«Von null auf hundert in drei Minuten»

Bei den Gospelsingers singt er meist in der hinteren Reihe – das Schicksal oder auch die Chance grossgewachsener Menschen. Er lebt mit seiner Familie in der Ostschweiz und züchtet in seiner Freizeit Skudden-Schafe. Obwohl nicht «Amtsältester» der Bassstimmen, ist auch er bei den Gospelsingers schon seit fast zwölf Jahren treues Mitglied. Und dies, obwohl er nach jeder Probe eineinhalb Stunden Zugfahrt auf sich nimmt. Daniel Münger im Gespräch mit Regula Ilg, Vereinsmitglied der gospelsingers.ch.

Daniel Münger

Daniel Münger, warum singen Sie Gospel? Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich singe gerne Gospel, weil ich mich dabei singend bewegen kann. Die gefühlsmässige Verbundenheit mit diesem Groove von Swing und Soul, aus dem der Jazz entstand und mit dem ermunternde Botschaften vermittelt werden, dieser Musikstil weckt in mir Freude. Manchmal erinnert es mich an die Jazzband von früher, bei der ich Posaune gespielt habe. Auch da bewegte ich mich musizierend.

Sie sind das Chormitglied mit dem längsten Anreiseweg. Warum nehmen Sie diesen Weg wöchentlich auf sich?

Die Gospelsingers strahlen eine enorme Freude aus. Wenn ich hierher komme, fühle ich mich nach kurzer Zeit wie neu geboren. Ich schätze die offene, positive Kultur im Chor. Weitere Gründe sind praktischer Natur: Der Proberaum liegt quasi auf meinem Arbeitsweg. Zwischen Aarau, wo ich arbeite, und meinem Wohnort Müllheim liegt Höngg genau in der Mitte. Häufig habe ich auf dem Heimweg nette Begleitung von einem mitsingenden Ehepaar, welches bis Winterthur mitfährt, das verkürzt die gefühlte Reisezeit.

Was bedeutet Ihnen das Singen persönlich?

Es ist für mich eine gute Balance zum beruflichen Alltag. Wenn ich nach einem ermüdenden Arbeitstag in die Probe gehe, befinde ich mich nach kurzer Zeit in einem froh beschwingten, hellwachen Zustand. Sozusagen von null auf hundert in drei Minuten. Ich empfinde zudem die Herausforderung, mit den Songs etwas zu erarbeiten und zu bewirken, als sehr befriedigend. Wir fordern uns heraus, aber die Messlatte ist doch nicht so hoch gesetzt, dass man jedes Mal das Gefühl hat, nicht singen zu können. Die Chorleiterin Tanya Birri findet immer die gute Balance. Es spornt mich an, dazu beizutragen, dass es am Schluss super tönt und wir die Zuschauer mit unseren Songs im Herzen berühren können.

Haben Sie schon einmal überlegt, den Chor zu wechseln?

Nein, grundsätzlich nicht. Solange ich in Aarau arbeite und dieses vorhin  beschriebene Gefühl da ist, bleib ich.

Die Proben finden jeweils montags von 19.30 bis 21.30 Uhr in der katholischen Kirche Heilig Geist statt. Singfreudige Stimmen sind willkommen, insbesondere Männerstimmen. www. gospelsingers.ch