Wie ein Papierschiffchen

Auch in diesem Jahr kreierte der Betonkanu-Verein der ETH Zürich aus speziellen ­Materialien ein noch nie dagewesenes Paddelboot. Mitte April fand die offizielle Taufe statt. Dann folgte eine erfolgreiche Regatta in Eindhoven.

Vereinte Kräfte sind notwendig, um das Kanu ins Wasser zu heben. (Foto: das)

Bauingenieure konzentrieren sich bei ihren Tätigkeiten meist auf die Konstruktion komplexer Bauwerke im Hoch- und Tiefbau. Doch eine Gruppe angehender Bauingenieure der ETH Zürich frönt nebenbei einem ganz besonderen Hobby: der Konstruktion von Betonkanus. Alljährlich entwirft der Betonkanu-Verein, dessen 40 Mitglieder sich neben zukünftigen Bauingenieuren auch aus Studierenden anderer Fachrichtungen zusammensetzen, ein oder zwei Modelle der schwimmenden Untersätze. Aus Beton. Und ja, jedes Jahr müssen sie den staunenden Gästen ihrer Schiffstaufe erklären, dass Beton schwimmen kann.

Heunetze als Stütze

Mit der Konstruktion geht es den Studierenden nicht nur darum, sich mit dem Baumaterial auf kreative Art und Weise auseinanderzusetzen, sondern auch darum, nachhaltige Konzepte anzuwenden und auszuprobieren, die vielleicht irgendwann in einem anderen Rahmen Verwendung finden könnten. Jedes Jahr erfinden sie neue Wege, ihre Kanus zu konstruieren. Dieses Mal kombinierten die Vereinsmitglieder für die Konstruktion Beton mit den Recyclingmaterialien gebrauchter Verpackungsnetze. Aus Pappelsperrholz wurde eine Hauptschalung erstellt, die dann lagenweise mit Beton und ausgedienten Heunetzen ausgekleidet wurde. Herausgekommen ist ein formschönes, glattes Kanu, das ein wenig an ein Papierschiffchen erinnert.

Ab ins Wasser damit

Anfang Mai sollte «Netted», so der Name des Kanus, an der Betonkanu-Regatta in Eindhoven beweisen, dass es nicht nur schön aussieht, sondern auch gegen andere Boote konkurrieren kann. Doch dafür musste es zunächst offiziell getauft werden. Zu diesem Zweck lud der Betonkanu-Verein am 16. April zur feierlichen Taufzeremonie auf den Hönggerberg ein. Nach einer Begrüssung und erklärenden Ausführungen zur Vorgehensweise durch die Vorstandsmitglieder Katharina Tomaselli, Franziska Banz und Yves Weber durften die rund 50 Gäste der Jungfernfahrt des rund 120 Kilogramm schweren Gefährts im kleinen Teich auf dem ETH-Campus beiwohnen.

Eine Ehrenrunde

Vier Vereinsmitglieder übernahmen die Aufgabe, das Boot ins Wasser zu bringen. Angesichts der kühlen Temperaturen und der Fragilität des Konstrukts keine ganz leichte Aufgabe. Auf zwei Tragriemen, je zwei Träger auf jeder Seite, schulterten die jungen Herren ihr Kanu und transportierten es behutsam zum Ufer des Teichs. Tina von Massenbach, Vorstandsmitglied des Vereins, wurde die Ehre zuteil, das Kanu auf seiner Jungfernfahrt zu manövrieren. Unter dem Beifall der Zuschauenden drehte sie eine vorsichtige erste Ehrenrunde, bevor der schwimmende Untersatz wieder aus dem Wasser gehoben wurde.

Test bestanden: Die zwei Semester Arbeit, welche die Studierenden in die Entwicklung des Bootes gesteckt haben, haben sich gelohnt. Schnell wurden noch einige kleine Stellen begutachtet, an denen etwas Wasser eingetreten ist. Diese galt es bis zum Start der Regatta noch auszubessern. Anschliessend wurde auf das gelungene Projekt angestossen.

Erfolgreiche Teilnahme

Kurz vor Redaktionsschluss wurde das Resultat aus Eindhoven bekanntgegeben: In der Rennkategorie erreichte der Verein den zweiten Platz. Zusätzlich wurde er zum beliebtesten Team der Regatta gewählt.

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