklärt Albert Schick, der für seine 82 Jahre glatt als sportlicher 70-Jähriger durchgehen könnte. Nachdem die Redaktorin geschossen hat, zusammen mit den anderen neun Schützen, werden die Scheiben in den Stand zurückgefahren und die Punkte gezählt. Dies tut auf der Seite der Schreibenden Karin Baschung. Im eleganten Deux-Pièces sitzt sie an einem Tisch, vor sich die Standblätter, und trägt die Punktezahlen ein. «Meine Funktion nennt sich Warner, denn ich schaue, dass der Feuerleiter die Punkte richtig zählt», sagt sie, die extra aus Olten hergekommen ist, um zu helfen. Mit kurzen Pausen wird das Programm geschossen: Drei Schuss Einzelfeuer in je 20 Sekunden, dreimal fünf Schuss Schnellfeuer in 50, 40 und 30 Sekunden. Maximal mögliche Punktzahl ist 180, die Redaktorin erreicht 135 Punkte. «Gar nicht schlecht für den Anfang», meint Coach Albert Schick dazu. «Wenn du etwas üben würdest, würde es für die Anerkennungskarte, welche man mit 153 Punkten erhält, nächstes Jahr locker reichen!» Die beiden sitzen noch kurz zusammen, er erzählt, dass er Anfängerfehler bei ihr gesehen habe, die er von sich selbst kenne, lobt sie für ihre ruhige Hand und sagt: «Gäll, bi eus isch e gueti Stimmig?» Ja, die Stimmung war für eine Aussenstehende überraschend: Locker, lustig und kollegial gingen die Frauen und Männer, darunter viele jüngere, miteinander um. Kein Wunder, trägt das Feldschiessen den Titel des «grössten Schützenfestes der Welt» – da war sogar der strömende Regen egal.

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