Zünfter-Frauen am männerlosen Abend

Seit 2006 feiern nicht nur die Mitglieder der Zunft Höngg, sondern auch ihre Ehefrauen, Partnerinnen und Töchter: Während die Männer den Rechenmahl-Abend zelebrieren, geniessen die Frauen den Abend unter sich genauso – bei einem feinen Nachtessen und spannenden «Lebenseinblicken».

Zum ersten Mal in den acht Jahren seit dem Bestehen des Frauenabends nahmen die Zünfter-Frauen auch am Rechenmahl-Apéro teil, welcher letzten Samstag im Zweifel Fasskeller stattfand. Da Fredy Lamprecht und Robert Straub beide ihr 30-Jahre-Zoift-Jubiläum feierten, sponserten sie den Apéro, bei dem diesmal einiges mehr Leute – sprich Frauen – dabei waren.

Frauen müssen alles doppelt sagen, weil…

Zunftmeister Daniel Fontolliet erwähnte denn auch in seiner wie immer launigen Rede, dass der Lärmpegel heute viel höher sei als üblich. Dies habe aber laut einer witzigen Geschichte auch einen Grund: «Ein Mann sagt zu seiner Gattin, dass laut einer Studie die Männer pro Tag 15 000 Wörter brauchen. Die Frauen doppelt so viele, nämlich um die 30 000. Dies hätte aber auch einen triftigen Grund, wie die Ehefrau ihrem Mann erklärt: ˂Wir Frauen müssen ja auch alles zweimal sagen, damit ihr Männer es endlich kapiert!˃» Gelächter von Frauen und Männern zeigte, dass dies nicht ganz unwahr ist.

Beim richtigen Umzug mitlaufen

Bald machten sich die Zünfter mit ihren Laternen auf den Weg die Regensdorferstrasse hinunter zum Restaurant Desperado/Mülihalde, doch zuvor warnte der Zugchef Thomas Vonrufs, dass die Zünfter aufpassen müssten: «Wenn plötzlich einer neben Ihnen steht, der nur halb so gross ist und eine runde Laterne mit fremden Wappen trägt – dann sind Sie beim falschen Umzug gelandet, nämlich beim Räbeliechtliumzug, der auch heute stattfindet. Aber nicht so schlimm, am Ende erhalten Sie immerhin einen Kinderpunsch und einen Weggen – beim zoiftigen Umzug jedoch ein Nachtessen in der Mülihalde!»

Frauen unter sich

Als die Männer – notabende im richtigen Umzug – von dannen gestiefelt waren, machten sich die Frauen auf ins nahe gelegene Restaurant Im Brühl. Die Sitzwahl war wie immer frei, so dass sich bunt gemischte Tische ergaben. Bei einem feinen Dreigang-Menü sassen 36 Frauen jeden Alters zusammen und lebendige Gespräche entstanden. Die Organisatorinnen Edith Fontolliet und Gerda Hilti erklären, dass es den Frauenabend seit 2006 gibt. Bis und mit 2009 organisierte ihn jeweils Marianne Haffner, welche die Tradition ins Leben rief, eine Höngger Zünfter-Frau aus ihrem Leben erzählen zu lassen. «Es meldeten sich immer einige, die mit den Vorträgen über sich und ihr Umfeld Mut zur Öffnung bewiesen – schliesslich ist es teilweise recht privat, was man von sich erzählt», so Marianne Haffner. Edith Fontolliet merkt an, dass die mitteilsamen Zünfter-Frauen in den letzten Jahren abgenommen hätten, was schade sei: «Es ist immer spannend, einer Frau zuzuhören, die man eventuell nur vom Sehen her im Dorf kennt und von den Zunft-Anlässen. Man lernt sich so einfach besser kennen und schätzen.» Sie ruft die Ehefrauen, Partnerinnen und Töchter der Zünfter auf, sich wieder zahlreicher zu melden: «Am liebsten würden Gerda Hilti und ich sogar eine Warteliste erstellen», meint sie augenzwinkernd.

Vom Haus Sonnegg und «Frölein Glögglihügel»

Dieses Jahr erzählte deshalb eine Nicht-Zünfter-Frau aus ihrem Leben: Claire-Lise Kraft-Illi, Sozialdiakonin in der Reformierten Kirche Höngg, wurde von Edith Fontolliet mit den Worten «Eine Hönggerin, wie sie im Buche steht – sie lebt seit über 50 Jahren hier» vorgestellt. Die Sozialdiakonin erzählte von ihrer Kindheit und Jugend in Höngg, zeigte Fotos ihres Elternhauses und erklärte bei den Ausführungen zu ihrem Berufsalltag, dass sie sich sehr auf das Familien- und Generationenhaus Sonnegg freue. «Wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt, freue ich mich, Sie alle im Herbst 2015 an der Eröffnung begrüssen zu dürfen», so die kinderfreundliche Diakonin, welche auch als Katechetin gearbeitet hat. Bei den Fragen im Anschluss ergab sich zudem die Erkenntnis, dass sie und andere Frauen bei der gleichen Kindergartenlehrerin waren: «Bei Fräulein Schellenberg, die wir als Kinder Frölein Glögglihügel nannten, was sie sicher nicht wirklich lustig fand», erinnert sich Claire-Lise Kraft-Illi zurück.
Während die einen Frauen sich nach dem Dessert auf den Heimweg machten, zogen die anderen noch weiter auf einen Schlummertrunk: «Wichtig ist doch, dass wir den Abend nicht trübselig alleine zuhause verbringen, wenn unsere Männer am Rechenmahl sind, sondern zusammen ebenfalls eine gute Zeit haben – ob mit oder ohne Schlummertrunk», so Edith Fontolliet.

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