Wenn das Leben nicht immer rund läuft

Das Wohn- und Tageszentrum Heizenholz bietet Kindern und Jugendlichen Lebens- und Wohnraum, wenn das Leben nicht immer einfach ist. Bereits Kinder im Alter von vier Jahren wohnen dort.

Felix Ochsner und Antoinette Haug vom «Heizenholz».

Eröffnet wurde das Wohn- und Tageszentrum Heizenholz 1972 als eines der 17 städtischen Kinderheime. «Im Jahr 1999 sagte das Stadtzürcher Stimmvolk Ja zur Ausgliederung der städtischen Kinder- und Jugendheime aus der Stadtverwaltung. Überführt wurden sie in die private Stiftung Zürcher Kinder- und Jugendheime», erzählt Heizenholz-Gesamtleiterin Antoinette Haug.

Aufenthaltsdauer beträgt meist wenige Jahre

Früher war es schnell einmal üblich, dass ein Kind ins Heim, zum Beispiel ins «Heizenholz», kam, wenn beide Elternteile arbeiteten. Häufiger als heute gab es zudem Waisenkinder. Da sich diese Situationen selten grundlegend änderten, blieben Kinder damals ab und zu vom vierten bis zum 20. Lebensjahr im Heim. Heute unterscheidet sich die Aufenthaltsdauer massiv von früheren Zeiten: Häufig bleiben Kinder oder Jugendliche rund ein bis zwei, selten länger als vier Jahre. Im Laufe der Jahre ging die Zahl der jugendlichen Bewohner zurück, und so wurden die Räumlichkeiten im «Heizenholz» zu gross. Lebten in den letzten Jahrzehnten um die 120 Kinder dort, so sind es heute 34 junge Menschen zwischen vier und 22 Jahren. Die Genossenschaft KraftWerk2 kaufte einen Teil der Gebäude, seit Anfang Jahr leben dort Menschen unterschiedlichster Herkunft und Altersgruppen. «Wir schätzen es sehr, dass dadurch die Alltagswelt noch näher zu uns gerückt ist», so Felix Ochsner, Leiter Fachstelle Pädagogik und Projekte. Nebst vier Wohngruppen mit je acht Kindern und Jugendlichen führt das «Heizenholz» drei «Aussenstationen» mit 28 Plätzen, ein Teil davon in Wohnungen für Jugendliche, die schon selbständiger sind, sowie eine Mutter-und-Kind-Wohngruppe. Die Kinder und Jugendlichen gehen tagsüber in die öffentliche Schule, in eine Berufslehre oder arbeiten. Sie wohnen unter der Woche und oftmals auch am Wochenende im «Heizenholz». Zudem wird eine Kinderkrippe mit 43 öffentlichen Plätzen für Kinder ab vier Monaten bis zum Kindergarteneintritt angeboten.

Kinder fragen auch selbst um Hilfe an

90 Prozent der Kinder und Jugendlichen seien freiwillig da. Ein Teil von ihnen habe von selbst um Hilfe angefragt, da die Situationen zu Hause nicht mehr tragbar gewesen seien – entweder war die Familiensituation zu belastend, die Kinder und Jugendlichen zeigten Auffälligkeiten im Verhalten, oder sie hatten Schwierigkeiten im Umgang mit Kollegen. «Es gibt gute Gründe, dass Kinder und Jugendliche weg von zuhause wollen, zum Beispiel, weil sie nicht genügend Unterstützung im Alltag erhalten oder weil sie Gewalt in der Familie erleben.» Schon seit längerer Zeit seien nur noch etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen von Vormundschaftsbehörden gegen den Willen den Eltern im «Heizenholz» platziert – dies um den Schutz der Minderjährigen sicherzustellen. 55 Prozent der gesamten Bewohnenden seien Mädchen, 45 Prozent Buben.

Kochen, Waschen und Putzen gehört dazu

Finanziert wird der Aufenthalt von den Sozialbehörden und den Eltern, die sich je nach Einkommen anteilsmässig beteiligen müssen. «Zudem bezahlen Jugendliche, die in einer Lehre sind oder sonst arbeiten, einen Teil an ihre Unterbringungskosten, genauso, wie sie es zuhause auch würden. Die Älteren kaufen auch das Essen ein und kochen selbst, waschen ihre Wäsche und putzen», so Antoinette Haug. Grosser Wert wird auf die Beziehung zu den Eltern gelegt: Eltern und auch Freunde der Kinder und Jugendlichen sind in den Wohngruppen willkommen, da es oftmals das Ziel ist, wieder als Familie zusammen leben zu können, oder zumindest einen guten Kontakt aufzubauen. Deshalb bietet das «Heizenholz» auch Beratungen unter dem Namen «Familienunterstützung» für Eltern von platzierten Bewohnerinnen und Bewohnern an. «Alle sechs Monate besprechen wir zudem die zu Beginn gesetzten Ziele mit den Bewohnenden und ihren Eltern und den platzierenden Stellen, denn der Aufenthalt bei uns soll Entwicklungen fördern», erklärt Felix Ochsner.

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