Quartierleben
Weinweg eröffnet, Quartierverein feierte
Vergangenen Samstag war es endlich so weit: Der Weinweg Höngg wurde eröffnet. Petrus scheint jedoch kein Höngger zu sein, denn es schüttete fast ohne Unterbruch wie aus Kübeln. «Wenn man wie vor 2000 Jahren aus Wasser Wein zaubern könnte, wäre dieser Tag perfekt», meinte denn auch ein Besucher.
27. September 2012 — Redaktion Höngger
Trotz des tristen Wetters fanden sich beim Ortsmuseum pünktlich um 11 Uhr viele Hönggerinnen und Höngger ein, die sich die erste Führung nicht entgehen lassen wollten. Das Weinweg-Motto «Unterwegs am Zürcher Sonnenhang» passte zwar am Samstag nicht ganz, doch der Begeisterung der Anwesenden tat dies keinen Abbruch. Thomas Strickler vom Organisationskomitee des Weinweges, wie alle Helfenden mit einem feschen Strohhut inklusive Foulard in Rot-Grün ausgestattet, erzählte dem «Höngger», dass einige Besucher gar erst bei der zweiten Führung mitgehen konnten, da die maximale Teilnehmerzahl von 25 Leuten innert Kürze erreicht worden sei.
Anbaufläche von 185 auf 11 Fussballfelder reduziert
Eine der Führerinnen war Martina Zürcher von der Rebbaugruppe zum Kranz, deren Tour teilweise mit dem öffentlichen Bus stattfand. Gestartet wurde beim Ortsmuseum, welches auch gleich der erste Posten des Weinweges ist. Ein nasses, aber interessiertes Grüppchen folgte ihr über die Gsteigstrasse bis zum kleinen Plätzchen oberhalb Im Gässli. Beim Trottstein kämpfte sie mit lauter Stimme gegen den Verkehrslärm an und erzählte, dass im 19. Jahrhundert Reben in Höngg so verbreitet gewesen wären, dass darauf 185 Fussballfelder Platz gehabt hätten. Heute hätten noch elf Fussballfelder auf den acht Höngger Rebbergen Platz, führte sie aus. Grund für den Rückgang der Rebberge seien die Reblaus und der Mehltau gewesen, die man damals noch nicht zu bekämpfen wusste, sowie der steigende Bierkonsum, der auf Kosten des Weinkonsums ging.
Zweieinhalb Jahre lang harte Arbeit für Weinweg-Projekt
Die als Themenweg angeordneten Informationstafeln führen an dreizehn Standorten in Höngg zu Bauzeugen und Reblagen und vermitteln Wissenswertes und auch fast Unbekanntes zu Reben, Trauben, Wein und Vinifizierung. Der Weg ist problemlos auch auf «eigene Faust» begehbar, da einen die Tafeln immer zum nächsten Standort geleiten. Das Organisationskomitee des Weinwegs hat zweieinhalb Jahre intensiv gearbeitet: «Wir waren an der Grenze des als Freiwilligenarbeit Möglichen», so OK-Präsident Max Furrer. Nun löst sich das Komitee Ende Jahr auf. Dann wird eine Betriebsgruppe, welche bereits an der Arbeit ist, die weitere Pflege des Weinweges ehrenamtlich übernehmen. Martin Dübendorfer vom Weinweg-OK, am Samstag im «Backoffice» in der Wohnstube des Ortsmuseums tätig, war zufrieden mit dem Besucheraufmarsch an der Weinweg-Eröffnung. «Alle Führungen waren gut besucht, die besetzten Posten kamen bei den Leuten sehr gut an, und auch die Postenhelfer selbst haben sich gut gehalten», zieht er Bilanz. Der Aufwand, der betrieben wurde, war gross. So gab es etwa an Posten sieben, dem Rebberg Chillesteig, Jean Bollier, den Präsidenten der reformierten Kirchenpflege, verkleidet als Pfarrer Andreas Pestalozzi zu sehen, der Weisheiten wie «Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Tor ein Leben lang» von Martin Luther zum Besten gab. Bei Posten acht in der Hohenklingen-Allee offerierte die Rebgruppe der Zunft Höngg nicht nur Wein, sondern demonstrierte auch das Messen der Öchsle-Grade, während die Reitergruppe zum beliebten Ponyreiten für Kinder lud. Am Freitagabend war das Ortsmuseum für den Sponsorenanlass des Weinweges reserviert: Rund 80 Sponsoren waren eingeladen und verbrachten bei feinen Häppchen, passenden «Weinliedern» und vielen Gesprächen einen kurzweiligen Abend. Gast Fritz Meier freute sich über das Geschenk, welches alle Sponsoren erhielten: das Buch «Ortsgeschichte Höngg» von Georg Sibler, in welchem jedes Detail über Höngg zu finden ist. Der Autor war ebenfalls anwesend und signierte auf Wunsch seine von Chips-Patron Hansheinrich Zweifel gesponserten Werke.
