Manche mögen’s süss

Sie zählt nicht wirklich zu den Ur-Hönggerinnen, die Mauereidechse. Per Bahn in Zürich angekommen, breitete sie sich in den 1990er Jahren entlang der Limmat aus und ist inzwischen bis auf den Hönggerberg vorgedrungen.

1
Mit seiner gespaltenen Zunge leckt dieses Mauereidechsenweibchen genüsslich Nektar aus der Blüte des Pfaffenkäppchens.

Ursprüngliche Vorkommen gibt es im Kanton Zürich nur wenige, beispielsweise auf der Hohflue im Bachsertal. Die Höngger Mauereidechsen stammen wohl aus südlichen Regionen. Wer sie nicht im eigenen Garten hat, kann die Sonnenanbeterinnen an den Steinmauern entlang der Fusswege vom Restaurant Hönggerhof limmataufwärts und unterhalb der Reformierten Kirche sehr gut beobachten. Denn im Gegensatz zu den Zauneidechsen, die leider in Höngg selten geworden sind, leben Mauereidechsen gerne in Gruppen. Am besten macht man sich zwischen zehn und elf Uhr auf die Pirsch. Sobald die Sonne die Steinmauern erwärmt, kriechen die Echsen hervor. Anders als Säugetiere und Vögel, können Reptilien ihre Körpertemperatur nicht konstant halten, sondern sind von der Umgebungstemperatur abhängig. So lassen sich die vorerst trägen Mauereidechsen von der Sonne aufheizen, bevor sie sich dann ganz flink auf Jagd nach Insekten, Spinnen und Würmern machen. Daneben sind sie aber im wahrsten Sinne des Wortes auch richtige Schleckmäuler, wie wir neulich feststellen konnten.

An einem sonnigen Maimorgen entdeckten wir ein Mauereidechsenweibchen im Blattwerk unseres Pfaffenkäppchens. Geschickt kletterte es darin herum und züngelte dabei unablässig. Eidechsen nehmen mit ihren Zungenspitzen Geruchspartikel aus der Luft auf und führen sie in ein spezielles Geruchsorgan am Gaumendach. Weil ihre Zungenspitze in zwei Hälften gespalten und das Geruchsorgan paarig ist, können sie feststellen, ob ein Geruch von links oder von rechts kommt. So fand unser Eidechsenweibchen zielgerichtet jede der unscheinbaren Blüten und erfreute sich an deren Nektar.

Dies nachzumachen ist keine gute Idee, denn Pfaffenkäppchen sind für uns Menschen giftig. Eine gute Idee ist jedoch Podarcis muralis im Garten einen Lebensraum mit Trockensteinmauern voller Ritzen und Spalten anzubieten. Steinhaufen mit lockerer Erde und Sand unterlegt und kunstvoll von Holzstücken durchsetzt sehen nicht nur hübsch aus, sondern werden von den Weibchen gerne als Eiablageplätze genutzt. Vielleicht erfreuen Sie sich so bereits diesen Juli an den winzigen Jungtieren.

1 Kommentare


Themen entdecken