Quartierleben
Tänzerische Leichtigkeit und schwelgerische Melancholie
Die Sinfonietta Höngg lud zu ihrem zweiten Konzert des Jahres, dem Serenaden-Konzert «Suonare e danzare». Die reformierte Kirche war am Mittwoch, 24. Juni, bis auf den letzten Platz besetzt. Das Publikum freute sich auf italienische Musik aus vier Jahrhunderten.
30. Juni 2015 — Redaktion Höngger
Kurz vor 20 Uhr liefen die Musikerinnen und Musiker der Sinfonietta Höngg mit ihren Instrumenten, die roten Halstücher im Wind wehend, vom Pfarrhaus in die Kirche, wo sie mit grossem Applaus empfangen wurden. Adrett in schwarz gekleidet, nahmen sie Platz und folgten durchs ganze Konzert hindurch dem langjährigen Dirigenten Emanuel Rütsche auf den kleinsten Wink seines Taktstocks hin. Dieser führte harmonisch und sanft, was ihm seine Musikerinnen und Musiker mit voller Konzentration dankten.
Eine Chance, volle Kirche
Die Konzerte der Sinfonietta Höngg sind so beliebt, dass einige Besucherinnen und Besucher auf der Empore gar auf dem Boden sassen, weil für weitere Stühle kein Platz vorhanden war. «Wir üben jeweils sechs Monate jede Woche für ein Konzert, dann, zack, hast du eine Chance, und dann ist es schon wieder vorbei», so der sympathische Orchesterleiter Emanuel Rütsche. «Die Akustik ist bestens, nur schade, ist die Kirche nicht grösser. Mit 220 Leuten ist sie bereits voll besetzt.»
Hochleistungstrompete braucht einen guten Schnauf
Eröffnet wurde das Konzert, entgegen dem gedruckten Programm, mit Antonio Vivaldis Concerto per Due Trombe in Do maggiore. Die beiden Solo-Trompeter des Abends waren Albert Benz vom Orchester der Oper Zürich und sein zeitweiliger Schüler Ernst Lätsch, der seit 37 Jahren Solotrompeter der Sinfonietta Höngg ist. Beide meisterten die technisch sehr anspruchsvollen und hohen Solopartien mit Bravour.
Im Orchester werden 14 Geigen, fünf Bratschen, fünf Celli, zwei Kontrabässe und je zwei Holzblasinstrumente – Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott sowie ein Horn, eine Trompete und eine Harfe von festen Mitgliedern gespielt. Weitere Hörner, Posaunen, Cembalo oder Schlagzeug werden nach Bedarf hinzugezogen.
Barock, Romantik, Spätromantik und Neo-Barock erklang
Im Laufe des Konzertes gab es Werke von Ottorino Respighi, Pietro Mascagni, Vincenzo Bellini, Giacomo Puccini, Tomaso Albinoni und Ottorino Respighi zu hören. Gewisse Werke regten richtiggehend zum Tanzen an, zumindest geistig, andere wie die Trauermusik «Crisantemi» von Giacomo Puccini klangen melancholisch-schwermütig und weckten die wehmütigen Emotionen der Besucherinnen und Besucher.
Dem gegenüber stand die Ouverture zur Oper Norma von Vincenzo Bellini: Schwelgerisch-opulent mit Pauken erklang das gut 40 Personen umfassende Orchester, man konnte sich die Priesterin und Geliebte Norma bildlich als Diva vorstellen, so gut transportierte die Musik das geistige Bild in die Köpfe.
Die beiden Solo-Trompeter kamen in Tomaso Albinonis Concerto per Due Trombe in Do maggiore wieder «zu Wort», welches ein zuversichtlich stimmendes, lüpfiges Werk ist, bei dem die Tänze zu Hofe vor dem inneren Auge schwungvoll vorbeizogen. Nach verflossener Liebe klang Pietro Mascagnis Intermezzo sinfonico aus Cavalleria rusticana, wie Filmmusik Ottorino Respighis Antiche Danze ed Arie per liuto, Suite Nr. 2: Insbesondere die Danza rustica, ursprünglich 1617 von Giovanni Battista Besardo geschrieben und von Respighi prächtig und mitreissend instrumentiert, liessen den Sommer leicht durch die hohen Gemäuer der Höngger Kirche schweben. Im Anschluss an das Konzert traf man sich beim reichhaltigen Apéro, wo man plauderte und den Musikern herzliche Komplimente machte.
Mehr zur Sinfonietta Höngg unter www.sinfonietta-hoengg.ch
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