Wenn die Meier den Müller um den Finger wickelt

Wie eine junge Frau mit List Arbeit findet und das Herz eines reichen Direktor-Söhnchens gewinnt, diese Geschichte erzählte die Zürcher Freizeitbühne in drei Akten.

Die Zürcher Freizeitbühne in ihrem Dreiakter. Gleich kommt es zu Eklat.
Es ist schwer, dieses Studentenleben. Paddy Müller (Lajos Lüscher) und Nick Fröhlich (Bruno Niklaus) brummt der Kopf.
Die «Cognac-Szene» mit einer grossartigen Vreni Jenni sorgte für viel Gelächter.
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Nach einer persönlichen Begrüssung durch Heinz Jenny, der sich bei diesem Stück auf die Technik konzentrierte, geht der Vorhang auf. Es ist streng, dieses Studentenleben. Das wird gleich in der Einstiegsszene klar, als Paddy, der Sohn des Bankdirektors, gespielt von Lajos Lüscher und sein Freund Nick (Bruno Niklaus) verkatert in der Attikawohnung aufwachen. Während den beiden noch der Kopf dröhnt, erscheint Kunigunde Gruber auf der Bildfläche, hervorragend gespielt von Francisca Nilsson. Wahrlich eine nervöse Persönlichkeit, diese Sekretärin des Bankdirektors Müller mit ihrer durchdringenden Stimme. Vielleicht ist es ja die Unordnung in der Wohnung des Müller Juniors, die sie so aus der Fassung bringt. Doch dann greift Paddy’s Mutter, gespielt von Claire Weyermann, mit mütterlicher Bestimmtheit in das Chaos ein und beschliesst, dass der Sohnemann eine Haushälterin braucht, um sich voll seinen studentischen Pflichten widmen zu können. Doch es soll nicht irgendeine Haushälterin sein und schon gar nicht eine junge Frau wie die Pizzakurierin Isa König (Liliane Salzmann), die nun ebenfalls in der Wohnung steht. Nein, nein, Mutter Müller hat bereits einen Termin vereinbart mit Frau Meier, die sollte jeden Moment vorbeikommen. Doch erst hat der Herr Direktor persönlich seinen Auftritt: Toni Frick wird mit grossem Applaus begrüsst, seine Figur hat sich den Fuss verstaucht, die Physiotherapeutin Sonja Flückiger (Sandy Vogelsanger) kümmert sich um ihn. Mitten im Tumult klingelt es erneut an der Türe: Frau Meier, die neue Haushälterin, ist da. Die Dame mit den grauen Haaren und der grossen Brille entspricht ganz Frau Müllers Geschmack. Was sie nicht ahnt: Die Pizzabotin Isa hat sich eine List ausgedacht und gibt mit Perücke die alte Dame. So hat sie einerseits eine bezahlte Arbeit, mit der sie ihr Studium finanziert, und ist andererseits Paddy Müller nah, auf den sie ein Auge geworfen hat.

Engagiertes Publikum

Die Stimmung ist gut im Publikum: Immer wieder kommentieren die Zuschauer lautstark die Auftritte der einzelnen Charaktere oder applaudieren spontan nach einem besonders gelungenen Dialog. Im 2. Akt überschlagen sich die Ereignisse: Isa’s Mutter – grossartig gespielt von Vreni Jenni – kreuzt in der Wohnung auf und lässt beinahe Isa’s Tarnung auffliegen, ihre Schwester Jessica (Silvia Senn) verguckt sich in Paddy’s Freund Nick und der Direktor verstaucht sich erneut den Fuss – just an seinem Geburtstag. Besonders die «Cognac-Episode» mit Isa’s Mutter sorgt für grosses Gelächter, «das schönste Jäggli ist das Co-gnäggli», weiss eine Dame am Tisch. Im dritten Akt sind die Partyvorbereitungen für den Herrn Direktor im Gange, es kommt zu einem vermeintlichen Banküberfall und Mutter König hat einen «aufgewärmten» Rausch. Isa’s Tarnung fliegt endlich auf und Paddy stellt fest, dass die hübsche Studentin, die ihm schon an der Uni aufgefallen war, die ganze Zeit über seine Haushälterin war. Wie erhofft, löst sich am Ende des Dreiakters alles in Wohlgefühl auf. Vielleicht hätte die eine oder andere Pause mit einem Vorhangfall ersetzt werden können, das hätte der Stimmung bestimmt keinen Abbruch getan. Immerhin sind seit Beginn des Stückes drei Stunden vergangen, inzwischen ist es halb elf Uhr in der Nacht. Doch der zweite Akt war Textintensiv, die Schauspieler gefordert. Und das Publikum, das vor Theaterbeginn mit einem leckerem Pilz-Risotto von Luigi verköstigt worden war, ist zufrieden und scheint auch kein bisschen müde zu sein. Es belohnt die Darsteller der Zürcher Freizeitbühne mit anhaltendem Applaus.

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