Wohn- und Tageszentrum Heizenholz eröffnet

Am 21. Oktober 1972 wurde die Jugendsiedlung Heizenholz eröffnet. 35 Jahre später war eine Gesamtsanierung unumgänglich. Entstanden sind neue, bedürfnisorientierte Räume in sorgfältig angepassten Gebäuden und ein neues Betriebskonzept. Die neue Nachbarschaft folgt noch.

Monika Weber, Roger Kaufmann und Monika Stocker (von links), bestens gelaunt am Rand der offiziellen Eröffnungsfeier.
Das verbindende Zentrum: die Piazza vor der neuen Cafeteria.
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«Wohn- und Tageszentrum Heizenholz», so lautet heute die offizielle Bezeichnung der ehemaligen Jugendsiedlung Heizenholz. Doch nicht nur der Name hat sich verändert: Aus einer von der Stadt Zürich getragenen Institution ist ein Tageszentrum unter der Trägerschaft der Stiftung Zürcher Kinder- und Jugendheime geworden. «Wir stehen heute auf der Ziellinie eines langen Umstrukturierungsprozesses», so brachte es Roger Kaufmann, Gesamtleiter des «Heizenholz», in seiner Eröffnungsrede vor illustrer Gästeschar auf den Punkt. Die Erleichterung darüber, dass vor allem die zwei Jahre Umbauphase nun vorüber sind, und die Freude über das gelungene Ergebnis waren bei allen Anwesenden spürbar.

Feinfühlige Eingriffe

Begonnen hatte dieser Umstrukturierungsprozess vor zehn Jahren, als die damalige Vorsteherin des Sozialdepartements, Stadträtin Monika Stocker, dem Stadtrat die Auslagerung der Institution an den Kanton und die Gründung einer Stiftung beantragte. Ihre Empfehlung fand Gehör und heute präsidiert Monika Weber, ebenfalls ehemalige Stadträtin, die Stiftung Zürcher Kinder- und Jugendheime, welche sich die Gesamtsanierung zwölf Millionen Franken kosten liess – was annähernd der Bausumme vor 35 Jahren entspricht. Doch der Aufwand hat sich in jeder Hinsicht gelohnt: Das Architektenteam Adriana Stalder und Leo Buol griff konsequent, aber mit Feingefühl in die Struktur der typischen 70er-Jahre-Kuben ein. Aus heutiger Sicht unlogisch erscheinende Raumstrukturen im Innern wurden aufgebrochen, verschiedene betriebliche Nutzungen neuen Räumen zugeteilt, Fensterfronten verändert und dem Aussenraumkonzept mehr Rechnung getragen. Eigentlich müsste man meinen, das «Heizenholz» wäre nicht mehr wiederzuerkennen – doch das Gegenteil ist der Fall: Erstaunlicherweise können selbst langjährige Mitarbeiter nicht sicher sagen, ob gewisse Dinge nun schon immer so bestanden hätten oder neu seien. Die Diashow mit Vorher-nachher-Vergleichen jedenfalls löste Erstaunen aus, als hätte man Bilder aus einer ferneren, anstatt der tatsächlich bloss zwei Jahre zurückliegenden, Vergangenheit betrachtet. Monika Stocker und Monika Weber, beide am offiziellen Eröffnungsakt anwesend, waren vom Ergebnis überzeugt – auch Emilie Lieberherr, die als Gründerin der damaligen Jugendsiedlung Heizenholz gilt, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt wohl noch anschauen, was aus «ihrem Kind» geworden ist, letzten Donnerstag war sie leider verhindert.

Neue Nachbarschaft

Eine der grössten Veränderungen indes steht noch bevor. Als es darum ging, die künftige Nutzung des «Heizenholz» den Bedürfnissen und dem Machbaren anzupassen, wurde beschlossen, auf zwei der mehrstöckigen Gebäude zu verzichten. Das dritte, sowie die drei «Einfamilienhäuser» und das Betriebsgebäude wurden saniert. Die zwei anderen mehrstöckigen Gebäude wurden im Baurecht an die Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk 1 abgegeben, die nun beide Häuser mit einem Erweiterungsbau verbindet und zur Genossenschaftssiedlung Kraftwerk 2 werden lässt. Dies, so Roger Kaufmann, sei seines Wissens eine einmalige Verschmelzung einer stationären Einrichtung der Jugend- und Familienhilfe mit einer Wohnsiedlung. Geplant ist, mit den Bauarbeiten noch dieses Jahr zu beginnen, damit die Gebäude bis 2011 bezugsbereit sind. Das Wohnangebot im neuen «Heizenholz» umfasst insgesamt über 100 Plätze: 62 das Kinder- und Jugendwohnheim, 28 in drei Aussenwohngruppen in der Stadt Zürich, 12 die Mutter-Kind-Wohnagogik mit Platz für vier bis sechs Frauen mit ihren Kindern, sowie eine quartierbezogene Kinderkrippe mit drei Gruppen à zwölf Plätzen und eine Säuglingsgruppe mit sechs Plätzen. Im Auftrag der Stiftung wird normal begabten Kindern und Jugendlichen, die aufgrund von Entwicklungs- und Verhaltensschwierigkeiten oder familiärer Probleme eine gezielte pädagogische Unterstützung benötigen, ein Zuhause geboten. Abgekehrt ist man seit der Ersteröffnung vor 35 Jahren vom Konzept der Langzeitplatzierungen. Heute bleiben die Kinder und Jugendlichen im Durchschnitt noch ein bis drei Jahre im «Heizenholz», dann sollten sie selber – oder ihr Umfeld – wieder fähig sein, in der ursprünglichen Familienform zu leben. Das motivierte Mitarbeiterteam des «Heizenholz», die klaren Strukturen und nicht zuletzt die lebensfroh gestalteten neuen Wohneinheiten bieten dazu einen guten Boden.

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