Zeit ist Geld

Unsere Redaktorin Dagmar Schräder schreibt über die grossen und kleinen Dinge des Lebens. Heute testet sie etwas unfreiwillig den Wahrheitsgehalt eines Sprichworts.

Dagmar Schräder bringt ihre Gedanken aufs Papier. (Foto: dad)

Es gibt Situationen im Leben, bei denen man sich nachträglich an den Kopf greift. Weil man versucht hat, bei einem auftretenden Problem besonders schlau zu handeln, aber damit alles noch viel schlimmer macht. Das ist mir jüngst widerfahren. Und zwar so: Ich hatte, wie so oft, meinen Tag mit Terminen durchgetaktet. Kam von einem Interview im Frankental, war mit einer Freundin im Rütihof zum Kaffee verabredet und knapp in der Zeit. Und natürlich fuhr mir der Bus direkt vor der Nase ab. Der nächste war erst in 15 Minuten zu erwarten. Blöd.

Doch die findige Journalistin suchte nach einer Alternative. Und wurde in Gestalt eines Mietrollers fündig, der direkt an der Bushaltestelle geparkt war. Also los, nur kurz die App runterladen, Code scannen und losfahren. Funktionierte reibungslos. Die ersten fünf Franken waren zwar schon verbraucht, bevor sich das Gefährt überhaupt in Bewegung gesetzt hatte. Aber sei’s drum!

Pustekuchen!

Mit übersetzter Geschwindigkeit von zehn Stundenkilometern brauste ich den Berg hinauf und traf nur zehn Minuten zu spät im Rütihof ein. Elegant schwang ich mich vom Sattel und wollte eilig die Fahrt beenden. Scannte also den QR-Code erneut und drückte auf den «Fahrt beenden»-Button. Aber Pustekuchen. «Sie haben Ihr Fahrzeug ausserhalb der Parkzone abgestellt», hielt mir die App rotzfrech vor. Also schob ich den Roller ein paar Meter weiter Richtung Strasse. Vergebens. Immer noch nicht in der Parkzone. Langsam wurde es blöd.

Dafür teilte mir die Twint-Anzeige mit, dass ich nun bereits zum zweiten Mal fünf Franken für die Fahrt bezahlt hatte. Ein dritter und vierter Versuch scheiterte ebenso kläglich, bis mir einfiel, mal auf der App nachzusehen, was der Grund sein könnte. Der ganze Rütihof war in der Karte dunkel schraffiert, was soviel bedeutete wie: «Hier abstellen geht nicht.» Erst im Frankental wurde der Bereich wieder heller.

Ein kostspieliger Kaffee

Aber natürlich konnte ich nicht einfach wieder zurückfahren. Meine Freundin war schliesslich auch noch da. Also liess ich den Roller stehen, den Zähler weiterlaufen und widmete mich dem Kaffeeplausch. Beim ersten Schluck schon die Twint-Nachricht: «Die Zahlung von fünf Franken wurde erfolgreich durchgeführt», während ich Neuigkeiten aus meinem Alltag lieferte, dann erneut fünf Franken. Was für ein kostspieliger Kaffee!

Irgendwann musste meine Freundin aufbrechen. Ich bot ihr an, sie ins Frankental zu fahren, sie lehnte dankend ab. Zu albern fand sie das. Also lief sie den Berg hinunter, ich begleitete sie rollend. Kostete mich weitere fünfzehn Minuten oder sechs Franken siebzig. Zwischendurch versuchte ich immer wieder, das System auszutricksen und das Teil loszuwerden. Ging nicht, die App blieb unerbittlich. Bis ganz runter ins Tal musste ich fahren. Endlich wurde ich den Roller los – für den Spottpreis von 30 Franken.

Doch ich hatte keine Zeit für trübe Gedanken, ich musste schnell nach Hause und das Mittagessen vorbereiten für den Sohn. Ich wandte mich zur Bushaltestelle und was erblickten meine müden Augen da? Der dumme Bus fuhr mir gerade vor der Nase ab …

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