Wümmetfäscht 2012: Beschlossen wurde nichts

Generalversammlungen sind meistens und weitgehend eine statische Angelegenheit. So auch die 74. des Quartiervereins (QVH), die am Montag, 6. Juni, über die Bühne des katholischen Kirchgemeindehauses ging.

Vor 102 Stimmberechtigten begrüsste Präsident Ueli Stahel pünktlich alle Mitglieder, Gäste und Ehrengäste. Dann nahm der Abend der Traktandenliste folgend seinen Lauf. Die Stimmenzähler und Protokollreferenten wurden gewählt, Protokolle, Jahres- und Revisorenberichte sowie die Jahresrechnung 2010/2011 meist einstimmig abgenommen und gutgeheissen. Paul Zweifel wurde unter Applaus zum Ehrenmitglied ernannt und von Ueli Stahel verdientermassen als «Patron» alter Schule gewürdigt. Unter Punkt 4 hatte Ueli Friedländer das Projekt «Weinweg Höngg» vorgestellt, in dessen Organisationskomitee er Mitglied ist und zu dessen Gunsten die Anwesenden später am Abend über einen einmaligen Beitrag von 5000 Franken zu befinden haben würden – was sie dann auch wohlwollend taten. Am 22. September 2012 ist die Eröffnung des Informations- und Erlebnisweges über zehn Stationen im Quartier geplant. Danach stellte sich der gesamte Vorstand des QVH erfolgreich der Wiederwahl und auch Präsident Ueli Stahel und Kassier Alexander Jäger wurden in ihren Ämtern einstimmig bestätigt.

Es gibt ein Wümmetfäscht 2011

Die Spannung im Saal stieg erwartungsgemäss erst bei Traktandum 9: «Orientierung über die Weiterführung des Wümmetfäschts Höngg», stand da zu lesen. Stahel eröffnete seine Ausführungen mit den Worten: «Das Wichtigste zuerst: Es gibt ein Wümmetfäscht 2011, verbunden mit einer Gewerbeschau. Damit haben alle Hönggerinnen und Höngger vor Ort Gelegenheit, dem Fest ihre Wertschätzung auszudrücken. Oder sich im Vorfeld als Helfer zu melden, Tombolapreise zu stiften oder das OK Wümmetfäscht direkt ‹mit einem Batzen› zu unterstützen.» Dann präzisierte Stahel den Begriff «Orientierung»: «Es wird hier keine Diskussion und keine Abstimmung stattfinden», verkündete er unmissverständlich. Es würde also nicht so kommen, wie dies Hermann Aebi an der Generalversammlung des Vereins Handel und Gewerbe Höngg (HGH) noch betont hatte: Ob das Wümmetfäscht nur noch alle zwei Jahre durchgeführt wird, bestimme nicht der HGH, sondern der Quartierverein Höngg, waren Aebis Worte damals. «Ob der QVH zum selben Ergebnis kommt wie wir beim HGH oder ob er weiterhin jedes Jahr ein Wümmetfäscht organisieren will, werde man an dessen Generalversammlung sehen», hatte er noch angefügt (siehe «Höngger» vom 26. Mai).

Und in der Zukunft?