Ruhiger Start des Quartierverein-Festes
Um dreizehn Uhr sollte die Eröffnung des Quartierverein-Festes auf dem Bläsiplatz steigen, denn der Verein feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag – beide Anlässe zusammen zu feiern lag nah, und so fanden die beiden Aktivitäten am selben Tag statt. Auf dem Festplatz standen etwas verlassen die verschiedenen Zelte von Vereinen, Firmen und Institutionen. Die Festansprache wurde verschoben, weil sich zu wenig Besucher eingefunden hatten: «Der Regen ist halt einfach nicht optimal, um gemütlich im Festzelt zu sitzen, einige bleiben lieber daheim», meinte Quartiervereinspräsident Ueli Stahel. Etwas später trudelten nebst dem Regen doch noch Besucher ein, die sich am Kiwanis-Stand eine Bratwurst, einen Risotto oder im Kafistübli des Frauenvereins ein Stück Kuchen besorgten.
Unbeirrt fetzigen Jazz gespielt
Die Trachtengruppe Höngg, welche als Start einige Tänze im Freien aufführen sollte, konnte nicht auftreten und wartete auf eine trockene Phase. Unbeirrt spielte hingegen der Jazz Circle Höngg, welcher einen Unterstand hatte. «Unsere Instrumente funktionieren zum Glück trotz der Feuchtigkeit, und unser Klarinettist packte wohlweislich nicht die Holz-, sondern die Metall-Klarinette ein», so Miro Steiner, der im RegenjackenLook die Posaune blies. Glücklich wähnten sich die Weinweg-Besucher, die sich mit der beliebten Pferdekutsche von Hans Nikles befördern liessen: Bei der «Haltestelle Bläsiplatz» konnte man aus- und zusteigen und einen Rundkurs fahren, gezogen von zwei braven Pferden. Am Weinweg-Stand am Bläsiplatz konnte man seine ausgefüllte Postenkarte des Weinwegs abgeben, um damit am Gewinnspiel mit speziellen, gesponserten Preisen teilzunehmen. Die Preisverleihung um 18 Uhr stiess auf sehr grosses Interesse, nicht zuletzt, da die Preise frei ausgesucht werden konnten. Gewinner Adrian Huggenberger suchte sich ein Ap ple iPad aus, Nicole Meier entschied sich für den Preis «Sechseläuten von A–Z», mit dem sie von morgens bis abends das Sechseläuten 2013 mit der Zunft Höngg verbringen wird. Je später es wurde, desto mehr bevölkerte sich der Bläsiplatz. Die Weinbar war sehr beliebt, gehörte doch ein Gläschen Wein nach dem Weinweg-Rundgang einfach dazu. Mit der Musik der «Fidelen Altbergmusikanten» ging die Post im Zelt ab: Bis nach 22 Uhr wurde zusammengesessen und geplaudert, danach traten die meisten den Heimweg an.
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