Wenn sich eine Tür schliesst…

Nach über sechs Jahren als Jugendarbeiter in der Pfarrei Heilig Geist begibt sich André Bürkler, auch Gulli genannt, auf die Suche nach einer neuen Herausforderung. An seine Stelle tritt die Hönggerin Joyce Otazo, langjähriges Pfadi Mitglied und nun Mitarbeiterin in Ausbildung. Im Interview mit dem «Höngger» erzählen sie beide, wie es dazu gekommen ist und verraten ihre Zukunftspläne.

Alt und Neu – Beide haben manchmal die ausgefallensten Ideen.
Sie können aber auch anders: seriös und kompetent.
1/2

Was sind die Aufgaben eines/einer Jugendarbeiter*in?

Gulli: Eigentlich gibt es bei uns drei verschiedene Bereiche. Die offene Jugendarbeit, für diese ist der Jugendtreff (JuFo) am Samstagabend ein Beispiel, daneben die verbandliche Jugendarbeit, zu welcher die Zusammenarbeit mit der Pfadi gehört. Wir stellen ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung, und im Gegenzug helfen sie bei unseren Anlässen mit. Zur kirchlichen Jugendarbeit gehört der Oberstufenunti, mit Workshops zu ethischen Themen. Daneben sind Jugendarbeiter weitere Ansprechpersonen, die – im Gegensatz zu den Eltern oder Lehrer*innen – keinen Erziehungs- oder Bildungsauftrag haben.
Joyce: Das ist der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe, nicht Lehrerin zu werden (lacht). In einem solchen Berufsfeld kann man den Jugendlichen nicht auf gleicher Augenhöhe begegnen. Als Jugendarbeiter ist man da in einer neutraleren Position.

Was schätzt ihr an diesem Beruf und den Aufgaben?

Joyce: Die Zusammenarbeit mit Menschen, besonders mit Jugendlichen. Schon in der Pfadi habe ich lange Gruppen in dieser Alterskategorie betreut, und ich finde es immer schön, ein Gefäss zu bieten, in dem sich junge Menschen austauschen und treffen können.
Gulli: Ich komme ursprünglich aus der Informatik und es gefällt mir, in einem Berufsfeld zu arbeiten, bei dem der Mensch im Vordergrund steht. Ich habe wirklich das Gefühl, dass Jugendarbeit in dieser Pfarrei einen grossen Stellenwert hat. Es ist schön, dass ein so wertschätzendes und positives Umfeld dafür existiert.

Ihr arbeitet mit der Pfadi zusammen, wie seid ihr sonst im Quartier vernetzt?

Gulli: Mit dem Gemeinschaftszentrum (GZ) Höngg und der Jugendarbeit der Reformierten Kirche sind wir sehr eng verknüpft. Diese zwei Institutionen betreiben ebenfalls viel Jugendarbeit im Quartier und wir bieten teilweise gemeinsame Angebote an, wie den «Friday Kitchen Club» oder Oberstufenparties.

Werden die Angebote von den Jugendlichen in Höngg genutzt? Sind die Kirche und das GZ noch die richtige Anlaufstelle?

Gulli: Es ist und bleibt eine grosse Frage, wie man die Jugendlichen erreicht und wie diese auf gewisse Dinge reagieren. Ich glaube aber, wir bieten ein relativ breites Angebot. Beim Friday Kitchen Club zum Beispiel sieht man, dass ein Bedürfnis da ist. Wir überlegen uns natürlich immer, ob es hilft, mehr über die Sozialen Medien zu kommunizieren und fragen auch die Jugendlichen, was sie wollen.

Joyce, wie bist du zu dieser Arbeit gekommen?

Joyce: Über Gulli. Ich bin in Höngg aufgewachsen, habe in dieser Pfarrei den Unti besucht und bin, seit ich sechs war, in der Pfadi. Also kenne ich hier alles ziemlich gut. Nach der Matur habe ich ein Jahr lang Erziehungswissenschaften studiert, mich jedoch exmatrikulieren lassen, um mich auf meine Bewerbung für den Studiengang Soziale Arbeit zu konzentrieren. Gulli und ich haben es als eine gute Idee empfunden, das Ganze, was er hier aufgebaut hat, zusammen in Angriff zu nehmen. So weiss er auch, was nach seinem Abschied daraus wird. Meine Stelle ist die einer Mitarbeiterin in Ausbildung.
Gulli: Es ist super, dass Joyce in Höngg schon so gut vernetzt ist, sie kennt viele Leute und hat einen guten Draht zur Pfadi und zum Jugendtreffteam.

Gulli, warum gehst du? Wo zieht es dich hin?

Ich muss vorausschicken, dass es nicht einfach war, diesen Entscheid zu treffen, ich finde diese Stelle nach wie vor sehr lässig. Ich habe diesen Sommer mein Masterstudium in «Public and Non Profit Management» abgeschlossen und bin nun auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Der Master zielt nämlich nicht explizit auf Soziale Arbeit ab und ich mag strategische Sachen. Auch glaube ich, dass es nach sechs Jahren gut ist, wenn neue Ideen und frischer Wind hineinkommen.

Du hast noch Reisepläne?

Ja, es ist eine viermonatige Reise geplant, in der ich jeweils die nächste Destination nicht kenne und auch nicht weiss, mit wem ich die Zeit dort verbringen werde.

Wird sich nach dem Wechsel etwas ändern? Hast du, Joyce, neue Konzepte oder Ideen, welche du gerne umsetzen würdest?

In der Startphase werde ich sicher vieles so weiterlaufen lassen, wie es Gulli aufgebaut hat. Die Angebote finde ich sehr ansprechend. Wenn ich mich eingelebt habe, kann ich mir selbstverständlich vorstellen, neues dazu zu nehmen und neue Gefässe aufzubauen. Dafür möchte ich allerdings zuerst herausfinden, wie Studium und Jugendarbeit in Kombination auf mich wirken.

Gulli, was waren deine schönsten Momente in der Pfarrei Heilig Geist?

Es gab sehr viele, aber Highlights der ganzen Zeit waren schon die verschiedenen Lager. Diese sind immer eine intensive Zeit, in der ganz vieles entsteht. Kochen über dem Feuer mit der Pfadi, Segelreisen, Oberstufencamps, von diesen Erlebnissen werde ich noch lange zehren.

Hält dich noch etwas zurück?

Ich würde sagen nein. Ich konnte mich jetzt lange darauf vorbereiten, dass ich diesen Job abgeben werde. Aber ich glaube, es ist etwas ganz Schönes, wenn man Leute in seinem Arbeitsumfeld hat, die man mag. Ob das nun Leute aus dem Team hier sind, Jugendliche oder Pfarreimitglieder, die Begegnungen mit tollen Menschen werde ich am meisten vermissen. Ich finde es mega lässig, dass Joyce meine Nachfolge antritt, das ist wirklich ein Glücksfall.

Joyce, worauf freust du dich am meisten?

Ich finde es auch super, dass ich da hineingezogen wurde (lacht). Ich freue mich auf die neue Herausforderung und auf all das Neue, das auf mich zukommt. Es ist sehr schön, wie die Leute mich hier willkommen geheissen haben und ich bin gespannt, was noch alles auf mich wartet.

0 Kommentare


Themen entdecken