Stadt
Werdinsel nur noch für Hönggerinnen und Höngger gratis
Der Nutzungsdruck auf die Werdinsel hat in den letzten Jahren in einem Mass zugenommen, dass die Stadt sich nun zum Handeln gedrängt sieht: Ab diesem Sommer wird der Zugang auf die Werdinsel reguliert und ist nur noch für in Höngg Wohnhafte gratis.
1. April 2010 — Fredy Haffner
Das Grundproblem betrifft nicht nur die Werdinsel, sondern ebenso den Katzensee und viele ähnliche Naherholungsgebiete: Immer dichter wird in und um Zürich gebaut, die Bevölkerung wächst und mit ihr die Zahl der Menschen, die ihre Freizeit in der unberührten Natur verbringen wollen – die sie andernorts gerade zugebaut hatten. Der Platz wird eng im Paradies. Und damit kollidieren zahlreiche Interessen: Natur, Badende, Freizeitsportler, Hündeler, Gewerbetreibende, Vereine, Festveranstalter, lärmgeplagte Anwohner und, und, und – alle versuchen, sich ihre Interessen zu sichern. Seit Jahren treffen sich deshalb Vertreter der Stadt und der verschiedenen Interessengruppen in der Gruppe SISAL-Werdinsel. Dort wird versucht, Nutzungskonflikte bereits im Ansatz zu lösen oder wenigstens nicht eskalieren zu lassen. Bisher gelang dies mit Erfolg. Die Nudistenszene im Spitz der Werdinsel ist mittlerweile kein öffentliches Thema mehr. Weiterhin zu schaffen machten aber in guten Sommern Lärm, anfallender Abfall und vereinzelte Vandalenakte. Nun handeln Stadt und Kanton Zürich gemeinsam, und dies für einmal zu Gunsten der Höngger Bevölkerung: Im Zusammenhang mit der Realisierung des Auenparks Limmat (siehe «Höngger» vom 18. März) leiten die beteiligten Ämter Massnahmen ein, welche die Besucherzahl auf der Werdinsel zwischen April und Oktober regeln. Die Umsetzung klingt simpel und wird sich im sommerüberhitzten Alltag noch bewähren müssen, doch der Versuchsbetrieb startet bereits diesen Sommer.
Und so funktioniert’s
Eine erste Massnahme, um den Ansturm in Grenzen zu halten, ist die Erhebung eines Eintrittspreises von sieben Franken für Erwachsene und 12 Franken für Kinder jeden Alters. Gerade der Kinderpreis soll abschreckende Wirkung haben und für mehr Ruhe auf der Insel sorgen. Zudem wurden an allen bestehenden Zugängen bereits Schranken und Wärterhäuschen angebracht. Gestiftet wurden diese von der Eidgenössischen Zollverwaltung, die ihre Infrastruktur seit dem Schengenbeitritt der Schweiz massiv abzubauen hatte. Als Zutrittskontrolleure sollen in einem begleiteten Versuch uniformierte Arbeitslose eingesetzt werden. Man zählt auf ihre grosse Erfahrung mit höflich, aber unmissverständlich formulierten Absagen. Und Absagen werden sie viele erteilen müssen, denn elektronische Zählungen erlauben künftig höchstens die Anwesenheit von 1500 Menschen gleichzeitig auf der Werdinsel. An Rekordtagen tummelte sich in der Vergangenheit schnell mal die doppelte Anzahl auf der kleinen Flussinsel. Trotz der Einschränkung: Hönggerinnen und Höngger brauchen nichts zu befürchten, denn sie kommen weiterhin in den Genuss des uneingeschränkten Gratiseintritts, vorausgesetzt sie können sich entsprechend ausweisen. Für alle Auswärtigen bedeutet dies hingegen künftig: Ist die Maximalzahl erreicht, heisst es Schlange stehen und warten, bis jemand die Insel verlässt. Bereits machen sich Anwohner Gedanken, ob in der wartenden Menge nicht neues Ungemach mit ansteht. Andere Seiten hingegen überlegen sich, wie die Wartenden mit mobil betriebenen Verkaufsständen bei Laune gehalten werden könnten.
Verträglicher Sommer als Ziel
«Das Ganze ist ein Versuch», versichert Roman Gatestaler, Leiter der Gruppe SISAL-Werdinsel, auf die Bedenken angesprochen. Und er betont, dass dieser bei Nichtakzeptanz jederzeit abgebrochen werden könnte, gerade im Wissen darum, dass die gesetzlichen Grundlagen, auf der er angesiedelt ist, äusserst dünn und, im übertragenen Sinn, quasi in den Werdinselsand gebaut sind. «Die Gruppe SISAL-Werdinsel wird weiterhin ihr Bestes zu geben haben, um das Zusammenleben an der Limmat für alle verträglich gestalten zu können», meint Gatestaler aber zuversichtlich und wünscht allen einen schönen Sommer.
Dieser Artikel erschien am 1. April 2010. Alle darin gemachten Aussagen und festgehaltenen Zitate sind den genannten Personen, falls es diese überhaupt gibt, angedichtet und sollten in der Realität nicht mit diesen in Verbindung gebracht werden. Die behandelten Themen sind reine Hirn- oder andere Gespinste der Redaktion der Quartierzeitung «Höngger» beziehungsweise der zeichnenden Autorenschaft. Vor einer realen Adaption wird, je nach Gesinnung, ausdrücklich nicht gewarnt.
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