Wohin bei Notfällen am Samstag?

Die Samstagmorgensprechstunde der Hausärzte aus Höngg und Wipkingen existierte seit über zehn Jahren. Seit Anfang Juli ist sie Geschichte. Der «Höngger» fragte nach dem Warum.

Dr. med. Martin Koenig, Höngger Allgemeinpraktiker und Sportmediziner, koordinierte lange Zeit die Sprechstunden am Samstagmorgen. Er und seine Kolleginnen und Kollegen behandelten von Fällen leichter Infektionskrankheiten über Knochenbrüche bis hin zu Herzinfarktabklärungen Samstag für Samstag alles, was nicht zwingend den Gang zum Notfall bedurfte. «Im Durchschnitt», so Koenig, «kamen fünf Patienten pro Samstagmorgen, was rund einem Drittel einer normalen Arztpraxiskapazität eines Vormittags entspricht.» Die Behandlung konnte praktisch in allen Fällen in der Praxis durchgeführt werden,  Spitaleinweisungen waren höchst selten. Trotzdem wurde der Dienst eingestellt: Seit im März 2009 die Notfallpraxis der Haus ärzte im Waidspital eröffnet hat, kam es zu Doppelspurigkeiten und man beschloss, die Sprechstunde am Samstag ganz der Notfallpraxis zu übergeben, wo ohnehin die meisten Höngger Ärzte Dienst leisten, wie Martin Koenig berichtet: «Sowohl für die Patienten als auch für die Hausärzte bedeutet dies eine deutliche Entlastung.» Die einen wissen nun immer, wo sie sich hinwenden können, und die anderen haben etwas mehr freie Kapazität.

Ein aussterbender Berufsstand?

Kapazität ist im Bereich der Hausarztmedizin in vielerlei Hinsicht ein Schlüsselwort. Martin Koenig, angesprochen auf den schweren Stand und die Zukunft der Hausarztmedizin, hat eine klare Meinung zur Problematik: «Obwohl die Hausarztmedizin kostengünstig und in hervorragender Qualität behandelt, hat sie aus politischen Gründen einen schweren Stand. So nahm in den letzten Jahren durch massiv steigende Krankenkassenanfragen der administrative Aufwand bei den Hausärzten um ein Vielfaches zu. Gleichzeitig werden Hausärzte durch rigide Standes- und behördliche Auflagen zeitlich und finanziell stark strapaziert. Dies bei gleichzeitigen und zumeist willkürlichen Einschränkungen in den Behandlungs- und Diagnosemöglichkeiten. Das bekannteste Beispiel dafür ist die ökonomisch sinnlose Reduktion der Labortarife, obwohl eindeutig bewiesen ist, dass das Praxislabor die kostengünstigste Diagnosemethode ist. Aus diesen Gründen sind immer weniger Medizinstudenten bereit, die anspruchsvolle Tätigkeit des Hausarztes zu übernehmen. Der Druck auf die verbleibenden Praxen steigt, die Leidtragenden sind die Patienten, welche oftmals lange auf einen Termin warten müssen.»

Gesundheitswesen wohin?

Hinzu kommt die Zulassungsbeschränkung an den Universitäten. «Doch werden wir», so Koenig, «nicht nur wegen dem Numerus Clausus künftig weniger Ärzte haben, sondern auch weil rund zwei Drittel der Medizinstudenten Frauen sind, welche später aufgrund familiärer Verpflichtungen zumeist höchstens Teilzeit arbeiten. Und es zieht sie in Fachgebiete, wo Teilzeitarbeit eher möglich ist.» Der Hausarzt alter Schule erwartet deshalb bereits in naher Zukunft das Aussterben seines vollamtlichen Berufsstandes, wie man ihn heute noch kennt und schätzt. Wer hingegen das Studium trotz allem gemeistert hat und später eine eigene Praxis eröffnen will, sieht sich mit einem begrenzten Zulassungsstopp konfrontiert, den das Eidgenössische Parlament bis Ende 2011 verlängert hat: In Umsetzung der Bundesvorgabe gilt im Kanton Zürich eine Zulassungsbeschränkung für Spezialärzte – dagegen dürfen gewisse Fachrichtungen wie Allgemeinmediziner seit Januar 2010 ohne Zulassungsbeschränkung im ganzen Kantonsgebiet selbständig tätig sein. Wie es nach 2011 weitergeht, darüber berät das Bundesparlament – die Diskussionen über das angeschlagene Schweizer Gesundheitswesen dürften noch länger andauern.

Im Notfall berät das Ärztefon unter 044 421 21 21 oder bietet den diensthabenden Notfallarzt auf. Notfallpraxis Waidspital: täglich von 10 bis 22.30 Uhr für einfachere medizinische Notfälle. Ausserhalb dieser Zeiten und für komplexere Notfälle ist die Notfallstation zuständig.