Wer wollte diese Eiche vergiften?

Seit rund 50 Jahren wächst die Eiche in der Hecke am Ruggernweg auf dem Pachtland des Natur- und Vogelschutzvereins Höngg. Doch wie lange noch? Im letzten Jahr versuchte eine unbekannte Täterschaft die Eiche zum Absterben zu bringen. Stand die Eiche jemandem in der Aussicht?

Hans-Peter Wydler und Benjamin Kämpfen begutachten die geschädigte Eiche – wird sie überleben?
Bohrloch im Stamm.
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Der Schock beim Natur- und Vogelschutzverein Höngg sitzt immer noch tief. Im letzten Herbst wurde entdeckt, dass jemand auf dem Pachtland am Ruggernweg versuchte, eine Eiche zu vergiften. Obwohl die Eiche gut sichtbar und mächtig ist, weist sie für eine Eiche erst ein jugendliches Alter auf. Ohne weiteres kann eine Eiche mehrere hundert Jahre alt werden – sofern man sie wachsen lässt.
Eichen bieten Vögeln und Insekten wichtigen Lebensraum
«Im letzten Sommer fiel mir auf, dass das Blätterdach der Eiche lückiger ist als sonst» erzählt Hans-Peter Wydler, der die Pachtfläche für den NVV Höngg betreut. Gedacht habe man sich dabei aber noch nicht allzuviel, es konnte ja sein, dass in einer Trockenperiode die Wasserversorgung nicht ideal war. Gegen den Herbst zu verlor der Baum aber immer mehr Blätter und der NVV Höngg begann sich Sorgen zu machen und sich zu fragen, was dem Baum fehlen könnte. Denn Eichen sind ökologisch äusserst wertvolle Bäume und bieten Lebensraum für unzählige Insekten und Vogelarten. Und gerade diese eine Eiche sollte gefördert und zum landschaftsprägenden Baum werden.

Bis zu 20 Zentimeter tiefe Bohrlöcher zeigen gewollte Vergiftung auf

Im Oktober kletterte dann Benjamin Kämpfen, Co-Präsident des NVV Höngg, das steile Bord hoch und nahm die Eiche genauer unter die Lupe: «Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich rund ein halbes Dutzend kleine Löcher auf Hüfthöhe» erinnert er sich. Rasch sei dann der Verdacht aufgekommen, dass jemand die Eiche ganz bewusst schädigen oder zum Absterben bringen wollte: «Wahrscheinlich wurde versucht, die Eiche zu vergiften», so Benjamin Kämpfen.
In Absprache mit der Grundeigentümerin, der Stadt Zürich, wurde die Eiche von einer Baumsachverständigen untersucht. Die Untersuchung bestätigte vier bis 20 Zentimeter tiefe Bohrlöcher, die vermutlich 2014 angebracht wurden. Zur Erleichterung des NVV Höngg gab die Fachfrau der Eiche eine gute Überlebenschance: Sie rechnet damit, dass die Eiche 2015 wieder austreiben wird.

Täter gesucht

Für den NVV Höngg ist es schockierend, dass jemand in aller Heimlichkeit versucht, einen kräftigen Baum zum Absterben zu bringen. Aus diesem Grund wurde zusammen mit der Stadt Zürich entschieden, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Die Ermittlungen der Polizei verliefen bis jetzt aber leider ergebnislos. «Vielleicht hat ja aber eine Hönggerin oder ein Höngger etwas Verdächtiges beobachtet. Wir sind über jeden Hinweis froh» sagt Benjamin Kämpfen. Selber habe der NVV Höngg keine weiteren Informationen. Vielleicht stehe die Eiche aber jemandem im Weg und verdecke die See- oder Stadtsicht, so die Vermutung.
Hans-Peter Wydler zeigt sich erleichtert, dass die Eiche wohl überleben wird: «Das ist für uns die Hauptsache. Auf jeden Fall werden wir aber vorsichtiger sein und die Eiche genauer beobachten. Und vielleicht bekommen wir über den <Höngger>ja doch noch einen Hinweis.» So besteht weiterhin die Hoffnung, dass die Eiche in einigen Jahrzehnten doch noch der mächtige Baum ist, auf dem Spechte klopfen, der Kleiber nach Nahrung sucht und Meisen brüten.

Eingesandt von Benjamin Kämpfen, Natur- und Vogelschutzverein Höngg

Kontakt: Co-Präsidentin Do Häberling, Telefon 044 362 14 18, E-Mail dorothee.haeberling@gmx.ch oder Jonas Landolt, Telefon 079 298 49 44, E-Mail jonas.landolt@gmx.ch. www.nvvhoengg.ch, Postadresse: NVV Höngg, Postfach 495, 8049 Zürich.

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