Und tschüss: Die Reisetipps der Redaktion

Eine Tradition der Höngger Zeitung ist es, dass die Redaktion der Leserschaft einige Reisetipps mit auf den Weg gibt.

Am Strand. (Foto: Freepik.com)

So, es ist soweit. Die Sommerferien haben begonnen. Die für Schulkinder unvorstellbar lange Zeit zwischen Frühlings- und Sommerferien, diese 12 unendlich scheinenden Wochen, sind vorbei. Die Prüfungen sind absolviert, Zeugnisse geschrieben, Sommerfeste sind gefeiert. Und plötzlich geht’s los. Ab dem Wochenende wird sich das Quartier wieder schlagartig leeren – es ist jedes Mal wieder erstaunlich, wie schnell wieder Sitzplätze in den Bussen, freie Handtuchflächen in den Badis und verfügbare Parkplätze in den blauen Zonen zu finden sind. Die Mitarbeitenden der Höngger Zeitung verabschieden sich ebenfalls in die Sommerpause und verraten ihre Geheimtipps für den Sommer.

Sommerferien – was will man meer?

Dagmar Schräder – Okay, zugegeben, Sommerferien am Meer sind wirklich nicht sonderlich originell. Kurz stand daher auch der Gedanke im Raum, vielleicht doch lieber für das Hierbleiben zu plädieren. Denn zuhause ist es doch immer am schönsten. Das stimmt – aber zuhause wartet auch immer genug Arbeit. Der Haushalt, der Garten, der Job, alles ist einfach nicht weit genug weg, um nachhaltig ausgeblendet werden zu können. Deshalb also Flucht ans Meer. Aber nicht in den Süden. Denn dort sind ja alle. Und ausserdem sind die hiesigen Temperaturen über 30 Grad schon warm genug. Was soll man sich da noch am Mittelmeer stapeln?

Also Nordsee: Zehn Stunden Zugfahrt, umsteigen, mit Fähre oder Katamaran auf die Insel Borkum. Schon das ist ein Abenteuer für die Familie aus dem Binnenland. Und vor Ort ein netter Kontrast zur Heimat: Flaches Land, ein paar Dünen, leichter Wind, Wattenmeer. Wenig Autoverkehr, der Strand gleich um die Ecke. Und natürlich die charakteristischen Strandkörbe. Sicherlich auch der eine oder andere Feriengast und mit etwas Pech vielleicht zwei Wochen Dauerregen – aber egal. Quality time mit der Familie, Zeit für ein, zwei Bücher, ein bisschen Fahrradfahren und die Seehunde auf den Sandbänken besuchen oder wenigstens aus der Ferne betrachten. Und zwischendurch ein paar leckere ostfriesische Spezialitäten geniessen. Sanddorn in all seinen Facetten zum Beispiel, als Marmelade oder als Schnaps. Und Fisch natürlich – für die Nichtveganer*innen in der Familie. Das lässt sich aushalten.

So nah und doch so anders

Petra England – Wer nicht verreisen kann oder möchte, sich aber dennoch nach ein bisschen Urlaubsfeeling sehnt, dem empfehle ich einen Besuch am Bodensee. Von Zürich ist man in einer Stunde in Kreuzlingen. Viele kennen den Veloweg um den Bodensee. Fast noch spannender ist der Fussweg, da er fast immer direkt am See entlang führt auf lauschigen Pfaden mit beschilften Uferzonen. Einfach loslaufen, sich treiben lassen und den Blick auf das Wasser richten, das ist meditativ und Erholung pur. Sich auf das einlassen und bestaunen, was einem am Wegesrand begegnet: die farbenfrohen Häuser auf Stelzen im Schilf, der längste Bootssteg des Sees in Altnau, eine überraschende Kunstausstellung im Haus Würth in Rorschach, zwischendurch immer wieder Naturschutzgebiete mit quakenden Fröschen und lebhaftem Vogelgesang. Kultur und Natur wechseln sich ab. Zwischendurch kann man zur Abkühlung in den türkisblauen See springen und gegen Hunger und Durst in eine der vielen neu entstandenen Bars und Biergärten einkehren.

Wenn die Füsse müde und die Sinne befriedigt sind, steigt man einfach am nächsten Bahnhof in den Thurbo ein und fährt über Romanshorn oder Kreuzlingen wieder zurück. Vielleicht bietet sich auch ein Kursschiff an. Beim nächsten Mal muss man nicht lange überlegen, man startet die Etappe dort, wo man die letzte aufgehört hat. Vielleicht bleibt sogar noch ein Abschnitt für die Herbstferien, denn der durchgehend beschilderte Fernwanderweg über Landes- und Kulturgrenzen hinweg umfasst doch um die 270 km.

