Tattoos für den guten Zweck

Die junge Höngger Non-Profit-Organisation Up Development wurde für die kreativste Fundraising-Aktion ausgezeichnet. Es ist eine Idee, die unter die Haut geht.

Erfolgreiche Höngger: Maurice Riedel, Festivalmanager, und Benjamin Andres, Geschäftsleiter von UP Development. (Foto: zvg)

Höngg ist die Heimat vieler Vereine. Dazu gehören nicht nur solche, deren Zweck das Quartier berücksichtigt, sondern auch jene, die über die Grenzen hinweg wirken. Einer von ihnen nennt sich UP Development. Gegründet wurde der Verein, der sich heute als junges Unternehmen bezeichnet, von Christian und Benjamin Andres.

«Wir streben nach einer Welt, in der Unternehmen unseren Planeten respektieren, natürliche Ökosysteme fördern und zu gesellschaftlichem Wohl beitragen», heisst es auf der Website. Einst mit «Obrobibini Peace Complex» bezeichnet, setzt Up Development heute auf Berufsbildung, Nachhaltigkeit und Beratung. Hauptfokus ist das Berufsbildungszentrum für ökologische Landwirtschaft und Sozialunternehmertum in Busua, Ghana.

In nur sechs Jahren wuchs die Organisation stetig. Mittlerweile fungiert Benjamin Andres als Geschäftsleiter in der Schweiz, während Christian Andres sich auf die Arbeit in Ghana konzentriert. «Wir haben heute in der Schweiz fünf Angestellte und in Ghana rund 50 Mitarbeitende», sagt Benjamin Andres nicht ohne Stolz. Er ist es auch, der dem «Höngger» vom jüngsten Erfolg erzählt.

Ein mobiles Tattoo-Studio

Um in der Fundraising-Branche bestehen zu können, seien neue Ideen gefragt, so der Geschäftsleiter. Vor rund zwei Jahren habe man deshalb eine Idee entwickelt, die sprichwörtlich unter die Haut geht. «Es galt, die Menschen zu uns zu bringen», so Andres. Und nicht, wie bei Standaktionen üblich, auf die Leute zuzugehen. Also dachte er an die Präsenz an Festivals und an – Tattoos. Das kam nicht von ungefähr, da seine Frau Sarah Hofmann ein Tattoo-Studio am Escher-Wyss-Platz führt.

So entstand das Vorhaben, mit einem mobilen Studio ausgewählte Festivals zu besuchen. Für 150 Franken konnten sich die Musik-Fans dort ein kleines Sujet ihrer Wahl stechen lassen. Die Hälfte der Einnahmen sollte an die Tätowiererinnen gehen, die andere Hälfte an UP Development.

Das hatte Erfolg: 2023 wurden an insgesamt zwölf Festivals, darunter das Festival Frauenfeld, mehr als 750 Tattoos gestochen. Zehn Tätowiererinnen waren dafür im Einsatz und Volunteers leisteten rund 500 Stunden Freiwilligenarbeit. Weiter konnte die Gönneranzahl um 540 Mitglieder erweitert werden (heute seien es insgesamt rund 1500); während des Stechens hatten die Freiwilligen genügend Zeit, um die Ziele von Up Development vorzustellen.

«Wir waren meist ausgebucht und mussten Zeitpläne mit jeweils 30 Minuten machen, um alle Interessierten zu berücksichtigen.» Dabei galt es, auf alle Hygienemassnahmen zu achten. Und wie im Tattoo-Geschäft üblich, mussten alle eine Einverständniserklärung unterschreiben. Ebenso wurde auf den körperlichen Zustand geachtet. «Hatte jemand offensichtlich zu viel getrunken, haben wir kein Tattoo gestochen», so Andres.

Mut und Motivation

Das erfolgreiche Projekt wurde in diesem Sommer für den Swissfundraising Award nominiert, der im Kursaal Bern verliehen wurde. Es ist ein Preis der Berufsorganisation der Fundraiser*innen. In der Sparte «Kreativste Fundraising-Aktion» siegte der Höngger Verein. «Wir mussten uns in einem Pitch innert fünf Minuten vorstellen», so Andres. Wir, das waren er und der Festivalmanager Maurice Riedel.

«Dieser Preis ist in unserer Branche eine grosse Auszeichnung, er gibt uns Mut und Motivation, unsere Ziele in Sachen Bildung und Nachhaltigkeit weiter zu verfolgen», sagt Andres. Daher geht es im nächsten Sommer weiter mit den mobilen Tattoo-Studios. Ziel sei es, an weiteren grossen Festivals angenommen zu werden, etwa auf dem Gurten in Bern oder beim Paléo in Nyon. «Spendenaktionen sind in der Regel an den grossen Anlässen weniger beliebt, aber mit unserer Idee und dem Preis haben wir gute Chancen», so Andres.

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