Doch der QVH kam an der Versammlung am 6. Juni zu keinem Ergebnis. Ueli Stahel hatte die Fakten nüchtern konstatiert: «Wenn wir auf die Manpower des HGH nicht mehr jährlich zählen können, soll mir jemand sagen, wie man das Fest durchführen soll.» Gemäss den Rückmeldungen, die zu ihm gelangt seien, gebe es drei Strömungen: Die Erste wolle das Fest wie vom HGH vorgeschlagen nur alle zwei Jahre − jeweils mit Gewerbeschau oder Umzug – durchführen; die Zweite wolle es weiterhin jährlich feiern und die Dritte wolle die heutige Form überdenken. Dann stellte der QVH-Präsident überraschend zwei im April dieses Jahres gegründete Vereine vor. Beide haben gemäss ihren Statuten «die Wahrung der allgemeinen Interessen der Quartierbevölkerung von Zürich-Höngg» zum Zweck und sollen «die wirtschaftlichen Bestrebungen zur Gestaltung eines lebendigen Quartier- und Gemeinschaftsgeistes» unterstützen. Während der «Verein Wümmetfäscht Höngg» insbesondere die Wirtschaftsbetriebe organisiert und die Durchführung des Wümmetfäschts mit finanziellen Beiträgen unterstützt, übernimmt der «Verein Quartierfäscht Höngg» dessen Vorbereitung und Durchführung. Die Statuten sind nächstens auf der Homepage des QVH unter www.zuerich-hoengg.ch aufgeschaltet. Ausgearbeitet wurden sie ehrenamtlich von OK-Wümmetfäscht-Chefkassier Werner Flury, wie Emerita Seiler würdigte. Mit der Gründung der beiden Vereine wurde primär verhindert, dass das Höngger Dorffest neu mehrwertsteuerpflichtig wird – was nach verbreiteter Meinung das sichere Aus für den Anlass bedeutet hätte. Rechtlich befinden nun diese beiden Vereine über das «Wann» und «Wie» des Wümmetfäschts. «Mein Vorschlag ist», so Stahel, «dass alle, die Interesse haben − seien es Vereine oder Einzelpersonen − einem oder gar beiden Vereinen beitreten und damit die Verantwortung für das Quartierfest übernehmen.» Dies müsse, um die Diskussion über das «Wie» und «Wann» führen zu können, spätestens bis Ende Oktober 2011 geschehen, denn dann müssten die Vorarbeiten für das Wümmetfäscht 2012 beginnen können. Ansprechperson dafür sei Emerita Seiler. Wobei nicht erwähnt wurde, dass die langjährige Präsidentin des OK Wümmetfäscht ihr Amt nach dem diesjährigen Fest niederlegt und im nächsten Frühling an ihre Nachfolge übergeben wird. Wer dies sein wird, steht noch nicht fest. Aus seiner persönlichen Sicht, so der QVH-Präsident, täte eine Denkpause im Jahr 2012 gut. Dies auch, um Sponsoren und Hilfskräfte nicht in einem Jahr mit zwei Grossanlässen zu überfordern, da ja 2012 der «Weinweg Höngg» eröffnet werde und der QVH seine 75-Jahr-Feierlichkeiten darauf konzentrieren wolle. «Sie kennen meine Haltung», fragte er rhetorisch, «ich gebe das Geld lieber für etwas Nachhaltiges aus als für ein Feuerwerk, das einfach verpufft» − gab das Mikrofon für Stimmen aus dem Saal frei, und bat mit dem Hinweis auf zwei weitere wichtige Traktanden, sich kurz zu fassen. Bescheidene zwei Mal wurde das Mikrofon ergriffen und so konnte bald zu den Abstimmungen über die Teiländerung der QVH-Statuten übergegangen werden. Entgegen dem Vorschlag des Vorstands wurde ein Artikel neu formuliert und angenommen, nach dem ab sofort jährlich über die Höhe des Mitgliederbeitrags abgestimmt werden muss, wie dies in vielen Vereinen üblich ist. Derzeit beträgt dieser bescheidene 20 Franken, welche wohl nicht wenige am Apéro vor und nach der GV bereits «amortisiert» hatten.

Was am Ende des Abends blieb

2013 gäbe es – so wie die Planung sei − wieder ein Wümmetfäscht, hatte Ueli Stahel gesagt und verband dies mit dem Aufruf, dem einen oder andern der beiden neuen Wümmetfäscht-Vereine beizutreten. Und bis dann, so zeigte er sich überzeugt, habe man auch eine Lösung, wie das Fest künftig in einem jährlichen Rhythmus durchgeführt werden könnte. Nur wer die Verantwortung dafür trägt, dass der berühmte Stein – im Höngger Fall wohl ein Trottstein – ins Rollen kommt, darüber scheiden sich die Geister weiterhin. Ist es nun als Präsident des QVH und des Vereins Wümmetfäscht Höngg Ueli Stahel? Oder doch OK-Wümmetfäscht-und Verein-Quartierfest-Höngg-Präsidentin Emerita Seiler? Oder gar jemand Drittes? Ja, orientiert zum Wümmetfäscht wurde an der GV des QVH – vieles bleibt indes im Unklaren. Sicher ist: Das Wümmetfäscht 2011 findet vom 21. bis zum 23. Oktober mit Gewerbeschau statt und die nächste GV des QVH ist am 4. Juni 2012.

0 Kommentare


Themen entdecken