Träumen erlaubt

Der Verein Musicalprojekt Zürich 10 begeisterte die zahlreichen Zuschauer mit dem Musical «Züri Ragazzi – Welcome to the 60s». Die Protagonistin Vreni Frei kämpft mit den starren Regeln und Konventionen des konservativen Zürichs der 60er-Jahre.

Die Figuren verbindet trotz unterschiedlicher Herkunft und Kleidung etwas: die Freude am Tanzen.
Wenn Vreni und ihre Freundin mit ihren Müttern diskutieren, stossen zwei sehr verschiedene Generationen aufeinander.
Impressionen vom Musical
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Vreni ist verzweifelt: Sie darf bei der Willy-Walter-Tanzshow nicht mittanzen, da sie mit ihrer Kleidung, einer Hose, nicht zum Vortanzen gelassen wird. Eine Italienerin wird wegen ihrer Herkunft ebenfalls abgewiesen. Vreni wird darauf von Willy Walter persönlich entdeckt und wird der neue Star der Show. Als ihr aber bewusst wird, dass die Italiener ausgegrenzt werden und nur am «Tschingge-Tag» im Fernsehen tanzen dürfen, beschliesst sie, mit ihren italienischen Freunden vor dem Fernsehstudio für gleiche Rechte zu demonstrieren, weshalb sie darauf im Gefängnis landet. Ihr gelingt es, zu flüchten, sodass sie und ihre Freunde noch rechtzeitig in die Willy-Walter-Show zum Tanzwettbewerb kommen. Willy Walter hilft mit, sie in das Studio zu schmuggeln. Vreni gewinnt den Wettbewerb und wird zum neuen Gesicht von Ovomaltine gekürt. Doch der noch grössere Sieg für sie ist, dass sie endlich mit all ihren Freunden, sowohl von Schweizer als auch von Italienischer Herkunft, im Fernsehen tanzen kann.

Von Halsketten mit Kruzifix und skandalösen Hosen

Die Darsteller begeisterten mit frechen Tanzschritten und gefühlsvollem Gesang. Das Publikum fühlte mit: Als Vreni (Anja Richard) ins Gefängnis kommt, wurden Buhrufe aus dem Publikum laut. Besonders die italienische Mutter, Mamma Rosa Galli (Janine Bill), überzeugte mit einer kraftvollen Stimme. Sowohl das Bühnenbild, das selber gebaut war, als auch die Kleider versetzten das Publikum in die Zeit der 60er-Jahre. Die Kostüme unterstrichen ausgeklügelt den Charakter der Figuren. So war die sehr religiöse Mutter mit langem Rock und einer prominenten Kruzifix-Kette gekleidet, während Vrenis progressive Art durch ihre Hose hervorgehoben wurde. Auch tolle Requisiten kamen zum Einsatz. Ein Kasten, der Werbung für Ovomaltine machte, entpuppte sich beispielsweise als trojanisches Pferd: Vreni’s Mutter konnte sich darin verstecken und in die Willy-Walter-Show geschmuggelt werden. Auch die Lieder, die von einer Live-Band begleitet wurden, waren im 60er-Style.

Tanzen ist für alle

Obwohl das Stück in den 60ern spielt, sind die Themen heute noch relevant. Es werden die Freuden und Leiden des Erwachsenwerdens gezeigt: Vreni lernt ihre erste grosse Liebe kennen, gleichzeitig streitet sie viel mit ihrer Mutter, weil sie immer seltener gleicher Meinung sind. Vreni hat auch mit den Konventionen zur Kleidung zu kämpfen. So wird sie abgewiesen bei der Tanzshow, weil sie Hosen trägt. «Hast du das Gefühl, du wirst jemals einen Mann finden?», giftet die Haupttänzerin der Show sie an. Auch in der Schule wird sie zum Nachsitzen verdonnert, weil ihre Kleidung «nicht angebracht» sei. Vreni lässt sich nicht unterkriegen und trägt bis zum Ende Hosen, auch beim Tanzen in der Willy-Walter-Show, wo sonst alle Mädchen brav Röcke tragen. Es kommen im Stück Fragen auf, die immer noch aktuell sind: Wie soll mit Ausländer*innen umgegangen werden? Wie wichtig ist Integration? Es wird konkret die Diskriminierung der Italiener thematisiert. Beim Schulball müssen sie getrennt von den Schweizern tanzen, und auch bei der Willy-Walter-Show wird nie zusammen getanzt. Das Stück hat eine klare Botschaft: Wenn man an etwas glaubt, ist es auch möglich. Vreni ist eine Träumerin. So kann sie nach einer Begegnung mit dem Star der Tanzshow schon die Hochzeitsglocken hören und singt «I can hear the bells». Ausserdem wünscht sie sich, die erste weibliche Bundesrätin der Schweiz zu werden. Die Protagonistin will auch, dass ihre italienischen Freunde an mehr als nur dem «Tschingge-Tag» in der Tanzshow tanzen dürfen. Das gelingt auch: So tanzt und singt sie am Ende mit ihren Schweizer und italienischen Freunden auf der Bühne. Und bei ihrem Tanz beteuert Vreni, sie widme ihn allen, «egal ob gross oder klein, Schweizer oder Italiener, Zürichberg oder Hönggerberg».

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