Kinder & Jugend
Welcher Beruf passt zu mir?
Die österliche Eiersuche war kaum vorbei, da ging’s für die Jugendlichen der Schule Lachenzelg um eine ganz andere Suche: die nach dem passenden Job. An der traditionellen Berufsmesse stellten sich lokale Unternehmen vor.
18. April 2024 — Dagmar Schräder
Heiteres Beruferaten: Das war früher ein beliebtes Partyspiel, bei dem mit Pantomime Tätigkeiten dargestellt wurden, die von den Mitspielenden erraten werden mussten. Ein lustiger Zeitvertreib. Die Berufssuche dagegen ist für viele Schülerinnen weit weniger heiter. Denn der Stress ist gross, bis zum Ende der Schulzeit, in der Regel aber schon lange vorher, eine Lehrstelle oder eine entsprechende Anschlusslösung an die Schulzeit zu finden.
Es ist nicht einfach, im Alter von 14 oder 15 Jahren bereits eine klare Vorstellung davon zu haben, wohin der Weg mal führen soll. Berufsmessen können dabei eine grosse Hilfe sein – weil sie den Jugendlichen Berufe vor Ort vorstellen und ihnen die niederschwellige Gelegenheit bieten, sich mit Fachleuten über ein mögliches Tätigkeitsfeld auszutauschen. Der Elternrat der Sekundarschule Lachenzelg organisierte daher in diesem Jahr erneut eine eigene Berufsmesse, an der sich lokale Firmen vorstellten.
Probieren geht über Studieren
Klassenweise und in Begleitung ihrer Lehrpersonen strömen die Schülerinnen an diesem Nachmittag in die Aula. Sie haben sich zuvor im Unterricht zwei oder drei Berufe ausgesucht, die sie besonders interessieren und einige Fragen an die Standbetreiberinnen vorbereitet. Vorsichtig tasten sie sich heran, einige sind noch etwas schüchtern, andere sind schon forscher unterwegs. Sie stellen Fragen zu den einzelnen Tätigkeiten, etwa, was die Vor- und Nachteile des Berufs sind, welche Verdienstmöglichkeiten existieren, welche Vorkenntnisse wichtig sind. Die Tatsache, dass an den meisten Ständen selber Lernende stehen, macht es einfacher, ins Gespräch zu kommen.
Einige der Betriebe haben aus der Teilnahme an der Berufsmesse gleich ein Projekt für ihre Lernenden gemacht. So zum Beispiel bei Metallbautechnik Koller. Hier waren die Metallbau-Lernenden im dritten und zweiten Lehrjahr, Eric Schüpbach und Franscesco Mastrati, für die Vorbereitungen auf die Berufsmesse zuständig. «Wir hatten da ziemlich freie Hand, was wir für den Stand vorbereiten wollen», erinnern sich die beiden. Als Anschauungsmaterial für interessierte Schülerinnen haben sie einen Massstab aus Metall hergestellt.
Und sie sind auch bereits mit den Jugendlichen in Kontakt gekommen: Sieben oder acht Jugendliche, hauptsächlich Jungs, hätten sich bis anhin für den Beruf des Metallbauschlossers interessiert, erklären die beiden der Reporterin. An anderen Ständen konnte man erste praktische Erfahrungen sammeln und sein Geschick beweisen: etwa bei Herzog Umbauten, wo Interessierte unter Anleitung der Lernenden Backsteine zu einer Mauer aufschichten können.
Gute Tipps von Lernenden
Wer Tipps zum besten Vorgehen bei der Suche nach dem passenden Beruf benötigt, der ist bei Tim Keller, Automobil-Mechatronik-Lernender bei Kenny’s Autocenter, an der richtigen Adresse. Dieser hat sich nämlich intensiv mit der Berufswahl auseinandergesetzt. Zu Beginn der Lehrstellensuche, so sagt er, macht es Sinn, in einem breiten Feld zu schnuppern, möglichst viel auszuprobieren: «Ich wusste zunächst nicht wirklich, was ich für einen Beruf lernen sollte. Mir war zwar klar, dass es etwas Handwerkliches sein sollte. Was es aber genau für ein Beruf werden sollte, das musste ich erst noch herausfinden.»
Also schnupperte er in den verschiedensten Berufen, vom Elektriker über Schreiner bis zum Landwirt, bis ihm klar war, dass er Automobil-Mechatroniker werden wollte. «Und als die Berufswahl geklärt war», so ergänzt er, «habe ich mir in einer zweiten Runde nochmals die unterschiedlichen Betriebe angeschaut.» So ist er schliesslich bei Kenny’s gelandet – und wird im Sommer die Lehre abschliessen können.
Brückenangebote
20 Betriebe und Organisationen sind dieses Mal mit von der Partie, insgesamt 37 Berufe stellen sie vor. Viele Betriebe sind seit Jahren treue Gäste der Berufsmesse, andere dagegen, wie der Metallbautechnik-Betrieb Koller, Kenny’s Autocenter, Zweifel Pomy-Chips oder Die Privatgärtner, sind in diesem Jahr das erste Mal mit von der Partie. Ebenfalls zum ersten Mal mit an Bord ist das Brückenangebot JOB PLUS der Stadt Zürich. Dieses vermittelt Jugendlichen, die noch keine Lehrstelle gefunden oder ihre Lehre verloren oder abgebrochen haben, Praktikumsplätze in der Privatwirtschaft.
Dabei ist die Ausbildung im Brückenangebot sehr praxisorientiert: Gemeinsam mit den Jugendlichen werden das Potenzial und die Interessen ermittelt und anschliessend ein Praktikum in einem passenden Beruf vermittelt. Denn nicht allen Schüler*innen gelingt es, bis zum Abschluss der dritten Sek etwas Passendes zu finden. Und selbst wenn eine Lehrstelle gefunden wurde: Jede vierte Lehre wird heutzutage abgebrochen – sei es, weil der Beruf doch nicht der passende ist oder es im Betrieb nicht funktioniert.
Deshalb versucht das Brückenangebot, den Jugendlichen Mut zu machen und ihnen aufzuzeigen, dass noch lange nichts verloren ist, wenn die Berufswahl nicht auf Anhieb klappt. Denn, so erklärt der Standverantwortliche des Brückenangebots: «Viele Jugendliche sind hilflos, wenn sie keine Lehre finden oder es in der Ausbildung nicht so recht klappen will. Ich finde es daher sehr wichtig, ihnen bewusst zu machen, dass es in Ordnung ist, sich etwas mehr Zeit für die Suche nach dem passenden Beruf zu nehmen.»
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