Jubiläum im Kraftwerk Höngg

Das Kraftwerk Höngg ist auf der Werdinsel seit 1893 in Betrieb. Seit 2005 ist es auch ein Museum. Am 18. Mai durften der 9999. und der 10 000. Besucher begrüsst werden. Eine Geschichte über Geschichten.

Armin Lusser (mit Bild), rechts neben ihm Martin Fricker und aussen rechts der 10 000. Besucher, Roman Eichmann.

Der Besitzer der Werdmühle, Robert Waser, errichtete 1893 an der Limmat ein privates Kraftwerk. Seit 1973 ist es im Besitz der Stadt Zürich, wird seither vom ewz als Kraftwerk Höngg betrieben und erzeugt jährlich sieben bis acht Millionen Kilowattstunden Strom. Im Maschinensaal des Werks wurde im Mai 2005 ein Kraftwerksmuseum integriert. Die über hundertjährigen Turbinen können zu Demonstrationszwecken heute noch betrieben werden. Mit audiovisuellen Mitteln wird anhand der alten und modernen Turbinen, Generatoren und Reglern erklärt, wie aus ökologischer Wasserkraft Strom entsteht. Und dies an geeigneter Stelle, wurde doch das ewz-Kraftwerk Höngg Ende 2000 als erstes Wasserkraftwerk mit dem Label «naturemade star» zertifiziert. Dieses Label entspricht dem «Bio» bei den Lebensmitteln. Es bescheinigt unter anderem, dass das Kraftwerk Höngg mit seiner Fischtreppe, der hohen Restwassermenge und der naturbelassenen Ufergestaltung die höchsten Umweltstandards erfüllt. Dies und vieles mehr erfuhr auch die Gruppe, welche am 18. Mai Gast auf der Werdinsel war. Armin Lusser, seines Zeichens Kreischef 10 bei der Zürcher Polizei, hatte seine Kollegen der Regionalwache Industrie als Dank für die vielen Einsätze auf Streife, welche sie vor allem an den Wochenenden in Höngg leisten, ins Kraftwerk Höngg geladen. Nach dem ersten Teil empfing Betriebsleiter Martin Fricker die ahnungslosen Uniformierten vor dem Werk mit einem Apéro.

Glückspilz Armin Lusser

Bevor aber der 10 000. Besucher geehrt werden konnte, überreichte Fricker dem 9999. ein Geschenk. Dass ausgerechnet Armin Lusser der Empfänger war, dafür hatte der Betriebsleiter persönlich gesorgt, denn er hatte erfahren, dass Lussers Lieblingszahl die Neun ist. Und weil sich Fricker bei Lusser bedanken wollte für die gute Zusammenarbeit, wenn jeweils, wie er sagte, «unschöne Sachen die Limmat hinunter kommen», sorgte er dafür, dass der Kreischef im rechten Moment über die Schwelle trat. Als offiziell 10’000. Besucher wurde aber Roman Eichmann von der Regionalwache Industrie mit Blumen bedacht. Christoph Busenhart, Betriebsleiter der ewz-Kraftwerke Limmat, warf einen anlass- und publikumsgerechten Blick zurück auf die jüngere Vergangenheit des Werks, als er erzählte, wie der Vorgänger von Martin Fricker eines Montagmorgens bemerkte, dass die Strömung oberhalb des Werks anders als üblich floss. Der Grund: Im Wehr des Kraftwerks hing ein VW Golf. Die aufgebotenen Polizeitaucher fanden den Wagen zur Erleichterung aller leer vor. Einer der anwesenden Polizisten, ein Walliser, hatte seinen ersten Arbeitstag in Zürich. Er befragte Anwohner und bekam von einem die Aussage, dass er diesen Wagen bereits am Sonntag im Wasser gesehen hätte. Warum er denn nicht die Polizei gerufen habe, wollte der Beamte wissen. Die Antwort liess ihn denken, die ganze Geschichte mit dem VW Golf sei ein makabrer Scherz seiner neuen Arbeitskollegen: «Ja, wissen Sie», hatte der Zeuge geantwortet, «hier werfen die Leute dauernd Zeugs in den Fluss, da kann ich doch nicht jedes Mal anrufen.» Erst als der ahnungslose Besitzer des Wagens von der Polizei aus dem Bett geklingelt worden war, liess sich der Walliser überzeugen, dass er keinem Scherz aufgesessen war. Wie und wo der Wagen in die Limmat gelangte, blieb indes ungeklärt. Auch die jährlich 2500 begeisterten Besucher seien kein Scherz, betonte Busenhart abschliessend, sondern mit das Verdienst von Martin Fricker, der sich unermüdlich für «sein» Kraftwerk-Museum einsetzt. Bei anhaltendem Erfolg wird man also auf der Werdinsel bereits 2013 wieder Grund zum Feiern haben.

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