Zwei junge Imker in Höngg

Die Imkerei hat das angestaubte Image, die Passion älterer Herren zu sein: Das Bild des Mannes unter dem netzverhangenen Strohhut, einen «Krummen» im Mundwinkel, hat wohl eine besondere Aura, ist aber unvollständig. Auch Frauen beschäftigen sich mit der Imkerei – und in Höngg seit 13 Jahren auch zwei junge Männer.

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Die Imker vor ihrem Bienenhaus: links Christian, rechts Beat Stiefel.

Alles begann, als die Zwillinge Beat und Christian Stiefel zwölf Jahre alt waren und sie oft ihren Vater zu seiner Arbeit im reformierten Kirchgemeindehaus Höngg begleiteten. Bald zog sie bei diesen Besuchen etwas ganz Besonderes in den Bann: das Bienenhäuschen hinter dem Meierhofplatz. Dieses wurde von Willi Kömeter, einem Arbeitskollegen ihres Vaters, betreut und die zwei schauten ihm begeistert bei seiner Arbeit zu. Besonders die riesigen Schwärme, die ausflogen, faszinierten die Buben sehr. Willi Kömeter förderte dieses Interesse und weihte sie während einem halben Jahr in die Geheimnisse der Bienenzucht ein. Die Jungs lernten schnell und nach dem halben Jahr bekamen sie von ihrem Förderer ein Volk und einen Schwarm Bienen geschenkt. Zuhause im Garten arbeiteten sie nun mit diesen, lernten mehr und mehr, hatten bald drei Völker im Garten und konnten so ihr Wissen immer mehr erweitern. Bloss ein Nachbar mit einer Bienenallergie hatte keine Freude an dem Gartenhobby der beiden.  Doch Beat und Christian hatten Lust, sich noch umfassender den Bienen zu widmen. So horchten sie auf, als sie eines Tages von einem verwaisten Bienenhaus am Waldrand beim Heizenholz hörten. Und sie bekamen die Chance, das idyllisch gelegene Bienenhaus zu pachten und ihre eigene Imkerei aufzubauen. Zehn Jahre später imkern Beat und Christian noch immer im Heizenholz und dies mit grosser Leidenschaft. Als sie damals das Bienenhaus übernahmen, waren noch genau drei Völker ansässig. Mit viel harter Arbeit konnten sie immer mehr Völker ansiedeln und immer mehr Honig produzieren. Letztes Jahr winterten sie 32 Völker ein. Doch der letzte Winter war schwierig, fast die Hälfte der Bienen ging zugrunde: Wärmeeinbrüche verhinderten einen ungestörten Winterschlaf und die Königinnen begannen zu früh zu brüten, Milben machten den Bienen zu schaffen. Viele starben auch, da sie aus dem Nektar von Tannenblüten sogenannten «Betonhonig» produziert hatten, der sehr schnell kristallisiert und von ihnen nicht weiter verarbeitet werden kann – die Bienen verhungerten, obwohl sie eigentlich genug zu essen hatten. Aber auch solche Rückschläge bremsten die Begeisterung der Jungimker nicht. Nun gibt es einfach mehr zu tun: Ableger für neue Völker züchten, die Drohnen von Milben befreien, der Honig muss geschleudert werden und vieles mehr. Frühling bis Spätsommer gibt es viel zu tun und im Sommer sind es locker ein bis zwei Stunden täglich, die Beat und Christian abends bei den Bienen verbringen. Und das, obwohl beide nebst ihrer Arbeit als projektleitende Elektromonteure auch noch in einer beruflichen Ausbildung stecken. Ein volles Programm also für die beiden mittlerweile 25-Jährigen. Aber die Bienen – das sei die beste Erholung nach der Arbeit. Da werde der Kopf wieder frei und der ganze Stress falle ab. Und ihr Hobby sei ihnen in all diesen Jahren noch keinen Moment verleidet gewesen.

Was macht sie aus, diese Leidenschaft?

«Das Verbundensein mit der Natur», kommt die Antwort spontan. Die Ruhe der Bienen, ihr emsiges Arbeiten, das grosse System, das die Bienen verbindet. Ein Teil davon zu sein, das sei faszinierend. Und es ist wirklich so. Es ist beeindruckend, wie hunderttausende kleiner Tiere zu einem Ganzen werden und ein Imker die Tiere in ihrer Arbeit unterstützt, bis am Schluss ein feiner Honig auf dem Tisch steht. Der gestorbenen Völker wegen wird es dieses Jahr allerdings etwas weniger Honig geben und an das Rekordergebnis von 2007, mit fast unglaublichen 550 Kilogramm, wird man dieses Jahr nicht herankommen. Aber es werden trotzdem viele Gläser des wunderbaren Höngger Blütenhonigs zu geniessen sein. Alle Imker (siehe Kasten) sind auch die lokalen Ansprechpersonen, um schwärmende Bienenvölker wieder einzufangen. Ansonsten ist die Feuerwehr unter der Nummer 118 Zuständig. 

Der Honig von Beat und Christian kann über ihre Mutter Silvia Stiefel unter Telefon 044 341 46 93 bestellt oder direkt an der Limmattalstrasse 67 gekauft werden.