Quartierleben
Und plötzlich Locarno
Der Höngger Loïc Hurni war beim Locarno Film Festival als Fotograf engagiert. Der Autodidakt und Politiker schwärmt von dieser Chance. Ein Rückblick.
5. September 2025 — Daniel Diriwächter
Das internationale Filmfestival in Locarno, 1946 gegründet, gehört zwar weltweit gesehen zu den kleineren seiner Art, doch längst auch zu den renommiertesten. Selbst US-Branchenblätter wie die «Variety» berichten dann regelmässig aus dem Tessin.
Die 78. Ausgabe im August lockte erneut viel Prominenz aus Film, Gesellschaft und Politik an den Lago Maggiore. Und wo sich auf der Piazza Grande beim roten Teppich die Fotografen aus aller Welt drängen, stand in diesem Jahr auch ein Höngger: Loïc Hurni, 26 Jahre alt. Für ihn war es ein Sprung ins kalte Wasser und zugleich die Erfüllung eines Traums.
Ein nützliches Instrument
Hurni ist kein ausgebildeter Fotograf, war aber als Foto-Assistent der Fotografin Pearl Bäni im Einsatz. Das Handwerk hat er sich selbst beigebracht. Für den gelernten Detailhandelsfachmann und Metzger ist die Fotografie nicht nur ein künstlerisches Ausdrucksmittel, sondern auch ein nützliches Instrument für die Vernetzung.
«Das Wichtigste für mich ist, dass ich mich präsentieren konnte, dass ich bei den Leuten sein und fotografieren durfte», sagt er. Die Begegnungen auf dem roten Teppich seien daher nicht nur glamourös gewesen, sondern auch lehrreich: «Ich konnte sehr viel Know-how mitnehmen.»
Sein Mentor im Tessin war der Medienfachmann Ronny Stocker. Von ihm lernte Hurni, wie man sich als sogenannter Action-Fotograf durchsetzt, den richtigen Moment erkennt und die eigene Handschrift entwickelt. «Von Ronny habe ich gefühlt zwei Millionen Tipps und Tricks lernen können», sagt er. Bei Stocker wird er im September eine Stage absolvieren.
Ein lehrreicher Auftritt
Während andere Fotografen auf Hollywoodstars wie Emma Thompson zielten, legte Hurni seinen Fokus anders. Er ist Mitglied der Partei Die Mitte und folgte in diesen Tagen auf David Ondraschek im Gemeinderat. Für ihn bot Locarno die Möglichkeit, Politik und Fotografie zu verbinden.
«Wir konnten Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider und verschiedene weitere Personen des politischen Geschehens – von der FDP über SP und GLP bis hin zur eigenen Mitte – am exklusiven Event «Diner politique» fotografieren und auch persönlich begrüssen», erzählt er.
Die Mechanismen der Politik
Das Festival sei so auch ein Ort gewesen, an dem er gewisse Mechanismen der Politik miterlebt habe: «Politik kann vieles verbinden, aber auch spalten. Umso wichtiger ist es zu wissen, wie man verhandelt, und zu verstehen, wie die Dinge funktionieren.» Für Hurni war es also ein lehrreicher Auftritt auf internationalem Parkett.
Wenn er heute von Locarno erzählt, – der Goldene Leopard ging übrigens an «Two Seasons, Two Strangers» aus Japan –, mischt sich Begeisterung mit Dankbarkeit. Immer wieder betont er, dass er ohne Unterstützung anderer nicht so weit gekommen wäre.
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