«Stopp Werbung»: Funktioniert das überhaupt?

Weshalb ist ein Briefkasten gefüllt mit Werbeangeboten, obwohl ein «Stopp Werbung»-Kleber davon abhalten soll? Auf Anfrage einer Leserin ist der «Höngger» dieser Frage nachgegangen und hat recherchiert.

«Bitte keine Werbung», «Werbung nicht erwünscht», «Stopp Reklame!». Jeder kennt die meist roten, warnenden Aufkleber an den Briefkästen. Ein «Stopp Werbung»-Kleber hat ein klar formuliertes Ziel. Er soll den Briefkasten davor bewahren, mit Werbeangeboten für neue Elektrogeräte, Möbel, Kleider oder sonstige Konsumgüter zugepflastert zu werden. Oft wird diesem Kleber jedoch wenig Beachtung geschenkt. Zurück aus den Ferien, erwartet einen ein voller Kasten mit unerwünschten Prospekten und Flyern. Wie kommt es dazu und was kann man dagegen tun?

«Kommerzielle» vs. offizielle Sendungen

Bei der Zustellung unadressierter Sendungen unterscheidet die Post zwischen «kommerziellen» Sendungen und sogenannten offiziellen Sendungen. Erstere werden nicht zugestellt, wenn Briefkästen mit «Bitte keine Werbung» vermerkt sind, alle anderen dagegen schon.
Die Liste offizieller Sendungen umfasst verschiedene Briefe und Informationen von öffentlichen Behörden und Verwaltungen wie dem Bund, Kanton und Gemeinden, aber auch Sendungen von politischen Parteien und Organisationen, wenn sie «dem Informationsbedürfnis einer breiten Öffentlichkeit» entsprechen, wie beispielsweise eine Abstimmungszeitung einer Partei.
Hinzu kommen nichtkommerzielle Sendungen von gemeinnützigen Organisationen, ebenfalls mit dem Anspruch des «Informationsbedürfnis einer breiten Öffentlichkeit», sowie amtliche Anzeiger und Printmedien. Zu letzteren gehört auch diese Quartierzeitung, der «Höngger».

Die Werbeoffensive der Post

Gemäss dem Konsumentenschutz sind auch grosse, staatliche Unternehmen wie die Post daran beteiligt, die Werbungssperre zu umgehen. Mit einer gross angelegten Aktion hat die Post an mehrere hunderttausend Haushalte einen Brief versendet: Wer einen «Werbung OK»-Kleber an den Briefkasten klebt, kommt in den Genuss von verschiedenen Warenmustern. Den «Werbung OK»-Kleber hat die Post im selben Brief gleich mitgeliefert. Mit diesem Trick verführt die Post dazu, Briefkästen zugänglich für Werbung zu machen. Das Kleingedruckte dabei ist, dass der Briefkasten dadurch nicht nur zugänglich für das «Gratismüsterli» wird, sondern auch für den gesamten Rest der nicht erwünschten Werbeflut.
Gemäss dem Tages-Anzeiger ist diese gross angelegte Kampagne auch auf einen zunehmenden Einnahmenrückgang zurückzuführen. Durch die zunehmende Digitalisierung und den Rückgang des Briefverkehrs, ist die Post auf neue Einnahmequellen angewiesen. Denn sie verdient an jeder zugestellten Werbesendung mit. Der gelbe Riese ist aber nur ein Beispiel. Es kommt auch oft vor, dass der «Stopp Werbung»-Kleber von anderen Verteilerfirmen schlicht ignoriert wird.

Prävention gegen Werbung

Es gibt einige Verhaltensweisen, die man beachten sollte, um unerwünschter Werbung vorzubeugen. Wenn man in Besitz eines «Stopp Werbung»-Klebers ist und dennoch unadressierte Werbesendungen erhält, kann man den Absender der entsprechenden Werbung mit einem eingeschriebenen Brief dazu auffordern, dies zu unterlassen. Der «Höngger» stellt auf seiner Webseite einen entsprechenden Musterbrief des Konsumentenschutzes zur Verfügung. Wichtig ist auch, dass man mit persönlichen Daten und Informationen «sparsam» umgeht. Adressen sollten nur angegeben werden, wenn es wirklich nötig ist. Zusätzlich sollte bei Adressangaben immer auch angegeben werden, dass die Adresse nur für den entsprechenden Zweck verwendet werden sollte und nicht weitergegeben werden darf. Ausserdem kann man die eigene Adresse beim Schweizer Dialogmarketingverband SDV sperren lassen. Die Mitglieder des SDV verpflichten sich, gesperrte Adressen nicht zu bewerben.
Auch die Zustellung des «Hönggers» könnte theoretisch unterbunden werden. Ist die Quartierzeitung unerwünscht, hilft ein individueller Kleber mit der Aufschrift «Bitte kein Höngger», so weiss der Zusteller, dass er den entsprechenden Briefkasten nicht bedienen soll. Um allerdings in den Genuss dieser und weiteren, spannenden Informationen zu kommen, wäre das eine eher kontraproduktive Idee.

Musterbrief des Konsumentenschutzes

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