Unterschriften gegen Leinenzwang auf der Werdinsel

Der neu eingeführte Leinenzwang für Hunde auf der Werdinsel und dem Fischerweg wirft hohe Wellen. Letzte Woche trafen sich verschiedene Parteien vor Ort und teilten einander ihre Ansichten mit. Hundebesitzerin Franziska Fischer hat zudem eine Petition gestartet.

Lukas Handschin und Ladina Koeppel hörten zu, was Jacqueline Faisst und Franziska Fischer (v. l.) zu sagen hatten.

Am Fischerweg trafen sich Jacqueline Faisst, Höngger Anwohnervertreterin, und Franziska Fischer, Petitionsstarterin, mit Vertretern der Stadt Zürich. Lukas Handschin, Leiter Kommunikation, und Ladina Koeppel, Landschafts- und Freiraumplanerin, hörten sich an, was die beiden Frauen zu sagen hatten. Brav daneben sassen während des ganzen Gespräches zwei der Hauptbetroffenen: Franziska Fischers Hunde Moro und Martha.

Überraschend aufgestellte Leinenzwang-Signalisationen

Die Hinweistafeln seien überraschend am 5. August aufgestellt worden, erst zwei Tage später seien in den Briefkästen Infoblätter mit der neuen Regelung zu finden gewesen, so Jacqueline Faisst. Sie erklärte, dass sich sogar Nicht-Hundehalter über die neue Weisung aufregen würden. Als Mitglied der SISA-Gruppe (Sicherheit und Sauberkeit auf der Werdinsel), in welcher Stadt und Anwohner sich austauschen, ist sie gut informiert. «An den letzten SISA-Sitzungen wurde über eine Leinenpflicht diskutiert, aber nicht definiert, wo diese gelten solle. Dass nun die ganze Werdinsel für freilaufende Hunde gesperrt ist, finde ich übertrieben », so die Hönggerin, welche seit 26 Jahren in unmittelbarer Nähe der Werdinsel wohnt. Franziska Fischer, Biologin und Gymi-Lehrerin, versteht das Argument von Grün Stadt Zürich, dass die Limmatauen Werdhölzli ein sensibler Natur- und Landschaftsraum seien. «Doch als Naturschutzgebiet kann man dies nicht bezeichnen, dafür wird das Gebiet schlicht viel zu viel genutzt – und zwar nicht nur von uns Hundehaltern. »

Zweibeiner, nicht Vierbeiner verantwortlich

Auf der Werdinsel selbst ist der Leinenzwang laut Ladina Koeppel auch zum Schutz der Wasservögel im Spitz der Insel eingeführt worden. «Dort finden die Vögel aber garantiert keine Ruhe, denn genau an diesem Ort vergnügen sich Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit – und das zu allen Jahreszeiten», so Jacqueline Faisst. Sie wolle keine anderen Nutzergruppen der Werdinsel und der Wege in der Nähe angreifen, aber der grösste Teil des Schmutzes stamme von Menschen, nicht von Hunden. «Einige Nutzer halten sich nicht an den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur, gehen in die Büsche und in die Wäldchen, um ihr Geschäft zu erledigen, entfernen Totholz für ihr Grillfeuer und hinterlassen Abfall in rauen Mengen – was tut man denn dagegen?», fragte sie die Vertreter der Stadt Zürich. Im Weiteren wies sie mit Nachdruck darauf hin, dass es ihr wichtig sei, eine gemeinsame Lösung, ein Entgegenkommen, notfalls mit Kompromissen, zu finden. «Es sollen alle Benutzer inklusive Spaziergänger, Velofahrer, Badegäste, Grilleure, Familien mit Kindern, Jogger und Sportler und Hündeler die Natur auf der Werdinsel und den Limmatauen geniessen und ihre sozialen Kontakte pflegen können», so Jacqueline Faisst.

Zäune seien keine Lösung

Da für den Grossteil der Probleme die Zweibeiner verantwortlich sind, schlug Hundehalterin Franziska Fischer vor, dass man sensible Gebiete einzäunt, damit weder Mensch noch Tier den Schutz von Umwelt und Wildtieren missachten können. Dies kommt jedoch laut Ladina Koeppel nicht in Frage, denn in den Zäunen würde sich bei Hochwasser Treibholz verfangen und durch diese sogenannte Verklausung einen Rückstau verursachen. Ausserdem dürfe der Erlebnischarakter in der Natur nicht vergessen werden. «In einer grossen Stadt wie Zürich hat es unterschiedlichste Nutzergruppen, und wir wollen allen etwas bieten», so die Freiraumplanerin.

Auf die neue Regelung aufmerksam machen

Mitarbeitende der sip Züri, Sicherheit und Prävention, seien regelmässig auf der Werdinsel unterwegs, um auf die korrekte Nutzung hinzuweisen, zum Beispiel, dass kein Totholz entfernt werden solle, da dieses extra als Lebensraum für Kleintiere aufgehäuft worden sei. Auch in den Leinenzwanggebieten sind die sip Züri-Mitarbeitenden unterwegs und machen die Hundehalter darauf aufmerksam, dass Hunde angeleint werden müssen. Bussen dürfen sie nicht aussprechen. «Die Signalisation, die auf die neue Regelung aufmerksam macht, stützt sich auf Paragraf 11 des Kantonalen Hundegesetzes, der die Leinenpflicht regelt. Grundlage für eine mögliche Busse bildet Paragraf 27 des Kantonalen Hundegesetzes, wo in Ziffer 1 festgehalten wird: ‹Übertretungen der Vorschriften dieses Gesetzes und der Vollziehungsverordnung werden mit Busse bestraft. In leichten Fällen kann ein Verweis erteilt werden.›», informierte Lukas Handschin. «Hunde müssen neu am Fischerweg zwischen dem Hönggerweg und der Einmündung des Hauserkanals, auf dem Erlebnissteg in den Limmatauen sowie auf der Werdinsel an die Leine. Auf dem Kloster- Fahr-Weg hingegen besteht nach wie vor keine Leinenpflicht», ergänzte er. Alle sind sich einig, dass man eine einvernehmliche Lösung finden muss. Wie diese aussieht, liegt jedoch noch in den Sternen. «Ich werde auf jeden Fall weiterhin für meine Petition ‹(Züri-)Hünd sind Fründ› Unterschriften sammeln, denn es darf nicht sein, dass immer mehr Gebiete in Zürich hundeunfreundlich werden», so Franziska Fischer. Bei Redaktionsschluss hatten bereits über 300 Leute die Petition unterschrieben.

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