Wenn Medikamente auf Reisen gehen

Sommerzeit ist Ferienzeit. Um wirklich entspannt in den Urlaub zu fahren, braucht es ein bisschen Vorbereitung beim Packen. Auch die richtige Reiseapotheke gehört ins Gepäck. Doch auch auf Klima, Zollvorschriften und die Rechtslage im Zielland ist genau zu achten.

Man macht Ferien in einem fremden Land und plötzlich sind die Kopfschmerzen da, aber die Tabletten sind zu Hause geblieben. In der Shopping Mall finden sich zwar 100er-Packungen mit Pillen, nur leider versteht man die Sprache nicht, in denen sie angeschrieben sind. «Wir empfehlen unseren Kund*innen, lieber zu viel als zu wenig mitzunehmen», sagt Angela Bär, eidg. dipl. Apothekerin, von der Apotheke zum Meierhof, «denn nicht immer befindet man sich in der Nähe einer Apotheke». Neben den üblichen Mitteln gegen Schmerzen, Übelkeit, Allergien und Durchfall gehören auch Verbandsmaterial und diverse Instrumente wie Pinzette oder Fiebermesser ins Gepäck. Besondere Aufmerksamkeit gebührt aber den täglich benötigten und möglicherweise rezeptpflichtigen Medikamenten.

Einführungsbestimmungen variieren nach Land

Wichtige Arzneimittel, die regelmässig eingenommen werden müssen, gehören unbedingt ins Handgepäck, am besten zusammen mit dem entsprechenden vom Arzt verordneten Rezept. Wenn der Koffer auf der Reise verloren geht, kann der Urlaub andernfalls unangenehm werden. Bei Medikamenten, die zu einer bestimmten Zeit eingenommen werden müssen, wie die Anti-Baby-Pille, gilt es, die Zeitverschiebung zu beachten. Bär empfiehlt, auch andere Medikamente am besten im Handgepäck zu führen, zu flüssigen Mitteln gibt es meist auch eine feste Alternative. Was am Zoll zu Problemen führen kann, sind sogenannte kontrollierte Substanzen. Das kann ein starkes Schlafmittel wie eine Benzodiazepin sein, oder Medikamente wie Ritalin, Valium, Anabolika, Methadon- oder Morphiumpräparate. Diese sind dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt und bedürfen innerhalb des Schengen-Raums einer offiziellen Bescheinigung durch die behandelnde Ärztin. Ausserhalb des Schengen-Raums empfiehlt die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte Swissmedic, sich direkt bei der konsularischen Vertretung des Ziellandes nach den dort geltenden Bestimmungen zu erkundigen, diese variieren nämlich von Land zu Land. Diese Abklärungen sollten frühzeitig getätigt werden, denn in manchen Destinationen muss erst eine Bewilligung für die Einführung eingeholt werden. Ohne eine solche einzureisen, kann in manchen Ländern zu hohen Haftstrafen – oder schlimmerem – führen. Also «better safe than sorry». Sofern die Mitnahme von Arzneimitteln mit kontrollierten Substanzen erlaubt ist, gilt in vielen Ländern eine Maximalmenge, die etwa einer 30-tägigen Behandlung entspricht. Wie hoch diese genau ist, bestimmt auch hier das Zielland. Nicht kontrollierte Substanzen kann man ohne Bescheinigung mitführen. Allerdings empfiehlt es sich auch hier nicht, übertrieben grosse Mengen Schmerzmittel einzupacken, wenn man sich am Zoll nicht ein paar unangenehmen Fragen stellen will. Es versteht sich von selbst, dass harte Drogen wie LSD, Heroin und Ecstasy zu keinem Zeitpunkt über die Grenze transportiert werden dürfen.

Und nach der Ankunft?

Als Apothekerin weiss Bär natürlich, welche Inhaltsstoffe welche Wirkung haben – einem Laien ist dies in der Regel unbekannt. Muss man dennoch einmal im Ausland auf die dortigen Medikamente zurückgreifen, empfiehlt sie deshalb, die Originalverpackung oder das Arztrezept in die Apotheke mitzunehmen, damit die Fachperson vor Ort einen passenden Ersatz finden kann. Ohnehin mache es Sinn, nicht nur die sogenannten Blister einzupacken, also die Behältnisse, in die die Tabletten eingeschweisst sind, sondern auch die Packungsbeilage oder eine Liste, wofür welches Präparat benötigt wird und wie die Dosierung ist. Da Medikamente wärme-, licht- und feuchtigkeitsempfindlich sind, müssen sie entsprechend geschützt werden. In heissen Ländern könnte eine Kühlbox nötig sein. Am besten lässt man die Medikamente im Hotelzimmer, aber nur wenn nötig im Kühlschrank – viele Medikamente bleiben auch bei leicht erhöhter Raumtemperatur über kürzere Zeit stabil.

Mücken und die Sonne

Was vor allem bei Reisen in heisse Länder nicht fehlen darf, sind Sonnen- und Mückenschutzmittel. Wie das Bundesamt für Gesundheit meldet, hat die Zahl der Dengue-Fieber-Fälle weltweit enorm zugenommen: «Wurde die Krankheit in den 1960er-Jahren nur bei 10‘000 bis 20‘000 Personen jährlich registriert, sind es momentan rund 50 bis 100 Millionen Fälle pro Jahr». Auch die geografische Ausbreitung hat sich vergrössert, so wurden in den USA, China und Japan Fälle gemeldet, und auch in Europa kam es bereits zu einzelnen Übertragungen, so in Kroatien, in Frankreich und auf Madeira. «Der grösste Teil der Erkrankungen wird unverändert in Mittel- und Südamerika, Zentralafrika, Südostasien und dem westlichen Pazifik verzeichnet», schreibt das Bundesamt. In den betroffenen Gebieten empfiehlt es sich, langärmelige, mit Insektiziden behandelte weite Kleider zu tragen, tagsüber und abends ein Mückenschutzmittel aufzutragen und unter einem Moskitonetz zu schlafen.

Das Team in der Apotheke zum Meierhof ist speziell auf Sonnenschutz bei gesunder sowie besonders empfindlicher oder kranker Haut ausgebildet. «Wir beobachten, dass die meisten tendenziell viel zu wenig Crème auftragen», weiss Bär. Empfohlen ist eine Menge von 30 Milliliter pro Tag und Person, also mindestens 200 Milliliter in der Woche; wenn Nachcremen nötig ist, auch mehr. «Wer weniger grosszügig eincremt, verringert auch den Schutzfaktor». Besonders exponierte Stellen wie Ohren, Glatze, Lippen und Fussrücken nicht vergessen. Wichtig sei, dass auf der Flasche die beiden Zeichen UVB und UVA (in einem Kreis) angegeben seien. Der wirksamste Schutz seien weiterhin Hut und Kleidung sowie das Meiden der Sonne zwischen 11 und 15 Uhr. Bei gewissen Hautveränderungen neigt die Haut im Sonnenlicht zur sogenannten Hyperpigmentierung, der Bildung von braunen Flecken. In diesem Fall sollte direkte Sonnenexposition vermieden werden. Auch gewisse Medikamente wie gewisse Antibiotika, Aknemittel und einzelne Schmerzmittel, sowie Erkrankungen der inneren Organe, können die Haut empfindlicher machen. Bereits chronisch lichtgeschädigte Haut, leicht irritierbare Haut und frische Wunden oder Narben bedürfen einer besonderen Behandlung.

Diese Serie wird finanziell, ohne redaktionell eingeschränkt zu sein, durch die vier Höngger Rotpunkt Apotheken und Drogerien unterstützt.
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