Wo einst Betagte lebten, wohnen heute Studierende

An der Gsteigstrasse 18 steht ein nicht ganz alltägliches Gebäude: mit seiner mehrfarbigen Fassade und den durchgehenden Laubengängen sticht es sofort ins Auge. Aber wer wohnt eigentlich dort?

Dieses Gebäude an der Gsteigstrasse war einst eine Alterssiedlung. (Foto: das)

Seit seiner Erstellung im Jahr 1956 hat sich in der Bewohnerschaft des Gebäudes an der Gsteigstrasse 18 ein Generationenwechsel vollzogen: Ursprünglich wurde es nämlich für ältere Menschen erbaut. Bei seiner Fertigstellung galt es als die erste realisierte Alterssiedlung der Stadt Zürich. In seinem Inneren finden sich 31 Einzimmerwohnungen, alle mit eigenen sanitären Einrichtungen und einer kleinen Küche ausgestattet, die jeweils einer älteren Person zur Verfügung standen.

Charakteristisch für das Gebäude sind nicht nur die durchgehenden Laubengänge, welche die einzelnen Wohnungen auf jedem Stockwerk erschliessen, sondern auch das Farbkonzept, welches die Fassade in einem Muster aus Pastellgelb und -rosa erscheinen lässt. Künstlerisch bedeutsam ist auch das grosse Wandgemälde, das im Inneren den Eingangsbereich des Gebäudes ziert und vom Maler, Grafiker und Plastiker Leo Leuppi in den Jahren 1956 und 1959 erstellt wurde.

Seit 2003 im Besitz der SSWZ

Mit zunehmendem Alter der Wohnanlage und den seit den 1950er-Jahren gestiegenen Ansprüchen an altersgerechtes Wohnen musste die Siedlung allerdings aus dem Inventar der Alterswohnungen entlassen werden. Lifte sind im Haus nämlich keine vorhanden, die Wohnungen daher auch nicht hindernisfrei zugänglich. Ein Umbau des Hauses zu einer den heutigen Ansprüchen genügenden Alterssiedlung war auch nicht ohne Weiteres möglich, nicht zuletzt aufgrund der denkmalgeschützten Gebäudehülle.

Im Hinterhof: Die Wohnungen verfügen alle über einen Balkon. (Foto: das)

Die ETH erstand das Gebäude von der Stadt Zürich und überliess es im Jahr 2003 der Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ) im Baurecht. Die Stiftung führte im Rahmen der Möglichkeiten eine Aussen- und Innensanierung durch, ersetzte die Fenster und baute die vorhandenen Wohnungen zu einem neuen Nutzungszweck um, wie Laila Spilimbergo, die Verantwortliche für Immobilienmanagement und Bauherrenvertretung bei der Stiftung, erklärt.

Seither wird das Gebäude von deutlich jüngeren Menschen bewohnt als in den rund 50 Jahren zuvor: Die Stiftung vermittelt hier bezahlbaren Wohnraum für Studierende der Hochschulen mit Standort in der Stadt Zürich, also UZH, ETH oder der Fachhochschulen.

Diesen steht ausser den komplett möblierten Zimmern noch jeweils ein Balkon oder ein Gartensitzplatz auf der Rückseite des Gebäudes zur Verfügung. Gemeinschaftlich genutzt werden kann die grosszügige Gartenanlage rückseitig des Gebäudes sowie ein Gemeinschaftsraum mit TV. Erschlossen werden die Wohnungen via die durchgehenden Laubengänge, welche sich auf jedem Stockwerk befinden.

Preislich bewegen sich die Zimmer um 890 Franken pro Monat. Für den Einzug gibt es klar definierte Regeln: Voraussetzung ist nicht nur die Immatrikulation an einer der Hochschulen der Stadt, auch die Wohndauer ist auf maximal acht Jahre beschränkt, die Altersgrenze für die Bewohnenden beträgt 28 Jahre. Parkplätze sind keine vorhanden.

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp

Das Gebäude ist eines von insgesamt 18 Liegenschaften, welche die 1987 gegründete gemeinnützige Stiftung innerhalb der Stadt Zürich, verteilt auf sechs verschiedene Stadtkreise, besitzt. Darunter befinden sich neben Gebäuden, die bereits über 100 Jahre alt sind, auch Neubauten, etwa der grosse Bau an der Buchegg- und Rosengartenstrasse, der im Jahr 2020 erstellt wurde. Rund 1700 Zimmer kann die SSWZ den Studierenden in der Stadt anbieten. Für die Bewirtschaftung der Gebäude und die Vermietung der Zimmer ist die WOKO, die Studentische Wohngenossenschaft Zürich, zuständig.

Die Stiftung ist in der Stadt nicht die einzige, die studentischen Wohnraum anbietet. Dennoch kann der Bedarf bei Weitem nicht gedeckt werden: Bei insgesamt, gemäss den von den Hochschulen veröffentlichten Zahlen aus dem Jahr 2023, rund 65 000 Studierenden in der Stadt Zürich, könnten nur rund 11 Prozent des benötigten Wohnraums durch Studentenwohnheime abgedeckt werden, so Laila Spilimbergo.

Gleichzeitig wird gemäss dem Bundesamt für Statistik bis zum Jahr 2033 eine Zunahme an Studierenden von 18 Prozent erwartet. «Wir sind als Stiftung daher ständig auf der Suche nach Liegenschaften und Grundstücken, um diese für Studentisches Wohnen umzunutzen oder neu zu entwickeln», erklärt Spilimbergo.

0 Kommentare


Themen entdecken