Weihnachtseinkäufe im Sibesinn vom Sofa aus

Diesen Winter kann man den «Sibesinn» in Höngg auch auf einem virtuellen Rundgang erkunden und sich live beraten lassen.

Im Sibesinn hat die Weihnachtszeit offiziell begonnen.

Mit gemischten Gefühlen blickt man Weihnachten entgegen. Wird man im Familienkreis mit Eltern und Grosseltern feiern dürfen? Wird überhaupt vorweihnachtliche, festliche Stimmung aufkommen? Diese Gedanken trieben auch Cornelia Zurbrügg, besser bekannt als Conny vom Sibesinn, in den vergangenen Wochen um. Weihnachten war für sie schon immer eine Herzensangelegenheit. Vielleicht, weil sie es als Kind nie richtig feiern konnte, geniesst sie diese Zeit als Erwachsene umso mehr. Seit zwölf Jahren verwandelt sie ihren Laden an der Limmattalstrasse deshalb regelmässig zu einem Winterwunderland, in dem man in eine andere Welt eintauchen und sich bei einer Tasse Tee verzaubern lassen kann. «Als ich den Sibesinn eröffnete, war ich selber in einer schwierigen Phase meines Lebens», erzählt die frühere Tänzerin. Das eigene Geschäft habe ihr geholfen, neue Energie zu tanken und wieder Freude zu finden. Dasselbe Gefühl möchte sie auch ihren Kund*innen vermitteln. Viermal im Jahr lässt sie die jeweiligen Jahreszeiten in ihren Laden einziehen, immer auf der Suche nach neuen Trends. Ausserdem richtet sie stets auch eine Ecke ein, in der man länger verweilen und einen Moment innehalten darf. «Es ist mir ein Anliegen, dass die Leute im Sibesinn der Hektik des Alltags für einen Moment entfliehen können», sagt Conny.

Not macht erfinderisch

Ein zweiter Lockdown wurde zwar – zumindest vorläufig – nicht angeordnet. Doch die Gastronomie und der Detailhandel melden rückläufige Gästezahlen. Was, wenn sich auch ihre Kund*innen nicht mehr in den Laden getrauten, fragte sich Conny. Die Möglichkeit, ihre Produkte online einzukaufen, besteht bereits heute. Doch der Onlineshop stellte die gebürtige Altstetterin nicht ganz zufrieden. Wäre es nicht viel schöner, sie könnte ihren Kund*innen auch virtuell das Gefühl eines richtigen Ladenbesuchs vermitteln? In den vergangenen Monaten haben viele Menschen zwangsläufig den Umgang mit Videonachrichten-Programmen erlernt. Wieso diese Entwicklung nicht nutzen und ihren Kund*innen einen individuellen Rundgang via WhatsApp oder Facetime anbieten? So könnte vom Sofa aus wenigstens die Illusion eines Besuchs entstehen, bei dem alle Artikel auch aus der Nähe betrachtet und Fragen beantwortet werden könnten. Noch dazu, ohne den Stress aus dem Haus und unter Leute gehen zu müssen.

Flucht nach vorne

Im Frühling hatte der «Weihnachtsjunkie», wie sie von ihrem Ehemann liebevoll genannt wird, noch abgewägt, ob sie angesichts der Lage überhaupt neue Weihnachtsartikel einkaufen oder schlicht die letztjährigen aus dem Lager holen sollte. «Doch eine weise Person hat einmal gesagt, wer nichts investiert, wird auch nichts zurückbekommen», sagt Conny. Diesen Spruch nahm sie sich zu Herzen: Sie kaufte neue Artikel, besorgte sich eine neue Telefonnummer und ein Mobiltelefon mit grossem Bildschirm und machte sich gemeinsam mit ihrem Ehemann Stephan an die Weihnachtsdekoration des Ladens, auf die sie sich schon lange gefreut hatte. Am 31. Oktober konnte die Weihnachtszeit im Sibesinn schliesslich offiziell eingeläutet werden, bei der traditionellen Kürbissuppe im Freien. Der Besuch im Laden ist mit Maske weiterhin möglich. Zusätzlich können Interessierte telefonisch oder per Mail einen Termin abmachen, an dem sie exklusiv mit den Verkäuferinnen über Videoanruf durch den Laden geführt werden. «Damit wir uns ganz auf diese virtuellen Rundgänge konzentrieren können und es für die Anrufenden keine Wartezeiten gibt, haben wir diese Entscheidung getroffen», erklärt Conny. Auf Wunsch werden die ausgewählten Geschenke weihnachtlich verpackt und in den umliegenden Quartieren gratis, im Rest der Stadt für eine Zustellpauschale nach Hause geliefert. Natürlich besteht kein Kaufzwang. «Sicher ist das ein Versuch, das eigene Geschäft trotz widriger Umstände am Leben zu erhalten», sagt Conny. Schliesslich musste auch sie Privatvermögen investieren, weil sie sich nicht verschulden wollte. «Dennoch geht es mir nicht in erster Linie um den Verkauf oder um die Geschenke, sondern darum, den Geist der Weihnachten auch unter diesen Umständen aufleben zu lassen». Ihre eigenen Weihnachtsgeschenke kauft sie übrigens lokal bei anderen Höngger Geschäften.

Sibesinn Schenkbar
Virtueller Rundgang im Laden. Limmattalstrasse 161, Terminvereinbarung unter 044 341 02 96 zu Ladenöffnungszeiten oder via Mail an info@sibesinn.ch. Dienstag bis Donnerstag,13.30 bis 18.30 Uhr; Freitag, 10 bis 18.30 Uhr; Samstag,10 bis 16 Uhr. Bezahlung bei Lieferung: Bar, Vorkasse oder Twint.
Privatshopping auf Voranmeldung ist weiterhin möglich: Der Laden öffnet exklusiv für eine Gruppe von Gästen. Apéro offeriert. Bestellte Waren können abgeholt oder geliefert werden. Auf Facebook und Instagram ist der Laden unter Sibesinn Schenkbar zu finden.

0 Kommentare


Themen entdecken