Weit weg, in einem Haus am See

Bernhard Gravenkamp – Manchmal hat man Ziele, die scheinen so nahe und plötzlich sind sie unerreichbar. Und manchmal bewahrheiten sich uralte Sprüche: «Alle guten Dinge sind drei». Nach mehreren sehr gelungenen Reisen an traumhafte Seen in Schweden machten wir uns – nach positiven Erfahrungen mit frühzeitigen Buchungen – also ein Jahr im Voraus – auf die Suche nach was «Neuem», aber doch «Bekanntem». Etwas zum Entspannen, in endlos scheinender Natur, weit weg und möglichst «ab vom Schuss». Aber trotzdem komfortabel und den Wünschen entsprechend, sprich: Haus am See. Oh, kein Problem. Gibt es. Überall. Eine kurze Suche im Internet ergibt «nur» 16 Millionen Antworten. Doch eher schwierig, also ist Beschränkung angesagt. Nehmen wir noch das Land als einschränkenden Faktor hinzu: Finnland, 440000 Möglichkeiten. Und noch eine Einschränkung hinzugefügt: «Motorboot». Und hoppla: Nun sind es 987000. Wie jetzt? Mehr Boote als Häuser? Hmm.

Dann gehen wir mal auf Bildersuche. Und dann gibt man irgendwann mal auf. Oder man setzt auf Zufall. Oder man wählt noch das Wunschdatum. Und wie von Geisterhand passt dann alles zusammen. Die Künstliche Intelligenz und die arbeitenden Algorithmen bescheren uns das erhoffte Ziel. Aber dann nochmals «Hoppla»: dann kam Corona. Und die Hoffnungen wurden geschmälert und zerstört, einmal, zweimal. Aber jetzt: nach zwei Versuchen geht es dieses Jahr doch richtig los, ja wenn, wenn bis Mitte Juli nichts Gravierendes dazwischenkommt: Haus am See, wir kommen! Und nun soll das Geheimnis – zumindest teilweise – gelüftet werden: Der Volltreffer liegt auf der Höhe von Ålesund (ja, ich weiss, das ist nicht Finnland), ziemlich genau 2130 Kilometer (Luftlinie) von Höngg entfernt.

Von der Bretagne bis nach Nizza

Daniel Diriwächter – Mein erstes «Ausland» war Frankreich, da war ich ein kleiner Bub. Als mir meine Eltern mitteilten, wir werden dort die Ferien verbringen, konnte ich mir zunächst nicht viel unter «La France» vorstellen. Bis ich dann bei Sète das erste Mal das Meer sah. Mittlerweile schlägt mein Herz für zwei «Gegenpole» des Landes: Zum einen für die wilde Bretagne, zum anderen für die Königin der Cote d’Azur: Nizza. Doch beginnen wir oben, genauer: in Rennes, der Hauptstadt der Bretagne. Die lebendige Studentenstadt ist das ideale erste Reiseziel auf der Halbinsel Frankreichs. Von dort gelangt man innerhalb rund einer Stunde zum Mont-Saint-Michel, der die Grenze der Bretagne knapp verpasst. Die Felseninsel mit den Gezeiten ist eine Wucht. Aber eigentlich ist es die westliche Küste, die mich magisch anzieht. Von Rennes über Brest bis nach Le Conquet, einem malerischen Dörfchen, dauert es ungefähr vier Stunden. Auch dort bestimmen Ebbe und Flut das Leben – ausserdem lockt ein umwerfend langer und je nach Saison menschenleerer Strand. Sollte es noch westlicher sein, dann fährt ein Boot auf die Insel Ouessant. Mit einem Fahrrad lässt sich das Eiland gemütlich erkunden. Immer mit den Haaren im Wind und von der Schönheit des Atlantiks umgeben.

Sollte ich aber Lust auf eine Grossstadt haben, zieht es mich nach Südfrankeich. Nizza, das «Paris am Meer», ist weniger herausgeputzt wie Cannes oder St. Tropez (glücklicherweise), sondern eine mediterrane Grossstadt mit Ecken und Kanten. Statt eines Hotels empfehle ich eine Mietwohnung im Hafenviertel, das Leben dort ist «realer» als in der meist überfüllten Altstadt auf der anderen Seite des Felsens, der Nizza vom Meer her trennt. Beim Hafen lässt sich das nizzaische Lebensgefühl so richtig pur erleben. Dort werde ich zum Franzosen.      

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