Quartierleben
Wie schätzt die Kundschaft das Angebot in Höngg ein?
In dieser Folge der ersten Auswertungen der Umfrage des Vereins Handel und Gewerbe Höngg (HGH) zur Lage des Höngger Detailhandels präsentiert der «Höngger» exklusiv erste Ergebnisse zur Bekanntheit der Anbieter und wie diese (und ihr Angebot) eingeschätzt werden.
30. Mai 2013 — Fredy Haffner
Der Umfragebogen des HGH war umfangreich und wurde dennoch von 1034 Personen ausgefüllt und retourniert. Entsprechend aussagekräftig sind die nun verfügbaren Auswertungen. Die erste aller Fragen hatte sich nach der Bekanntheit der Geschäfte erkundigt. Im ersten Teil der Frage waren nur die Namen der Grossverteiler vorgegeben, im zweiten Teil mussten Namen von Detaillisten, die man zumindest dem Namen nach kennt, selbst eingetragen werden. Wer die Frage beantwortete, begab sich also vor seinem inneren Auge auf eine Einkaufstour durch Höngg. Die Ergebnisse der Abbildung 2 (rechts) werfen nun mögliche Fragen auf, warum der eine Detaillist besser abschnitt als der andere. Ist die Lage – zum Beispiel zentrumsnah – ausschlaggebend für die Bekanntheit? Doch das Obsthaus Wegmann, im Frankental an der Stadtgrenze gelegen, kommt trotzdem auf 10 % Nennungen: Die Lage allein kann es also nicht sein. Spielen Faktoren wie die allgemeine Präsenz oder die sonstigen Aktivitäten – am Beispiel Wegmanns: Sie sind am Hönggermarkt präsent, inserierten regelmässig im «Höngger» und organisieren seit Jahren das beliebte Chriesifäscht – eine wichtige Rolle bei der Bekanntheit? Oder ist es die Anzahl an Filialen in Höngg, Beispiel Bäckerei Steiner? Oder wie lange man schon ortsansässig ist? Wobei: Alnatura war zur Zeit der Umfrage erst ein halbes Jahr in Höngg und schaffte es bereits auf 26 % Nennungen. Und warum sind andere Geschäfte weit weniger bekannt? Blosser Zufall, weil beim Ausfüllen niemand an sie dachte? Oder kann deren spezialisiertes Angebot – zum Beispiel Kinderartikel oder Textilpflege − auch nur eine beschränkte Anzahl Kunden ansprechen und wird deshalb nicht häufiger genannt? Solche und noch mehr Fragen lassen sich nun stellen. Die individuelle Interpretation der Ergebnisse wird nicht einfach sein und die Konsequenzen, welche die einzelnen Detaillisten daraus ziehen werden, erst recht nicht.
Sympathisch, aber austauschbar
In Frage 7 wurde das Angebot der Detaillisten als Ganzes beurteilt. Auf einer Skala von 1 bis 10 konnte dieses bewertet werden, wobei 1 für sehr negativ und 10 für sehr positiv steht. Die Auswertung (Abbildung 2, unten) zeigt nun folgendes Bild: Das Angebot wurde in den Kriterien «sympathisch », «sauber», «sicher» und «bequem » überall mit einem Wert über 7 eingestuft, was gut bis sehr gut ist. Was aber zu denken geben sollte, ist, dass das Angebot gleichzeitig mit Werten von 5 oder darunter als eher «gewöhnlich», «austauschbar» und «langweilig» bewertet wird, anstatt – was ein positives Merkmal wäre und sein müsste, um als Einkaufsort attraktiv und im Gespräch zu sein – als «exklusiv», «einmalig» und «erlebnisreich ». Auch die Bewertungen zwischen «altmodisch» und «modern» (5,85), «teuer» und «preiswert» (5,27) sowie «ausgestorben» und «lebendig» (5,94) sind zwar über dem Mittel, lassen aber eindeutig zu wünschen übrig.
