Von Kindern aufgeräumter Wald

Jedes Jahr einmal begeben sich Zürcher Schulklassen in den Wald, um ihn von Abfall zu befreien. Am vergangenen Mittwoch, 25. März, war es in Höngg wieder so weit.

Die 3. Klasse des Schulhauses Rütihof mit ihrer «Beute», Säcken voller achtlos in der Natur weggeworfenem Abfall.

Seit rund 20 Jahren organisieren die Naturschulen der Stadt Zürich gemeinsam mit den Forstrevieren jeweils im Frühling einen «Waldputzmorgen». Zum Mitmachen eingeladen sind alle 3. bis 6. Klassen der Stadt Zürich, die auf die verschiedenen Waldgebiete der Stadt verteilt werden.

Küche, Wohn- und Schlafzimmer säubern

Beim Treffpunkt nahe dem Restaurant Grünwald konnte Wildhüter Erwin Nüesch an diesem Mittwochmorgen drei Schulklassen aus den Schulhäusern Riedhof und Rütihof in Empfang nehmen. Gemeinsam mit seiner kleinen Dackelhündin «Diva» begrüsste er die Kinder und die sie begleitenden Lehrpersonen herzlich und erklärte ihnen, was sie in den kommenden zwei Stunden zu tun hätten. «Der Wald», so Erwin Nüesch, «ist für die hier lebenden Tiere Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer zugleich. Leider gibt es jedoch immer wieder unsensible Waldnutzer, welche die Wohnungen der Tiere durch ihren Abfall verschmutzen und dadurch das Leben der Tiere gefährden.» Daher gehe es am Waldputzmorgen einerseits darum, die Wohn- und Schlafzimmer der Tiere für sie wieder etwas aufzuräumen, andererseits aber auch das Bewusstsein der Kinder für den Lebensraum Wald und die Bedürfnisse seiner Bewohner zu schärfen.

Wer findet mehr Bierflaschen?

In Kleingruppen und mit Plastikhandschuhen und Abfallsäcken bewaffnet schwärmten die Kinder nach der kurzen Ansprache aus und begannen begeistert mit der Sammlung. Eifrig suchten sie die Waldwege und das Gebüsch ab und lieferten sich wahre Wettbewerbe, wer am meisten Bierflaschen und Zigarettenpackungen in seine Mülltüte packen konnte. Auch vor gebrauchten Taschentüchern sowie Robidogsäcken mitsamt Inhalt schreckten die eifrigen Schülerinnen und Schüler nicht zurück. Ganze zwei Stunden lang sammelten sie unermüdlich alles ein, was nicht in den Wald gehört, und gönnten sich nur zur Halbzeit eine kleine Pause, in der sie den von der Stadt Zürich spendierten Znüni zu sich nahmen. Um 11 Uhr schliesslich fanden sich alle drei Klassen wieder beim Treffpunkt ein, um die Ausbeute zusammenzutragen.

Computer, Stühle und Portemonnaies

Dort wurden die gesammelten Abfälle zu einem imposanten Müllhaufen arrangiert. Beeindruckend war auch, was die Schülerinnen und Schüler neben den üblichen Bierflaschen, Taschentüchern und Aludosen sonst noch so alles im Wald entdeckt hatten: Da waren Sessel, Computer, Eisenstangen und eine ganze Garnitur Gartenstühle zu finden. Besondere Beachtung fand ein Portemonnaie, in dem ausser dem Bargeld nichts fehlte. Höchstwahrscheinlich war es gestohlen und anschliessend im Wald entsorgt worden. Offensichtlich hatte auch ein Waldbewohner Gefallen an dem ledernen Geldbeutel gefunden: wie Nüesch den Kindern zeigte, wies er deutliche Bissspuren auf. Schnell errieten die Kinder, wer hier am Portemonnaie geknabbert hatte: Das konnte nur ein Fuchs gewesen sein.

Fast zwei Tonnen Abfall

Insgesamt waren über 1100 Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrpersonen an diesem Waldputzmorgen in den Waldgebieten der Stadt Zürich unterwegs. Sie sammelten mehr als 1,8 Tonnen Abfall, der anschliessend von den Mitarbeitern der Forstreviere eingesammelt und der Kehrichtverbrennung übergeben wurde. Während in den Waldrevieren langsam wieder die übliche Ruhe einkehrte, machten sich die Kinder derweil zufrieden auf den Heimweg und werden mit Sicherheit bei zukünftigen Waldbesuchen auf die Wohn- und Schlafzimmer der Tiere ganz besonders gut achtgeben.

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