Unbekannter bedrohte Elfjährige am Vogtsrain

Am Montagnachmittag, 2. April, wurde ein elfjähriges Mädchen am Vogtsrain belästigt und bedroht. Seine Mutter gelangte an den «Höngger», um die ältere Frau ausfindig zu machen, die dem Mädchen geholfen hat. In der Zwischenzeit lief in Höngg die Gerüchteküche heiss.

Am Vogtsrain wurde ein elfjähriges Mädchen bedroht und belästigt.

«Eines möchte ich gleich zu Beginn klarstellen», sagte die Mutter der bedrohten Tochter (die Namen sind der Redaktion bekannt): «Der Mann, der meine Tochter bedroht und genötigt hat, hat ihr weder ein Messer gezeigt, noch hat er versucht, sie in ein Auto zu zerren.» Diese Gerüchte machten in Höngg die Runde, nachdem der Vorfall bekannt geworden war. Am Montagnachmittag des 2. April befand sich die Elfjährige kurz vor 16 Uhr auf dem Heimweg . Sie stieg aus dem 69er-Bus an der Haltestelle Hönggerberg aus und lief den Vogtsrain hinunter. Dabei wurde sie von einem Mann mit südländischem Aussehen im Alter von 20 bis 30 Jahren angesprochen. «Er sagte meiner Tochter, sie solle ihm die Hand geben und mit ihm kommen. Als sie nicht reagierte, sondern einfach ihren Heimweg weiterging, der den Vogtsrain hinunterführt, drohte er ihr, er habe ein Messer dabei», erzählte die Mutter dem «Höngger». Just in diesem Moment wurde eine ältere Frau Zeugin des Geschehens und vertrieb den Täter. «Ich bin dieser unbekannten Frau sehr dankbar, denn sie begleitete meine Tochter nach Hause und sagte ihr, sie solle alles ihrer Mutter erzählen, und diese solle die Polizei anrufen», so die Mutter weiter. Die Polizei wurde verständigt, eine Anzeige gemacht, der Fall ist in Bearbeitung.

Keine Panik verbreiten

«Mein Anliegen ist es, diese Zeugin zu finden. Ich möchte ihr danken, aber sie auch bitten, sich bei der Polizei zu melden. Vielleicht kann sie den Täter identifizieren, und er kann so gefasst werden. Meine Tochter und ich versuchen nun, diesen Vorfall zu verarbeiten», so die Mutter. Wichtig ist ihr auch zu sagen, dass sie keine Panik verbreiten wolle. In der heutigen Zeit geschähen nun einmal unerfreuliche Dinge, und da müsse man handeln. Dies und nicht mehr wolle sie tun.

Schule verteilte Infobrief

Am 10. April verteilte die Schulleitung des Schulhauses Vogtsrain einen Brief zum Vorfall an die Schulkinder, den sie ihren Eltern abgeben sollten. Schulleiterin Heidi Zandbergen erzählt: «Wir erhielten kurz vor den Osterfeiertagen Anrufe besorgter Eltern, welche vom Vorfall gehört hatten. Da das Mädchen nicht im Vogtsrain zu Schule geht, wissen wir nicht, um wen es sich handelt. So informierten wir uns bei der Kinderschutzgruppe der Stadtpolizei, wo wir die Auskunft erhielten, dass ein Mädchen in der Nähe des Schulhauses Vogtsrain bedroht worden sei und im Fall ermittelt würde.» Im Brief der Schule wurde die «Ansprechung durch einen Unbekannten» thematisiert. Sich auf die Auskünfte der Stadtpolizei berufend heisst es darin: «Tatsache ist, dass es immer wieder zu solchen Ansprechungen kommt. Während der letzten Woche kam es nun innerhalb zweier Tage zu einer Häufung von vier Ansprechungen auf dem gesamten Stadtgebiet. Die Signalemente der Unbekannten wurden immer unterschiedlich beschrieben. Die Polizei patrouilliert zurzeit häufiger und ist an den Ermittlungen dran.» Wie die Stadtpolizei Zürich dem «Höngger» gegenüber bestätigt, prüft sie derzeit, ob zwischen diesen Fällen ein Zusammenhang besteht.

Schulweg präventiv abschreiten

Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, gab dem «Höngger» Auskunft über richtiges Verhalten in Notsituationen. Im Kasten unten gibt sie Tipps, die für Kinder und Erwachsene in brenzligen Situationen gelten. Zudem rät sie, dass Eltern ihren Nachwuchs auf das Thema sensibilisieren und ihnen präventiv zeigen, wie sie sich zu verhalten haben. Eine gute Idee sei zudem, die Wege, die das Kind alleine gehe, ganz bewusst zusammen abzuschreiten und nach Hilfemöglichkeiten Ausschau zu halten: Das Geschäft an der Ecke, das Wohnhaus mit den vielen Klingeln, der Spielplatz auf halber Höhe – einfach Orte, an denen man sicher auf jemanden treffen werde, ausfindig machen und im Notfall dorthin flüchten – falls auf der Strasse keine Hilfe zu erwarten sei. Die Zeugin und Helferin des Mädchens hat sich bis Redaktionsschluss weder bei der Mutter noch bei der Polizei gemeldet. Falls sie diesen Artikel liest und handelt, kann zur Aufklärung des Falles vielleicht etwas beigetragen werden.

Wie soll man sich verhalten?
Judith Hödl, Sprecherin der Stadtpolizei Zürich, gibt folgende Tipps für das Verhalten in brenzligen Situationen: Wird man von Unbekannten angesprochen und zum Mitkommen aufgefordert, so soll man auf keinen Fall mitgehen, sondern sofort weglaufen und «Rettungsinseln» suchen. Dies sind Geschäfte, andere Leute auf der Strasse, aber auch Buschauffeure, Tramchauffeure oder andere Menschen, die man gerade sieht. Man soll auf sich aufmerksam machen, also um Hilfe schreien, gestikulieren – alles, was Aufmerksamkeit erregt. Diese Tipps gelten für Kinder und Erwachsene. Kinder sollen zudem Fremden nichts Persönliches erzählen, weder ihren Namen noch sonst etwas preisgeben. Wichtig ist zudem, dass sie Vorfälle sofort daheim, in der Schule oder im Kindergarten erzählen – also gleich an dem Ort, an dem sie nach dem Vorfall ankommen. Die Polizei soll in jedem Fall verständigt werden, und zwar unter der Notrufnummer 117. Die Fachgruppe Kinderschutz ist zu Bürozeiten unter der Telefonnummer 044 411 64 80 zu erreichen.