Zufriedenheit mit Einkaufsangebot in Höngg
Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Anschlussfrage: «Wie zufrieden sind Sie mit dem Angebot an Detail-/Fachhändlern in Höngg als Ganzes hinsichtlich der folgen auf den Kriterien?» wurde gefragt. Die Zehnerskala ermöglichte eine Abstufung zwischen « indiskutabel/sehr schlecht» und «sehr gut/hervorragend » Die Bestnote (8,05) erhielt das Verkaufspersonal, das als freundlich und hilfsbereit wahrgenommen wird und dem gleichzeitig mit 7,77 ein hohes Fachwissen und Kompetenz attestiert wird. Mit 7,83 ebenfalls als gut bis sehr gut bewertet werden die Ladenöffnungszeiten − auch wenn sie sehr uneinheitlich sind, wie eine vom «Höngger» intern gemachte Auswertung ergab. Denselben Wert (7,83) erhielt das Kriterium «Erreichbarkeit mit Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuss, Parkplätze und Verkehrssituation ». Wenn also künftig an der Verkehrs- oder Parkplatzsituation in Höngg etwas verändert werden soll, dann sollte der heutige Standard für alle Verkehrsteilnehmer, ob motorisiert oder zu Fuss, zumindest bewahrt werden. Die Gestaltung der Läden, was Einrichtung, Dekoration und Warenpräsentation anbelangt, wurde über das ganze Angebot betrachtet mit der Note 7,15 bedacht. Ebenfalls gut, auch wenn es immer wieder anders zu hören war in der Vergangenheit, schneidet mit 7,04 die Kinderfreundlichkeit ab. Deutlich weniger gut aber − und damit kongruent zu den Antworten auf die Frage nach dem «Angebot als Ganzes» − wird mit 5,6 die Auswahl an Geschäften bewertet. Am schlechtesten von allem aber: Die Verpflegungsmöglichkeiten erhalten mit 5,43 eine Bewertung knapp über dem Mittelmass. Fazit: Auch wenn die Auswahl an Geschäften nur gerade gut durchschnittlich ist und man sich vor Ort knapp genügend verpflegen kann, so ist doch immerhin alles gut erreichbar, zu annehmbaren Zeiten offen, das Angebot ist gut präsentiert und man trifft auf sehr freundliches und kompetentes Verkaufspersonal. Was also will man mehr, liesse sich fragen?
Was fehlt und was ist unverzichtbar?
75 % der Antwortenden sagten, dass es in Höngg einen oder mehr Detaillisten gebe, welche für sie unverzichtbar seien – gleichzeitig gaben aber auch 18 % an, dass es dies nicht gebe – oder anders betrachtet: Diese 18 % könnten zumindest im Notfall – von dem wohl niemand hofft, dass er je eintreten wird − auf alle Angebote in Höngg verzichten. So betrachtet eine erschreckend hohe Zahl, wenn man bedenkt, was Detaillisten − mal ganz abgesehen vom Verkauf ihrer Produkte − sonst noch alles zu einem lebendigen Höngg beitragen. Warum dem so ist, lässt sich vielleicht anhand der Anschlussfrage beantworten: Gefragt, ob es denn bestimmte Geschäfte respektive Angebote gebe, die man in Höngg erwartet, aber nicht findet, bejahten exakt 75 % und nur 19 % verneinten. Drei Viertel aller Antwortenden vermissen also gewisse Angebote vor Ort. Ob wohl jene 18 %, die auf alles verzichten könnten, jenen Anteil an den drei Vierteln ausmachen, die ob den fehlenden Angeboten dermassen frustriert sind, dass sie bereits gar nicht mehr erwarten und gleich ausserhalb von Höngg einkaufen? Welche Angebote konkret vermisst werden und von welchen es sicher nicht noch mehr braucht, dazu mehr in der Ausgabe vom 6. Juni.
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