Werdinsel-Openair abgesagt

Das elfte Werdinsel-Openair wird nicht stattfinden. Wenigstens nicht dieses Jahr. Die Auflagen der Stadt sind für den Verein zu restriktiv ausgefallen.

Ende 1998 initiierten die Jugendarbeit der Stadt Zürich, die beiden Höngger Kirchgemeinden und die Pfadiabteilung St. Mauritius Nansen ein Nachfolge-Projekt für die seit den Neunzigerjahren im Garten des «Sonnegg» unregelmässig stattfindenden Konzerte unter dem Titel «Höngger Openair». Daraus entstanden ist das Openair auf der Werdinsel, das am 11. September 1999 zum ersten Mal stattfand und sich in seinem zehnjährigen Bestehen zu einem festen Wert im kulturellen Leben Hönggs entwickelt hat. Letztes Jahr, anlässlich des Jubiläums, erhielt der ehrenamtlich tätige, nicht gewinnorientierte «Verein Werdinsel-Openair Zürich» eine Ausnahmebewilligung für zwei Tage. Der Aufwand für den Auf- und Abbau der Infrastruktur – und damit die finanzielle Belastung – ist für zwei Tage gleich gross wie für einen. Doch bei zwei Tagen lässt sich das finanzielle Risiko besser kalkulieren und Sponsoren, auf die der Verein angewiesen ist, sind leichter zu gewinnen. Am 16. März dieses Jahres reichte der Verein deshalb erneut ein Bewilligungsgesuch für einen zweitägigen Anlass ein. Unterstützt wurde er dabei von der IG Anwohner Werdinsel, der Arbeitsgruppe für Sicherheit und Sauberkeit (SISA) Werdinsel, dem Quartierverein Höngg sowie Vertretern der Stadtpolizei.

Am 6. April noch alles okay

An der Versammlung der SISA Werdinsel am 6. April standen alle Signale noch auf Grün, doch acht Tage später gab das Büro für Veranstaltungen des Polizeidepartements von Stadträtin Esther Maurer in einem Schreiben einen abschlägigen Bescheid. Mit einem Verweis auf einen Stadtratsbeschluss vom Juli 2001, worin es heisst, dass bei wiederkehrenden Veranstaltungen die Rahmenbedingungen nicht ausgedehnt werden dürften, wurde das Gesuch abgelehnt. Zudem sei die Bewilligung letztes Jahr explizit einmalig mit dem Hinweis auf den Jubiläumscharakter des Openairs erfolgt. Bewilligt wurden für einen Tag im August zwei Konzertblöcke zu vier beziehungsweise drei Stunden, mit Konzertschluss um 22.30 Uhr. Dazwischen dürfte nur «leise Hintergrundmusik ohne DJ» gespielt werden und um Mitternacht müsse Ruhe einkehren. Immerhin wurde der Barbetrieb bis 2 Uhr bewilligt, dies aber «ohne präjudizielle Wirkung für gleiche oder ähnliche Gesuche». Und sollten Beschwerden eingehen, so müsste umgehend nach der Veranstaltung entschieden werden, in welcher Form eine weitere Gesuchseingabe noch prüfbar wäre.

Akzeptanz in der Bevölkerung?

In der Begründung für den jüngsten Entscheid heisst es mit Bezug auf die Lärmemissionen vergangener Jahre sinngemäss, dass trotz der Einhaltung des Schalldruckpegels von 93 Dezibel während der bewilligten Zeit neun Lärmklagen und eine Verzeigung wegen Nichteinhaltens der Schlussstunde eingegangen seien. Dies zeige, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für ein Openair an zwei Tagen wohl nicht vorhanden sei. Ruedi Reding, Präsident des Vereins Werdinsel-Openair, hat wenig Verständnis für diese Einschätzung und stellt die Rechtsgleichheit in verschiedenen Zusammenhängen in Frage. Das Inselfest, so führt er an, habe auch eine Bewilligung für zwei Tage, mit Musik bis Mitternacht und Barbetrieb bis 2 Uhr. Eines aber stört ihn besonders: «Wir mussten nach all diesen Jahren zusehen, wie das kommerzielle Openair auf dem Hönggerberg vorletztes Jahr einfach so eine Bewilligung über drei Tage bekam – zu Bedingungen, von denen wir nur träumen können. Da überlegt man sich, ob ein kulturell interessantes Gratis-Openair überhaupt gefragt ist.» Es scheine so, dass sie für einen einmaligen Verstoss gegen die Schlusszeit letztes Jahr, für den sie zu Recht gebüsst worden seien, nun erneut mit restriktiven Bedingungen bestraft würden. Der Vorstand hat nun mit Bedauern entschieden, das ganze Festival abzusagen. Nicht aus Trotz, sondern mit dem Ziel, mehr Zeit zu haben, um mit der Stadt die Kommunikation wieder aufzunehmen und so vielleicht nächstes Jahr trotz aller negativen Vorzeichen an zwei Tagen ein Openair durchführen zu können.

Kleine Veranstaltungen haben es schwer

SP-Gemeinderätin Christine Stokar bedauert den Entscheid der Stadt auch aus politischen Gründen: Sie sieht eine unglückliche Verschiebung hin zu grossen, kommerziellen Veranstaltungen – kleine Veranstaltungen, mit viel Herzblut und Gratisarbeit organisiert, hätten offenbar bei der Stadt einen zunehmend schwierigen Stand.

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