«Wir sind bereit»

Nach dreimonatiger Zwangspause führte der Samariterverein Zürich-Höngg vergangenen Mittwoch wieder eine Übung durch. Im Zentrum standen unter anderem Hygiene, Einsatzrucksack und die Repetition des Blutkreislaufes.

In den Einsatzrucksäcken befinden sich auch Halskrausen für Erwachsene und für Kinder.
Wie fliesst das Blut durch den Körper?
Pulsmessen mit Handschuhen – eine neue Erfahrung.
Andrea Nüesch erklärt den richtigen Umgang mit Schutzutensilien.
Das Anbringen der Sauerstoffbrille ist schwerer, als es aussieht.
Wiederbelebung erfordert vollen Körpereinsatz.
Die Gelbwesten leuchten bereits von Weitem.
Schutzhandschuhe kommen üblicherweise bei Berührung mit Körperflüssigkeiten zum Einsatz.
Wertvolles Inventar: Der Übungsdefibrillator.
1/9

Gut gelaunt begrüsste der Übungsleiter des Abends Werner Bader, Vizepräsident, Kursleiter und Samariterlehrer die 16 erschienenen Aktivmitglieder. Gerne hätte er ein paar Fallbeispiele mit den Samariterinnen und Samaritern durchgeführt, doch die BAG Schutzvorschriften liessen dies nicht zu. Immerhin konnte die Übung im Freien stattfinden – auch weil die Ansteckungsgefahr hier tiefer ist als in geschlossenen Räumen. Bader war in seinem Element.

Richtiger Umgang mit Schutzmaterial ist essentiell

Die Einführung machte Andrea Nüesch, die am ersten Posten die Hygienemassnahmen des BAGs erklärte, an die sich natürlich auch der Samariterverein halten muss. Mit Fragen prüfte sie das Wissen ihrer Kolleginnen und Kollegen und füllte Wissenslücken. Gezeigt wurde der richtige Einsatz und Umgang mit Schutzhandschuhen, Masken und Desinfektionsmitteln. Ihr Fazit: Hygiene ist nicht banal, es ist wichtig, die richtige Reihenfolge beim Verwenden der Utensilien einzuhalten. Die Ausrüstung alleine nützt nichts, wenn man sich nicht richtig verhält.

In Gruppen machten sich die Samariterinnen und Samariter anschliessend auf zu den weiteren Posten, um ihre Kenntnisse aufzufrischen und zu vertiefen. Übungsleiter Bader hatte Themen vorgegeben, die Gestaltung der Aufgaben stand den einzelnen Samariterlehrerinnen und -Lehrer an den Posten frei. So behandelte Fredi Schenkel in seiner Übungssequenz das Handbuch Sanitätsdienst. Die Gruppe repetierte den Behandlungsablauf bei ansprechbaren Patienten. In einem Rollenspiel wurde geprüft, ob Atmung und Kreislauf unauffällig sind. Schenkel wollte bei jedem Punkt wissen, was zu tun ist. Beim Fühlen des Pulses erfuhren die Teilnehmenden, ob und wie dies mit Handschuhen möglich ist. Schliesslich wurden Motorik und Sensibilität geprüft und die Person nach ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte befragt. Die Teilnehmenden kamen sehr schnell voran, es waren erfahrene Leute dabei. «Das ist auch das Spannende daran, eine solche Übung zu leiten», sagte Schenkel. «Alle Personen haben durch ihre unterschiedlichen Hintergründe verschiedene Ansprüche, was sie gerne wissen oder üben wollen. Darauf eingehen zu können, und miteinander sogar noch dazu zu lernen, macht Spass.»
Beim nächsten Posten war anatomisches Wissen gefragt: Postenleiter Roger Fontana, selber Experte für Anästhesiepflege liess seine Gruppe den Herzkreislauf auf ein Papier aufzeichnen. «Ist es nun die Vene oder die Arterie, die vom Herz wegführt?», fragte er in die Runde. Am mitgebrachten iPad zeigt er ein animiertes Herz, das Blut pumpt. «Es sind längst nicht alle Vereinsmitglieder im Gesundheitsbereich tätig», sagte Nüesch, «es ist auch keine Voraussetzung, um beim Samariterverein mitzumachen». Am letzten Posten drehte sich alles um die Wiederbelebung. Im Zentrum standen die roten Einsatzrucksäcke, bestückt mit Sauerstoff, Defibrillator, Blutdruckgeräten und weiteren Utensilien, die bei einem Notfallpatienten zum Einsatz kommen können. Priska Bader, Tochter des Übungsleiters und eine von insgesamt vier Baders im Samariterverein – es muss sich um eine Familientradition handeln – repetierte, wie der sogenannte Oxylator, ein Notfallbeatmungsgerät, richtig angewendet wird. Zwei Mitglieder übten an je einer Puppe, wie die Maske richtig angebracht wird, damit die Wiederbelebung funktioniert. Einfach ist das nicht, und es sieht aus, als bräuchte man dazu auch ein wenig Kraft – heute lernt man im Nothilfekurs die Reanimation, aber natürlich ohne Beatmungsgerät.

Schliesslich führte Andrea Nüesch stolz den Übungsdefibrillator vor. Er funktioniert wie das Original, gibt aber natürlich keinen Strom ab. Eine Computerstimme gibt genaue Instruktionen, welche Schritte durchgeführt werden müssen und analysiert, ob er einen Schock auslösen muss. «Dieses Gerät könnte auch für Kinder eingesetzt werden – aber diese haben üblicherweise keinen Herzstillstand – zum Glück», meint Nüesch.

Dann ging es für alle zum fünften Posten: dem gemeinsamen Grillen im Wald, um nach dreimonatiger Pause das Wiedersehen etwas zu verlängern. Obwohl der Verein mit altersmässig durchmischten aktiven Mitgliedern gut aufgestellt ist, freuen sie sich immer über Zuwachs. 2019 leistete der Höngger Samariterverein 470 Stunden Sanitätsdienst. Ob dieses Jahr noch Veranstaltungen durchgeführt werden, an denen er zum Einsatz kommen wird, ist ungewiss. Sicher ist: Er ist bereit. 

0 Kommentare


Themen entdecken