«Washed wid aal de Waters»

Auch dieses Jahr waren die Pfadis wieder die ganze Nacht unterwegs. Der traditionelle Rheinfallmarsch war, wie immer, ein vergnüglicher Anlass.

Die Rheinfallheldinnen und -helden, übermüdet und überdreht am Ziel.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag fand der alljährliche Rheinfallmarsch der Pfadi St. Mauritius Nansen, kurz SMN, statt. Über 50 Personen nahmen an diesem Traditionsanlass teil, darunter vor allem Pfadis aus Höngg, aber auch einige Gäste aus dem Zürcher Friesenberg und einige Eltern, die für einmal auch erleben wollten, was ihre Kinder in der Pfadi tun. Der Rheinfallmarsch bringt jeweils alle Laufenden an ihre Grenzen. Denn von Höngg aus geht es dabei knapp 50 Kilometer zu Fuss bis an den Rheinfall. Die Route führt in der ersten Hälfte hauptsächlich den Strassen entlang bis an die Tössegg. Unterwegs steht die ruhige, nächtliche Stimmung im Kontrast zur lockeren, vorfreudigen Stimmung der Teilnehmenden. Diese zogen auch diesmal scherzend, singend und in forschem Tempo an den Häuserreihen von Oerlikon, Seebach und Kloten vorbei.

Wandern, essen, Füsse massieren

An einem ersten Verpflegungsposten gab es Sandwiches, die hilfreiche Begleitfahrerinnen und -fahrer bereitgemacht hatten. Als alle gestärkt waren, ging der Marsch weiter. Mittlerweile waren die Strassen leer und die meisten Fenster dunkel. Ohne einem einzigen Menschen zu begegnen, führte der Weg durch Lufingen, Embrach und Freienstein. Bei der Tössegg, nur einen Steinwurf vom sommerlichen Lagerplatz der Pfadis entfernt, gab es einen weiteren Zwischenhalt. Heissgetränke und Früchte stärkten die Laufenden, die nun etwa die Hälfte geschafft hatten. Beinahe alle klagten über schmerzende Füsse, doch schienen die meisten bald eifrig weiterlaufen zu wollen. Durch Wälder und vorbei an endlos scheinenden Wäldern ging es nun hauptsächlich dem Rhein entlang. Nach einem kurzen Stück Trampelpfad direkt am Fluss gab es eine heisse Flädlisuppe mit Wienerli. Da es angefangen hatte zu regnen, kam diese Stärkung gerade recht. Der Regen begleitete die Laufenden bis an den Rheinfall. Doch auch er schien der Stimmung keinen Abbruch zu tun. Um acht Uhr morgens erzählten sich die Pfadis noch immer Geschichten und lachten, als sässen sie an einem gemütlichen Abend um ein Lagerfeuer.

An den Rheinfall rennen

Nach einem kurzen Abschnitt durch Deutschland begann bereits die letzte Etappe. Einige besonders motivierte Laufende rannten die verbleibenden sieben Kilometer, doch auch die anderen waren keineswegs des Gehens müde und trafen in kurzem zeitlichem Abstand auf dem Parkplatz vor dem Schloss Laufen ein. Dort erwarteten sie Orangensaft und Gipfeli sowie das T-Shirt, das alle Teilnehmenden alljährlich erhalten. Jedes Jahr enthält es die Aufschrift «Rheinfallmarsch – Mit allen Wassern gewaschen» in einer anderen Sprache. Die diesjährige Aufschrift sorgte für einiges Rätselraten, da das jamaikanisch-kreolische Patois eine eher unbekannte Sprache darstellt und von den Pfadis auf den ersten Blick für ein eigenartiges Englisch gehalten wurde – wie wohl auch von Lesenden dieses Artikeltitels. Die neu einkleideten Rheinfallmarschabsolventen assen Frühstück, ruhten ihre schmerzenden Beine aus und besichtigten den Rheinfall. Dessen tosende Wassermassen beeindruckten nach wie vor auch die Veteranen unter den Läufern, die teilweise schon ein Dutzend Mal dabei gewesen waren. Um acht Uhr ging es endlich mit dem Zug zurück nach Zürich. Auf allen Gesichtern war neben der Erschöpfung auch bereits ein wenig Stolz zu erkennen über die gewaltige Leistung, die alle Beteiligten geleistet hatten.

Eingesandt von Dimitri Tanner v/o Kondor

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