Was grast so grün?

Ein taubengrosser grüner Vogel hüpft in der lockeren Wiese südlich der Kappenbühlstrasse umher. Erschrickt er, fliegt er auf und krallt sich wie ein Specht an den nächsten Baumstamm. Und er ist tatsächlich ein Specht, ein Grünspecht oder Grasspecht eben.

Rot im schwarzen Wangenstreif: ein Männchen.
Ameisensuche unterbrochen – Fotograf entdeckt!
Das Gelächter von Picus viridis im Höngger Wald.
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Lautes Trommeln dringt durch den Höngger Wald. Mit etwas Glück entdecken wir einen Buntspecht: schwarz, rot und weiss ist er gefärbt. Er entspricht unserer Vorstellung eines typischen Spechtes, der am Baumstamm hämmert, um dem anderen Geschlecht zu imponieren, sein Revier abzugrenzen, eine Bruthöhle zu zimmern, oder um Insekten unter der Rinde hervorzuholen. Ganz anders der Grünspecht: Oft am Boden, geht er ausdauernd in der Wiese herum, nicht etwa um zu grasen, sondern um nach seiner Lieblingsspeise zu suchen. Blitzschnell holt er Ameisen und ihre Puppen aus deren Gängen, eine nach der anderen. Dies tut er mit seiner zehn Zentimeter langen Zunge – die längste aller einheimischen Spechte. Mit klebrigem Speichel versehen und an der Spitze mit Widerhaken besetzt, ist sie ein effizientes Fangwerkzeug. Immer wieder unterbricht der Grünspecht sein Ameisenmahl, richtet sich auf und scannt aufmerksam den Himmel und die Umgebung ab. Denn trotz seiner gut tarnenden grünen Rückenfärbung könnte ihn ein Greifvogel oder eine Katze entdeckt haben. In seinem Jagdgebiet südlich der Kappenbühlstrasse nähern sich ihm auch immer wieder Menschen. Droht Gefahr, fliegt er rasch zum nächsten Baum, hier ein Ahorn und eine Wildkirsche. Dort klammert er sich mit seinen je zwei nach vorne und zwei nach hinten gerichteten Zehen in «Spechtenart» an den Baumstamm, den Kopf mit der roten Kappe nach oben gerichtet, und stützt sich hinten auf seinen Stützschwanz mit kurzen, steifen Federn. So unauffällig wie er sich am Boden verhält, so auffällig ist sein «Gesang». Weitum ist das schallende Gelächter von Männchen und Weibchen zu hören, eine aus bis zu 20 Silben bestehende Rufreihe auf gleicher Tonhöhe. Bleibt man an einem Ort stehen, kann man mitverfolgen, wie sich das Gelächter entlang der Reviergrenzen verschiebt. Vielleicht findet man sogar eine Bruthöhle, meist eine verlassene Höhle einer anderen Spechtart. Darin legt das Weibchen bis Anfang Mai fünf bis acht Eier, täglich eines. Brüten tut es erst, wenn alle Eier gelegt sind, damit nach etwa zwei Wochen alle Küken gleichzeitig schlüpfen. Diese werden von beiden Eltern mit Ameisen, deren Larven und Puppen gefüttert. Nach drei bis vier Wochen sind die Jungspechte flügge, bleiben aber bis im August bei den Eltern. Dann müssen sie ein eigenes Revier finden, in dem es idealerweise eine lockere Blumenwiese gibt, in der sie herumhüpfend Ameisen schmausen können.

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