Wenn die Jugend Politik macht

Vergangene Woche fand im Rathaus Hard die Jugendkonferenz statt. Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren hatten an diesem Tag die Gelegenheit, gemeinsam ­Vor­stösse zu formulieren, darüber abzustimmen und diese dem Gemeinderat zur Weiter­bearbeitung zu übergeben. Mit dabei: die Hönggerin Yara Micieli.

Yara Micieli am Rednerpult im Rathaus. (Foto: das)

Der grosse Ratssaal im Rathaus Hard füllt sich langsam. Auf den Plätzen wird gelacht, gekichert und immer wieder werden die Mikrofone, die an den einzelnen Plätzen installiert sind, für spontane Äusserungen zweckentfremdet, meistens gefolgt von einem lauten Lacher. An diesem Nachmittag tagt hier nicht der Gemeinderat. Die Anwesenden sind deutlich jünger als die normalen Ratsmitglieder: Hier findet die Jugendkonferenz statt.

Diese wird seit 2022 im Rahmen des vom Sozialdepartement in Auftrag gegebenen Pilotprojektes «Euses Züri – Kinder und Jugendliche reden mit» alljährlich durchgeführt. Umgesetzt wird es von okaj zürich – Kantonale Kinder und Jugendförderung und vom Dachverband Schweizer Jugendparlamente DSJ. Rund 80 Jugendliche nehmen heute daran teil. Sie konnten sich freiwillig für die Konferenz anmelden und erhielten dafür eine Dispensation vom Schulunterricht.

Die Jugendvorstösse

Am Vormittag haben sich Gruppen innerhalb bestimmter Kategorien mit Themen auseinandergesetzt, die sie gerne in ihrer Stadt eingeführt oder geändert hätten. Und nun, am Nachmittag, werden ihre Vorstösse dem Plenum zur Abstimmung vorgelegt. Was von der Jugendkonferenz angenommen wird, wird dann an den Gemeinderat weitergegeben. Dieser entscheidet in einem nächsten Schritt, welche der Anliegen er dem Stadtrat zur Annahme empfiehlt.

Die Jugendkonferenz im Rathaus. (Foto: das)

Acht verschiedene Gruppen präsentieren in der Folge ihre Vorstösse, die sie mit Unterstützung von Gemeinderatsmitgliedern formuliert haben. Da wird beispielsweise ein Jugendfestival gefordert, ähnlich dem Knabenschiessen, aber ausschliesslich für Jugendliche von 12 bis 18 Jahren – und mit erschwinglichen Preisen. Oder ein Jugendpass, analog dem Ferienpass, aber das ganze Jahr über gültig. Auch über Kapazitätserhöhungen beim öV diskutieren die Jugendlichen.

Und schliesslich über viele schulische Fragen: Sollen die Durchführung eines Klassenrats in den Schulen verbindlich und ein inhaltlicher Katalog erstellt werden? Braucht es ein Coaching für Lehrpersonen, damit sie besser mit den Klassen kommunizieren lernen? Und soll es den Kindern und Jugendlichen anders als bisher erlaubt sein, in Zukunft die grosse Pause im Winter auch in den beheizten Innenräumen der Schule zu verbringen?

Die Debatten sind lebhaft, nach der kurzen Vorstellung der Vorstösse ist Raum für Fragen – und der wird rege genutzt. Ähnlich wie die erwachsenen Ratsmitglieder stellen die Jugendlichen durchaus kritische Fragen: Wie soll das Jugendfestival finanziert werden? Ist es nicht sinnvoll, zwischen den Schulstunden auch ein wenig frische Luft zu schnappen und die Pause draussen zu verbringen? Und erhalten die Lehrpersonen nicht schon genug Coachings?

Eine Stimme haben

Auch Yara Micieli ist an diesem Nachmittag im Ratssaal. Die 14-jährige Hönggerin besucht die zweite Sekundarstufe der Schule Lachenzelg und ist damit die einzige Teilnehmerin aus dem Quartier. Erfahren hat sie von dem Anlass durch ihren Lehrer. Ihr ist die politische Beteiligung ein grosses Anliegen: «Mir ist es sehr wichtig, eine Stimme zu bekommen und meine Meinung kundzutun», erklärt Micieli. Schliesslich betreffen die Dinge, die in der Politik abgestimmt werden, auch sie und ihr Leben. Deshalb nimmt sie nicht nur an der Jugendkonferenz teil, sondern ist seit Kurzem auch im Jugendparlament aktiv. Und in einer Partei: Micieli ist Mitglied der jungen SVP.

Das Abstimmungstool. (Foto: das)

An diesem Tag wurde sie in die Gruppe Infrastruktur eingeteilt und hat gemeinsam mit neun anderen Teilnehmenden den Vorstoss zum Pausenaufenthalt in geheizten Innenräumen vorgebracht. Mit Erfolg: Mit 53 zu 23 Stimmen und vier Enthaltungen wird das Anliegen klar angenommen. Dass sie mit der Idee durchgekommen sind, freut Yara, denn «es wäre schon schön, wenn man nicht gezwungen wird, in der Pause rauszugehen».

Vor allem aber hat ihr der Tag und die politische Arbeit insgesamt gut gefallen. «Ich habe mir zuvor ein wenig Sorgen gemacht, dass vielleicht viele Jugendliche dabei sind, die einfach nur einen Tag schulfrei haben wollen und sich gar nicht wirklich für die Sache interessieren», erklärt Micieli. Doch das sei nicht der Fall gewesen. Viele hätten Interesse an der Sache gezeigt und dies auch durch gute Argumente und Fragen während der Präsentation bewiesen, so Micieli.

Nun ist der Gemeinderat am Zug. Er wird entscheiden, wie er mit den Vorlagen umgehen möchte. Und in einem Jahr werden die Jugendlichen erneut die Chance haben, ihre Anliegen auf der politischen Bühne zu präsentieren.

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