Strom aus Solarenergie – lohnt sich das?

Eine Vergleichsstudie der ETH hat untersucht, in welchen Städten und Gemeinden es sich für Hausbesitzer*innen lohnt, eine Photovoltaikanlage aufs Dach zu setzen. Die Unterschiede sind eklatant. In der Stadt Zürich ist eine Investition noch wenig attraktiv.

Die Grafil bildet die erwartete Rendite einer optimal dimensionierten Solaranlage für ein Einfamilienhaus mit Gasheizung in fast allen Schweizer Gemeinden und Städten ab. Je heller die Gemeinden, desto höher die Rendite einer Anlage über einen Zeitraum von 30 Jahren.

Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren, muss zunächst einmal rechnen: Wie gross muss die Anlage sein, um genug Strom zu produzieren? Welche Kosten fallen für Anschaffung und Installation an? Und wieviel lässt sich bei der Stromrechnung durch die selbst produzierte Energie sparen? Eine äusserst komplexe Rechnung. Eine jüngst veröffentlichte Studie der ETH, die diese in Zusammenarbeit mit der Uni Bern durchgeführt hat, hat für 2067 Städte und Gemeinden in der Schweiz untersucht, unter welchen Bedingungen sich eine Anlage finanziell lohnt. Als Kriterium für Profitabilität galt dabei, «wenn der erwartete Gewinn über eine Lebensdauer von dreissig Jahren grösser als drei Prozent ist». Dabei berücksichtigten sie für jede Gemeinde neben den Anschaffungskosten und Förderungsbeiträgen die ertragsoptimierte Leistung der Anlage, die Höhe der Vergütung für den in das Netz eingespeisten Solarstrom, die Stromkosten, die durch den Eigenverbrauch des Solarstroms gespart werden, sowie Steuerregeln.

Diese resultierende Profitabilität unterscheidet sich von Kanton zu Kanton, ja sogar von Gemeinde zu Gemeinde erheblich, wie die Studie offenbart. Die Forscher*innen sprechen in ihrer Arbeit von einem «Flickenteppich» der Regulierungen. Während Steuerregeln und Subventionen kantonale und gemeindliche Unterschiede aufweisen, werden Stromkosten und Einspeisevergütungen von den Energieversorgungsunternehmen festgesetzt. Und davon gibt es hierzulande eine ganze Menge:  «Hier in der Schweiz haben wir die verrückte Situation, dass wir landesweit 630 verschiedene Energieversorgungsunternehmen haben. Und jedes Energieversorgungsunternehmen berechnet seine Tarife anders», erläutert ETH- Professor Tobias Schmidt, einer der Verfasser der Studie, die Ausgangslage.

Lohnt sich eine Solaranlage in Zürich?

In der Stadt Zürich, das ergaben die Recherchen der Wissenschaftler*innen, braucht es eine gewisse Portion Idealismus, um die Photovoltaik gegenüber anderen Energiequellen zu bevorzugen – zumindest für Einfamilienhausbesitzer ohne Wärmepumpe. Zwar sind die städtischen Subventionen ziemlich hoch und auch der kantonale Steuersatz ist vergleichsweise günstig, doch die Einspeisevergütung durch das Stromversorgungsunternehmen EWZ ist mit rund 8 Rappen pro Kilowattstunde (Daten aus dem Jahr 2022) im nationalen Vergleich niedrig, der Strompreis mit 26.4 Rappen dagegen eher hoch. «Für Einfamilienhausbesitzer ist die Installation einer Anlage daher in der Stadt nicht wirklich rentabel», erklärt Schmid. Oder, im Wortlaut der Studie: «2022 zahlte es sich für einen Besitzer oder eine Besitzerin eines Einfamilienhauses ohne Wärmepumpe nicht einmal aus, in eine relativ kleine Solaranlage mit 4 Kilowatt Leistung zu investieren.» Finanziell lohne sich eine Solaranlage demnach vor allem bei Mehrfamilienhäusern, insbesondere in Kombination mit einer Wärmepumpe. Denn rentabel sei eine Solaranlage in der Stadt bei den niedrigen Einspeisevergütungen eigentlich nur, wenn der Grossteil des produzierten Stroms auch selbst verbraucht werde. Und während bei einem Einfamilienhaus ohne Wärmepumpe der Eigenverbrauch des produzierten Stroms bei lediglich rund 15 Prozent liegt, ist der Anteil bei einem Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe mit rund 60 Prozent deutlich höher.

Dachflächen werden nicht ausgenutzt

Dieser Umstand führe, so Schmid, noch zu einer weiteren Problematik. Nämlich zu der ökonomisch völlig unsinnigen Entwicklung, dass es sich auch bei grösseren Dächern oftmals gar nicht lohne, die ganze Fläche mit PV-Modulen zu bestücken. Das sei nicht nur aus ökologischer Sicht ziemlich bedenklich, so Schmid. Denn einerseits würde damit vorhandenes Potenzial nicht genutzt. Und andererseits sei dieses Vorgehen auch in Bezug auf eine mögliche Erweiterung der Anlage nicht nachhaltig. Denn der Aufwand und die Investitionskosten für den Zubau an Modulen seien ungleich höher, als wenn direkt in eine grössere Anlage investiert würde.

Höhere Einspeisevergütungen wären nötig

Wie aber liesse sich die Situation nachhaltig verbessern? Schliesslich ist der Ausbau der Sonnenenergie eines der erklärten Ziele der Schweiz in Zusammenhang mit der Erreichung ihrer Klimaschutzvorgaben. Die Studienautor*innen schlagen vor, den Bau von Solaranlagen schweizweit von den Steuern zu befreien sowie Investitionen in Gebäude, die jünger als fünf Jahre sind, steuerlich absetzbar zu machen. Vor allem aber müssten diejenigen Netzbetreiber, deren Stromtarife und Vergütungen den Ausbau der Solarenergie unrentabel machen, ihre Preise anpassen. Hier könnte auch ein bundesweit garantierter Mindestpreis für die Vergütung helfen, den Hausbesitzer*innen eine gewisse Sicherheit zu geben. Bis anhin sind die Schwankungen sowohl bei Strompreisen als auch bei den Vergütungen so gross, dass auch eine Planung gar nicht wirklich möglich ist.
Und schliesslich hätte jede*r einzelne noch die Möglichkeit, die Effizienz seiner/ihrer Anlage zu speichern: So könnten Einfamilienhausbesitzer*innen darüber nachdenken, nicht nur auf eine Wärmepumpe als Heizung umzusatteln, sondern auch in punkto Mobilität von Verbrennungsmotoren auf Elektroautos zu wechseln: «Sobald man sein eigenes Auto mit dem Strom vom Dach aufladen kann, sieht nämlich auch die Bilanz für Einfamilienhäuser wieder viel besser aus», erklärt Schmidt.

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