Wahltag auch Zahltag?

Es gibt kein Entrinnen! Denn da stehen sie wieder, die Kandidierenden im Wahlkampf, fein sortiert nach Parteibüchlein. Mit Gipfeli, Ballon, Nastüechli und sonstigen «Bhaltis» wird auch gleich das Parteiprogramm samt Abstimmungsparolen zugesteckt. Gewerbefreundlichkeit schreiben sich da alle gerne auf die Fahne. Woher aber weht der Wind nach den Wahlen?

Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich, GVZ

Während des Wahlkampfs feiern die grafischen Betriebe Hochkonjunktur, Produzenten von Give-aways legen sich ins Zeug. Wie steht es aber mit der Auftragsvergabe: lokal an die Zürcher Druckerei oder online ins nahe Ausland, für «Dinge-die-die-Welt-nicht-braucht», etwa gar bis nach China? Wo es ums Portemonnaie geht, da bleibt die Unterstützung des lokalen Gewerbes oft nur ein Lippenbekenntnis. Und auch dann, wenn noch andere Interessen im Raum stehen.
Es ist doch so: Günstigen Gewerberaum – brauchen wir unbedingt, sagen die Parteien. Aber günstiger Wohnraum, der ist noch «es bitzeli» wichtiger und aktuell die Forderung auf dem freiwerdenden Areal des Kinderspitals. Das kommt bei den Wählern eben doch besser an als günstiger Gewerberaum. Obwohl, Bäcker und Elektriker hätte man dann doch gerne in der Nähe. Auch einfache und schnelle Nahversorgung und gute Bedingungen für den Güterumschlag unterstützen alle Parteien. Wenn der Veloweg vor dem Quartierlädeli durchgeht, muss der Lastwagen halt um die Ecke halten, die paar Meter wird der Lieferant mit seinem Palett wohl schaffen. Gewerbetreibende sind wichtig. Auch weil sie Lehrlinge ausbilden. Wieder alle einig. Aber mit Passantenstoppern auf dem Trottoir lässt sich Geld in die Stadtkasse spülen, darum doch lieber eine gebührenpflichtige Bewilligung, als Entlastung von unnötigem bürokratischem Aufwand.
Fazit: Wenn es zum Tatbeweis kommt, sind andere Belange häufig wichtiger. Ich will aber Politikerinnen und Politiker im Gemeinderat, die verstanden haben, dass nur ein starkes Gewerbe eine Stadt am Leben hält, die dafür einstehen, zum Wohle aller und nicht partikulare Interessen verfolgen. Und Sie? Zeigen wir am 4. März, woher der Wind weht.

Nicole Barandun-Gross, Präsidentin Gewerbeverband der Stadt Zürich

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